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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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angerufen.«
    »Und hat mein Büro gesagt, daß es sich um einen Notfall handelt?«
    »Man hat gesagt, Ihr Vater versuchte, Sie ausfindig zu machen.«
    »Das ist kein Notfall. Das ist eine Laune.«
    »Ich glaube, du bist vielleicht doch dieser Araber, Lämmchen«, sinnierte die Comtessa. Sie lag neben Vittorio im Federbett. Die Steppdecke aus Eiderdaunen war bis zu ihren nackten Hüften hinuntergerutscht. »Du bist wunderbar. So geduldig.«
    »Aber nicht geduldig genug, denke ich«, antwortete Fontini-Cristi. Er setzte sich auf, lehnte sch an das Kopfende des Bettes und blickte auf die Frau hinunter. Er rauchte eine Zigarette.
    »Nicht geduldig genug«, pflichtete die Comtessa d'Avenzo ihm bei, wandte ihm das Gesicht zu und lächelte ihn an. »Warum machst du die Zigarette nicht aus?«
    »Gleich. Ganz sicher. Etwas Wein?« Er deutete auf den silbernen Eiskübel, der in Reichweite auf einem Dreibein stand. Eine entkorkte Flasche mit einer Leinenserviette lag in dem schmelzenden Eis.
    Die Comtessa starrte ihn an, und ihr Atem ging schneller. »Schenk den Wein ein. Ich werde den meinen trinken.«
    Mit einer flüssigen, schnellen Bewegung drehte die Frau sich herum und griff unter der weichen Daunendecke mit beiden Händen nach Vittorios Penis. Sie hob die Decke und schob das Gesicht darunter, über Vittorio. Die Daunendecke fiel zurück und bedeckte ihren Kopf, während ihr kehliges Stöhnen immer lauter wurde und ihr ganzer Körper zuckte.
    Die Kellner räumten die Teller weg und rollten den Tisch hinaus, ein Commesso zündete im offenen Kamin ein Feuer an und servierte Brandy.
    »Ein reizender Tag war das«, sagte die Comtessa d'Avenzo. »Können wir das öfter tun?«
    »Ich denke, wir sollten uns da einen Plan machen. Nach deinem Kalender natürlich.«
    »Natürlich.« Die Frau lachte kehlig. »Du bist ein sehr praktischer Mann.«
    »Warum nicht? Das ist einfach.«
    Das Telefon klingelte. Vittorio sah zu dem Gerät hinüber, verstimmt. Er erhob sich aus dem Sessel vor dem Kamin und ging verärgert zum Nachttisch, nahm den Hörer ab und sagte unfreundlich: »Ja?«
    Die Stimme am anderen Ende klang entfernt vertraut. »Hier spricht Tesca. Alfredo Tesca.«
    »Wer?«
    »Einer der Vorarbeiter aus der Fabrik in Mailand.«
    »Was sind Sie? Wie können Sie es wagen, hier anzurufen! Wo haben Sie die Nummer her?«
    Tesca schwieg einen Augenblick lang. »Ich habe das Leben Ihrer Sekretärin bedroht, junger Padrone. Und ich hätte sie getötet, wenn sie mir die Nummer nicht gegeben hätte. Sie können mich morgen hinauswerfen. Ich bin Vorarbeiter in Ihrer Fabrik. Aber zuerst bin ich Partigiano.«
    »Sie sind entlassen. Jetzt! In diesem Augenblick!«
    »Wie Sie wünschen, Signore!«
    »Ich will nichts mit...«
    »Basta!« schrie Tesca. »Dafür ist jetzt keine Zeit! Alle suchen Sie! Der Padrone ist in Gefahr. Ihre ganze Familie ist in Gefahr! Fahren Sie nach Campo di Fiori! Sofort! Ihr Vater sagt, Sie sollen die Stallstraße nehmen!«
    Das Telefon wurde stumm.
    Savarone trat durch die weite Halle in den riesigen Speiseraum von Campo di Fiori. Alles war, wie es sein sollte. Der Raum war mit Söhnen und Töchtern, Ehemännern und Frauen und einer lärmenden Schar von Enkelkindern gefüllt. Die Dienstboten hatten silberne Tabletts mit Antipasto auf die Marmortische gestellt. Eine hohe Fichte, die bis zu der alten Decke reichte, prangte als herrlicher Weihnachtsbaum, und ihre Lichter und der glitzernde Baumschmuck erfüllten den Raum mit Reflexen von Farbe, die sich von den Gobelins und dem schwarzen Mobiliar widerspiegelten.
    Draußen in der kreisförmigen Auffahrt vor den marmornen Eingangsstufen standen vier Automobile, die von den Scheinwerfern bestrahlt wurden, die unter dem Vordach angebracht waren. Man konnte sie leicht mit ganz beliebigen Fahrzeugen verwechseln, und so wollte es Savarone. Wenn das Razziakommando eintraf, würde es nur eine unschuldige, festliche Familienzusammenkunft vorfinden. Eines der üblichen Festtagsessen. Sonst nichts.
    Mit Ausnahme eines würdevoll verärgerten Patriarchen eines der mächtigsten Clans von ganz Italien: des Padrone der Fontini-Cristi, der zu erfahren verlangen würde, wer für diesen barbarischen Überfall verantwortlich war.
    Nur Vittorio fehlte, und seine Anwesenheit war lebenswichtig. Es könnte sein, daß Fragen gestellt wurden, die wiederum zu anderen Fragen führten. Der widersetzliche Vittorio, der ihre Arbeit verspottete, könnte sich ungerechtfertigtem Verdacht aussetzen. Was

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