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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Finsternis hervortraten und von den anderen Scheinwerfern verschluckt wurden, die die ganze Gegend in weißes Licht tauchten. Die Wagen fuhren in die kreisförmige Auffahrt, brausten links an den anderen Fahrzeugen vorbei und hielten plötzlich in Abständen vor den Steintreppen an, die zu den schweren Eichenflügeln des Eingangsportals hinaufführten.
    Männer sprangen aus den Wagen. Männer, die alle schwarze Anzüge und schwarze Mäntel trugen und Waffen in der Hand hielten.
    Waffen!
    Vittorio blickte starr hinüber. Die Männer - sieben, acht, neun - hasteten die Treppe zur Tür hinauf. Ein hochgewachsener Mann ganz vorn übernahm das Kommando. Er hob die Hand, so daß die hinter ihm sie sehen konnten, und befahl ihnen, sich zu beiden Seiten der Türen aufzustellen, vier auf jeder Seite. Er zog mit der linken Hand an der Glocke, während die rechte immer noch die Pistole hielt.
    Vittorio führte den Feldstecher an die Augen. Das Gesicht des Mannes war abgewandt, auf die Tür gerichtet, aber jetzt konnte man ganz deutlich die Waffe sehen, die er in der Hand hielt. Es war eine deutsche Luger. Vittorios Feldstecher wanderte zu der Gruppe links vom Eingang und dann zu der anderen, die rechts stand.
    Die Waffen waren alle deutsch. Vier Luger und vier Bergmann MP 38 Maschinenpistolen.
    Vittorios Magen verkrampfte sich plötzlich. Sein Geist fing Feuer, während er ungläubig zusah. Was hatte Rom da zugelassen? Es war unglaublich!
    Er richtete seinen Feldstecher auf die drei Fahrzeuge. In jedem saß ein Mann. Alle waren im Schatten. Man konnte durch die Heckfenster nur ihre Köpfe sehen. Vittorio konzentrierte sich auf den ihm am nächsten stehenden Wagen, auf den Mann im Inneren jenes Wagens.
    Der Mann rutschte auf dem Sitz zur Seite und blickte nach rechts. Jetzt erfaßte das Licht der Deckenscheinwerfer sein Haar. Es war kurzgeschnittenes, graues Haar, aber mit einer weißen Strähne, die von der Stirn ausgehend nach hinten verlief. An dem Mann war etwas unbestimmt Vertrautes - die Kopfform, die weiße Strähne im Haar -, aber Vittorio wußte nicht, wo er ihn hintun sollte.
    Die Tür des Hauses öffnete sich. Ein Hausmädchen stand im Türrahmen, erschreckt vom Anblick des großen Mannes mit einer Waffe. Vittorio starrte wütend auf das Schauspiel, das sich ihm darbot. Rom würde diese Beleidigung teuer bezahlen. Der hochgewachsene Mann schob die Frau beiseite und drängte durch die Tür, gefolgt von den acht Männern, die die Waffen schußbereit hielten. Das Mädchen verschwand in der Phalanx ihrer Körper.
    Teuer würde Rom das bezahlen müssen!
    Von drinnen waren Rufe zu hören. Vittorio konnte die brüllende Stimme seines Vaters hören und gleich danach die Proteste seiner Brüder.
    Ein lautes Krachen war zu hören, das Krachen sowohl von Glas als auch von Holz. Vittorio griff nach der Pistole in seiner Tasche. Er spürte, wie eine kräftige Hand sein Gelenk umspannte.
    Es war Barzini. Der alte Stallmeister hielt Vittorios Hand, aber er blickte über seine Schulter, starrte nach unten.
    »Das sind zu viele Maschinenpistolen. So lösen Sie gar nichts«, sagte er leise.
    Ein drittes Krachen war von unten zu hören, das Geräusch schien jetzt näher. Der linke Flügel der schweren eichenen Doppeltür war aufgeflogen, Gestalten kamen heraus. Zuerst die Kinder, erschreckt, einige weinten vor Angst. Dann die Frauen, seine Schwester und die Ehefrauen seiner Brüder. Dann seine Mutter, den Kopf stolz erhoben, das jüngste Kind in ihren Armen. Sein Vater und seine Brüder folgten ihnen, von den Waffen, die die Männer in den schwarzen Anzügen trugen, gestoßen.
    Sie wurden auf das Pflaster der kreisförmigen Zufahrt getrieben.
    Die Stimme seines Vaters erhob sich über die der anderen, verlangte zu wissen, wer für dieses unerhörte Vorgehen verantwortlich war.
    Aber es hatte noch nicht einmal angefangen.
    Als es dann anfing, war es Vittorio Fontini-Cristi, als müsse er den Verstand verlieren. Donnerschläge betäubten ihn, Blitze blendeten ihn. Er warf sich nach vorn, jede Faser seines Körpers kämpfte gegen Barzinis Griff an, versuchte verzweifelt, seinen Hals und seinen Unterkiefer aus Barzinis Griff zu lösen.
    Die Männer in den schwarzen Anzügen hatten nämlich das Feuer eröffnet. Frauen warfen sich über die Kinder, seine Brüder gingen auf die Waffen los, die die Nacht mit Feuer und Tod zerrissen. Schreie, in die sich Angst, Schmerz und Panik mischten, hallten durch das blendende Licht des Exekutionsplatzes.

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