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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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stürzte. Ein Arm bohrte sich in den Hügel aus Erde und Betonfragmenten. Die Erde flog, eine Eruption von Erde, Schnee und Felsgestein.
    Adrian warf sich über das offene Grab. Auf der gegenüberliegenden Seite lag die Eisenstange. Der Soldat sprang hoch, schrie Adrian an, hatte die Hände wie einen Hammer über dem Kopf verschränkt - ein ungeheurer Vogel, der gleich zustoßen würde. Adrians Finger hatten die Stange erreicht, und er schmetterte sie der angreifenden Gestalt entgegen.
    Die Spitze bohrte sich in die Wange des Soldaten, betäubte ihn.
    Adrian taumelte davon, soweit ihn seine erschöpften, schmerzenden Beine tragen konnten, ließ die Stange fallen. Er sah die Pistole des Soldaten, stürzte sich darauf. Seine Finger klammerten sich um den Kolben. Er hob die Waffe.
    Die Eisenstange schoß durch die Luft, riß ihm an der linken Schulter die Haut auf, fetzte den Ärmel halb von seinem Pullover. Der Schock ließ ihn gegen die Felsplatte taumeln. Er hatte die Hand mit der Pistole in seiner Panik zur Brust gehoben, und in dem Augenblick, in dem er das tat, wußte er, daß dies der Sekundenbruchteil war, den der Soldat so verzweifelt brauchte. Eine Wand aus Erde und Gestein kam ihm entgegen, der Raum zwischen ihm und dem Killer vom Eye Corps war mit Geröll und Erde angefüllt. Es schmetterte ihm ins Gesicht, scharfe Steinfragmente rissen ihm die Wangen auf, trafen seine Augen. Er konnte nichts sehen.
    Er feuerte. Seine Hand zuckte zurück, als die Waffe detonierte. Seine Finger schmerzten von der Vibration.
    Er versuchte, sich aufzurichten. Ein Stiefel schmetterte ihm gegen den Hals. Er bekam das Bein zu packen, als er nach hinten fiel. Seine Schultern hingen plötzlich über den Felsrand hinaus. Er rollte sich nach links, hielt das Bein fest, bis er den Pistolenlauf am Fleisch spürte.
    Er drückte ab.
    Der Soldat wurde weggeschleudert. Sein rechtes Bein war eine formlose Masse aus rot durchtränktem Tuch. Adrian wollte wegkriechen, konnte es aber nicht; da war keine Kraft mehr, keine Luft in seinen Lungen. Er stützte sich auf eine Hand und blickte zu Andrew hinüber.
    Der Major wand sich, und ein Stöhnen entrang sich seiner Kehle. Er richtete sich mit Mühe auf, kniete jetzt halb, und seine Augen starrten wie die eines Wahnsinnigen die Überreste seines Beins an. Er blickte zu dem Mann hinüber, der ihn gerichtet hatte. Und dann schrie er.
    »Hilf mir! Du kannst mich nicht sterben lassen! Du hast nicht das Recht... Gib mir den Rucksack!« Er hustete, hielt mit einer Hand sein zerschmettertes Bein, während die andere zitternd auf den Rucksack wies, der am Sarg lehnte.
    »Ich habe nicht das Recht, dich leben zu lassen«, sagte Adrian schwach und rang nach Luft. »Weißt du, was du getan hast? Die Leute, die du getötet hast...«
    »Töten ist ein Instrument«, schrie der Soldat. »Das ist alles!«
    »Wer entscheidet, wann das Instrument eingesetzt wird? Du?«
    »Ja! Und Männer von meiner Art! Wir wissen, wer wir sind und was wir tun können. Leute wie du, ihr seid nicht... Um Himmels willen, hilf mir doch!«
    »Ihr stellt die Regeln auf. Alle anderen folgen euch.«
    »Ja! Weil wir bereit sind, es zu tun. Die Leute überall sind nicht bereit. Sie wollen, daß man ihnen Regeln macht. Das kannst du nicht leugnen!«
    »Ich leugne es aber«, sagte Adrian leise.
    »Dann lügst du. Oder du bist dumm. O Gott...« Die Stimme des Soldaten brach, ein Hustenkrampf hinderte ihn am Weitersprechen. Er preßte die Hände gegen den Leib und starrte wieder sein Bein an, dann den Erdhaufen. Er wandte den Blick ab und sah Adrian. »Hier. Hier drüben.«
    Der Major kroch auf das Grab zu. Adrian richtete sich langsam auf und sah zu; der schreckliche Anblick paralysierte ihn völlig. Die Reste seines Mitgefühls forderten ihn auf, die Waffe abzufeuern, die er in der Hand hielt, das Leben zu beenden, das schon fast am Ende war. Er konnte die Kassette aus Saloniki im Boden sehen. Ein paar halbverfaulte Bretter waren weggeschoben worden und hatten das Eisen darunter freigelegt. Die Metallbänder waren von den Schüssen aufgefetzt, ein Stück Seil lag darauf. Er sah ein paar zerrissene Stücke aus schwerem Karton mit undeutlichen Markierungen, die wie Dornenkronen und Kruzifixe aussahen.
    Sie hatten gefunden, was sie suchten.
    »Verstehst du denn nicht?« Die Stimme des Soldaten war kaum zu hören. »Da ist es. Das ist die Antwort. Die Antwort!«
    »Welche Antwort?«
    »Alles...« Andrews Sprache klang jetzt wie die eines zornigen

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