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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Mädchens damit zu verbinden. Es gab nicht viel, was er für den Jungen tun konnte, und so wandte er die Augen ab. Er deckte sie beide zu; sie hielten einander in den Armen.
    Er schob die schwere Pistole unter den dicken schwarzen Pullover in den Gürtel und verließ die kurze Zuflucht, die die Büsche ihm geboten hatten. Er rannte den Weg hinauf zu dem Bogen, und seine Augen brannten, aber sein Atem ging gleichmäßig, der Schmerz in seinen Beinen war verschwunden.
    Jetzt stand einer gegen einen. So wie es sein mußte.
33
    Die krachenden Geräusche wurden lauter, wie Hammerschläge. Es war direkt über ihm, über der nackten Felsplatte, die in die Höhe ragte und das kleine Plateau an der Nordseite begrenzte.
    Der Boden zu seinen Füßen war aufgewühlt, Schnee und Erde ineinander vermischt, Fußabdrücke und zertretenes Unterholz bildeten einen Halbkreis unter dem Überhang.
    Steinfragmente ließen erkennen, wie der Aufstieg vor sich gegangen war. Ein Seil war nach oben geworfen worden, mit einem Haken daran, und der erste Wurf oder die ersten Würfe waren erfolglos gewesen.
    Eine verfaulte Leiter lag in den schneebedeckten grauen Büschen, und eine Anzahl Sprossen waren herausgebrochen. Es war die Leiter, an die Paul Leinkraus sich erinnerte. Sie war wenigstens sechs Meter lang und etwas höher als die Felsplatte, vor der sich Adrian niederkauerte.
    Die Begräbnisstelle ist in Wirklichkeit eine Schieferfläche. Schiefer springt leicht, wenn man ihn mit dem Pickel bearbeitet. Der Kindersarg liegt darunter. Und eine dünne Betonschicht schützt ihn. Die Worte von Paul Leinkraus.
    Über ihm hatte sein Bruder die Betonschicht durchbrochen, die Leinkraus beschrieben hatte. Das Hämmern hörte auf, ein Metallinstrument flog auf die harte Oberfläche. Große Zementstücke polterten herunter, von ungeduldigen Füßen losgetreten, mischten sich in die Felsfragmente auf dem Boden. Adrian stand schnell auf und preßte sich gegen die Miniaturklippe. Wenn er entdeckt wurde, war er ein toter Mann.
    Der Zementhagel hörte auf. Adrian schauderte. Er wußte, daß er handeln mußte. Die Kälte drang durch seinen schwarzen Pullover, der Atem hing als weißer Dampf vor seinem Gesicht. Der kurze, leichte Schneefall hörte auf. Ein Sonnenstrahl brach durch die Wolken, aber er reichte nicht aus, um ihn zu wärmen.
    Er schob sich vorsichtig an der Felsplatte entlang, bis er nicht weiter konnte, bis ihm ein vorspringender Felsblock den Weg versperrte. Er trat nach vorn auf den mit Buschwerk bedeckten, verschneiten Boden.
    Plötzlich gab die Erde unter ihm nach. Adrian sprang zurück und stand reglos, wie versteinert, neben dem Felsblock. Der Wind trug ihm das Geräusch fallender Steine zu. Er hörte die Schritte über sich - schwer, drohend - und hielt den Atem an, damit sein Hauch ihn nicht verrate. Die Schritte hielten an - jetzt war nur noch der Wind zu hören. Dann begannen sie wieder -weniger schwer, langsamer...
    Adrian blickte vor sich zu Boden. Er hatte das Ende von Paul Leinkraus' Pfad erreicht. Jetzt war vor ihm nur noch der Berg. Unten, jenseits von der wilden Grasnarbe, war ein Abgrund, eine weite Schlucht, deren leerer Raum den Gipfel von dem schmalen Sims trennte, der in höhere Regionen führte. Die Schlucht war viel tiefer, als Leinkraus sie geschildert hatte. Bis unten waren es gut und gern zehn Meter. Der Junge war von den Älteren getadelt worden, aber nicht so wahrhaftig, um ihm Angst zu machen oder ihm Furcht vor den Bergen einzuflößen.
    Adrian schwang sich herum, preßte sich an die unregelmäßig gestaltete Fläche, Zentimeter für Zentimeter, schob sich nach draußen, drückte Brust und Beine gegen den Felsblock und hielt sich an jedem noch so winzigen Vorsprung fest. Auf der anderen Seite war formloses Felsgestein, das jäh nach oben ragte.
    Er war nicht sicher, ob er die Spitze erreichen konnte. Ein kleiner Junge konnte auf dem schmalen Grat gehen, weg von dem vorstehenden Felsblock. Unter dem Gewicht eines ausgewachsenen Mannes würde er zusammenbrechen.
    Der Abstand vom Mittelpunkt des Felsblocks - wo er sich jetzt befand - zum ersten Felsvorsprung betrug etwa eineinhalb Meter. Er selbst maß einen Meter achtzig. Wenn er es fertigbrachte, beim Fallen zusammenzukauern und die Arme dabei auszustrecken, dann hatte er eine gute Chance, sich mit den Händen festhalten zu können. Eine größere Chance noch, wenn er den Abstand verringern konnte.
    Seine Fußmuskeln schmerzten höllisch. Er spürte, wie sich

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