Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
uns allen bewußt. Aber Sie sind nicht der einzige Bewohner des Kontinents, der aus Europa geflohen ist. Wir haben Dutzende davon. Dabei spreche ich nicht von den Juden und den Bolschewiken; davon gibt es Tausende. Ich beziehe mich auf Dutzende von Männern wie Ihnen. Geschäftsleute, Wissenschaftler, Ingenieure, Leute von den Universitäten, die aus dem einen oder anderen Grund - wir möchten das unter moralischer Abscheu zusammenfassen -dort, wo sie lebten, nicht mehr funktionieren konnten. Das ist in etwa der Punkt, an dem wir stehen.«
    »Ich verstehe nicht. Wo stehen Sie?«
    »In Schottland. Mit vierzig oder fünfzig aus der Bahn geworfenen Kontinentalen - alle in ihren bisherigen Lebensumständen recht erfolgreich -, die einen Führer suchen.«
    »Und Sie glauben, ich könnte dieser Führer sein?«
    »Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich. Ziemlich natürliche Qualifikationen, würde ich sagen. Sie haben sich in wohlhabenden Kreisen bewegt. Sie sprechen die entsprechenden Sprachen. Und was ganz besonders wichtig ist, Sie sind Geschäftsmann, Sie haben Ihre Märkte in ganz Europa. Du lieber Gott, Mann, die Fontini-Cristi-Werke sind enorm groß; Sie waren ihr oberster Leiter. Passen Sie sich den Umständen an. Tun Sie das, was Sie in den letzten Jahren erfolgreich getan haben. Nur tun Sie es diesmal vom entgegengesetzten Standpunkt aus. Mißmanagement.«
    »Wovon reden Sie?«
    Der Brigadier fuhr fort, sprach jetzt schneller. »Wir haben Männer in Schottland, die in Dutzenden von Berufen und Qualifikationen in allen größeren Städten Europas gearbeitet haben. Ein Schritt führt stets zum nächsten.«
    »Das ist es, womit Sie rechnen, nicht wahr? Wir stellen beide Fragen.«
    Teague beugte sich vor, plötzlich wirkte er nachdenklich. »Dies ist eine hektische, komplizierte Zeit. Es gibt mehr Fragen als Antworten. Aber eine Antwort lag direkt vor unseren Augen, nur daß wir sie nicht gesehen haben. Wir haben diese Männer für die falschen Dinge ausgebildet. Das heißt, wir waren nicht sicher, wofür wir sie ausbildeten - irgendwie für Untergrundkontakte, für Routineinformationen, eben irgendwie völlig formlos. Aber es gibt etwas Besseres, verdammt genial sogar, wenn ich das so sagen darf. Die Strategie besteht darin, sie zurückzuschicken, um den Markt in Unordnung zu bringen, um Chaos zu erzeugen - nicht so sehr Sabotage körperlicher Art, dafür haben wir genügend Leute, sondern bürokratisches Chaos. Sie sollen wieder in ihren ehemaligen Berufen tätig sein. Buchhaltungsbüros, die Fehlbuchungen erzeugen, Frachtbriefe, die nicht stimmen, Lieferpläne, die nicht eingehalten werden. Massenverwirrung in den Fabriken: einfach beispielhaftes Mißmanagement um jeden Preis!«
    Teague war erregt, seine Begeisterung ansteckend. Es fiel Vittorio schwer, sich auf das Wesen seiner ursprünglichen Frage zu konzentrieren. »Aber warum muß ich morgen abreisen?«
    »Um es ganz offen auszudrücken: Ich habe gesagt, es könnte sein, daß ich Sie verliere, wenn es weitere Verzögerungen geben sollte.«
    »Weitere? Wie können Sie das sagen? Ich bin weniger als...«
    »Weil«, unterbrach ihn Teague, »allerhöchstens fünf Leute in England wissen, weshalb wir Sie wirklich aus Italien herausgeholt haben. Daß Sie keinerlei Informationen über den Zug aus Saloniki besitzen, hat alle verblüfft. Sie haben ein außergewöhnliches Risiko auf sich genommen und verloren. Was Sie mir gesagt haben, führt uns auch nicht weiter. Unsere Agenten in Zürich, Bern, Triest, Monfalcone - sie können nichts finden. Also habe ich mich eingeschaltet und eine völlig andere Version für die Motive Ihrer Rettung geliefert. Ich sagte, diese neue Operation sei Ihre Idee. Darauf sind sie reingefallen. Schließlich sind Sie ein Fontini-Cristi. Werden Sie akzeptieren?«
    Vittorio lächelte. »>Mißmanagement um jeden Preis.< Ich glaube nicht, daß es einen Präzedenzfall für ein solches Motto gibt. Ja, ich sehe die Möglichkeiten. Ob sie wirklich enorm sind oder nur theoretisch, bleibt abzuwarten. Ich akzeptiere.«
    Teague lächelte schlau. »Da ist noch etwas. Es betrifft Ihren Namen... «
    »Victor Fontine?« Jane lachte neben ihm auf der Couch in dem Apartment in Kensington. Die Glut der brennenden Holzscheite im Kamin strahlte wohlige Wärme aus. »Typisch britische Frechheit. Die haben dich kolonisiert.«
    »Und mich dabei zum Offizier gemacht.« Captain Victor Fontine schmunzelte, hielt den Umschlag hoch und ließ ihn dann auf

Weitere Kostenlose Bücher