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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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»Meine Instruktionen sind ziemlich verschwommen, und das soll wahrscheinlich auch so sein. Sie werden ungefähr drei Wochen hier verbringen - bis Brigadier Teague uns entsprechende Order gibt - und mit unseren Gruppen trainieren. Sie werden alles tun, was die anderen auch tun, nichts Außergewöhnliches.«
    »Ja, natürlich.«
    Mit diesen Worten trat Victor in die Welt von Loch Torridon ein. Eine fremdartige, vielschichtige Welt, die wenig mit dem Leben zu tun hatte, das er bisher gewohnt gewesen war. Und er begriff, wenn er auch nicht wußte, weshalb, daß die Lektionen von Loch Torridon mit den Lehren von Savarone verschmelzen und die verbleibenden Jahre seines Lebens formen würden.
    Er erhielt das übliche Drillichzeug und sonstige Ausrüstung, darunter einen Karabiner, eine Pistole (ohne Munition), ein Bajonett, das zugleich als Messer diente, ein Eßgeschirr nebst Messeutensilien sowie eine Decke. Er zog in die Baracke ein, wo er wie beiläufig, mit knappen Worten und ohne besondere Neugierde, begrüßt wurde. Er lernte schnell, daß es in Loch Torridon nicht viel an Kameradschaft und Verbrüderung gab. Diese Männer lebten in und mit ihrer jeweiligen unmittelbaren Vergangenheit; sie suchten keine Freundschaft.
    Die Tagesstunden waren lang und erschöpfend. Die Nächte verbrachten sie mit dem Auswendiglernen von Codes und Landkarten und dem tiefen Schlaf, der notwendig war, um den schmerzenden Körpern Linderung zu verschaffen. In mancher Hinsicht begann Victor, in Loch Torridon eine Fortführung anderer Spiele zu sehen, an die er sich erinnerte. Ebensogut hätte er wieder auf der Universität sein können im Wettbewerb mit seinen Klassenkameraden auf dem Sportplatz, den Tennisplätzen oder der Turnhalle oder an den Skihängen bei Abfahrtsrennen gegen die Stoppuhr. Nur daß die Klassenkollegen in Loch Torridon anders waren. Die meisten waren älter als er, und keiner von ihnen hatte auch nur entfernt erlebt, wie es war, ein Fontini-Cristi gewesen zu sein. Soviel entnahm er kurzen Gesprächen. Es war leicht, für sich zu bleiben. Und daher gegen sich selbst in den Wettbewerb zu treten. Das war allerdings auch der grausamste Wettbewerb, den man sich vorstellen konnte.
    »Hello! Ich heiße Mikhailovic.« Der Mann, der Victor grinsend angesprochen hatte, sank zu Boden, sein Atem ging schwer. Er löste die Riemen seines Tornisters und ließ den schweren Ranzen von seinen Schultern gleiten. Sie hatten gerade zehn Minuten Pause zwischen einem Gewaltmarsch und einer taktischen Manöverübung.
    »Ich heiße Fontine«, erwiderte Victor. Der Mann war einer von zwei neuen Rekruten, die vor weniger als einer Woche in Loch Torridon eingetroffen waren. Er war Mitte der Zwanzig, der jüngste Teilnehmer des merkwürdigen Lehrgangs.
    »Sie sind Italiener, nicht wahr? Baracke drei?«
    »Ja.«
    »Ich bin Serbokroate, Baracke eins.«
    »Sie sprechen sehr gut englisch.«
    »Mein Vater ist Exporteur - war, sollte ich sagen. Das Geld ist in den englischsprechenden Ländern.« Mikhailovic holte ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche und bot Fontine an.
    »Nein, danke. Ich habe gerade eine ausgemacht.«
    »Es gibt keinen Muskel mehr, der nicht schmerzt«, sagte der Slawe grinsend und zündete sich die Zigarette an. »Ich weiß nicht, wie die Älteren das schaffen.«
    »Wir sind schon länger hier.«
    »Ich meine nicht Sie. Ich meine die anderen.«
    »Danke.« Victor fragte sich, weshalb Mikhailovic sich beklagte. Er war ein kräftig gebauter, untersetzter Mann mit einem Bullennacken und breiten Schultern. Und noch etwas an ihm war seltsam: auf Mikhailovics Stirn stand überhaupt kein Schweiß, während Fontine selbst am ganzen Körper schwitzte.
    »Sie haben Italien verlassen, ehe Mussolini Sie zum Lakaien für die Deutschen gemacht hat?«
    »So etwas Ähnliches.«
    »Machek geht denselben Weg. Der wird bald ganz Jugoslawien nach seiner Pfeife tanzen lassen, mein Wort darauf.«
    »Das wußte ich nicht.«
    »Das wissen nicht viele. Mein Vater hat es gewußt.« Mikhailovic sog an seiner Zigarette und blickte über das Feld. Dann fügte er leise hinzu: »Sie haben ihn exekutiert.«
    Fontine sah den Jüngeren voll Mitgefühl an. »Das tut mir leid. Das schmerzt, ich weiß das.«
    »Wirklich?« Der Slawe drehte sich herum; in seinen Augen stand die Verblüffung.
    »Ja. Wir können uns später unterhalten. Jetzt müssen wir uns auf das Manöver konzentrieren. Unser Ziel ist es, den nächsten Berggipfel quer durch den Wald zu erreichen, ohne

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