1976 - Das Jesus-Papier
das Tischchen fallen. »Teague war wirklich amüsant.
Er ist auf das Thema losgegangen, wie man es vom Kino her erwartet. >Wir müssen einen Namen für Sie finden. Einen, den man sofort erkennt und den man leicht in Telegrammen gebrauchen kann.< Das interessierte mich. Ich sollte also einen Codenamen bekommen, etwas sehr Dramatisches, stellte ich mir vor. Ein Edelstein vielleicht mit einer Nummer oder einen Tiernamen. Statt dessen hat er nur den meinen anglisiert und abgehackt.« Vittorio lachte. »Ich werde mich daran gewöhnen. Schließlich ist das ja nicht auf Lebenszeit.«
»Ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich will es versuchen. Offen gestanden, ist der Name ziemlich enttäuschend.«
»Wir müssen alle unsere Opfer bringen. Gehe ich richtig in der Annahme, daß ein Captain eine höhere Rangstufe als ein Flying Officer ist?«
»Der >Flying Officer< hat nicht die Absicht, Befehle zu erteilen. Ich glaube, wir sind beide nicht sehr militärisch. Kensington ist das auch nicht. Wie ist das mit Schottland?«
Er schilderte es ihr skizzenhaft und lieferte keine Details zu den wenigen Fakten, die er kannte. Während er sprach, sah er und konnte er fühlen, wie ihre ungewöhnlich hellen blauen Augen die seinen absuchten, wie sie die beiläufigen Sätze zu durchdringen suchte, und wußte sicher, daß da mehr war oder sein würde. Sie trug ein bequemes, langes Hauskleid in blassem Gelb, das ihr dunkles, braunes Haar akzentuierte und das Blau ihrer Augen hervorhob. Unter dem Hauskleid, zwischen den breiten Aufschlägen, konnte er das weiche Weiß ihres Negliges sehen und wußte, daß sie wollte, daß er es sah, daß er sie berühren sollte.
Es war behaglich, dachte Vittorio. Da war kein Gefühl der Dringlichkeit, der Raffinesse. Einmal während seines Monologs berührte er sie an der Schulter. Sie griff langsam, sanft hinauf und hielt seine Hand fest, und ihre Finger liebkosten die seinen. Dann lenkte sie seine Hand in ihren Schoß und legte die andere darüber, während er zu Ende sprach.
»Da haben wir es also. >Mißmanagement um jeden Preis<, wo immer man es ansetzen kann.«
Eine Weile schwieg sie, und ihre Augen suchten immer noch in den seinen, dann lächelte sie. »Eine wunderbare Idee. Teague hat recht, die Möglichkeiten sind enorm. Wie lange wirst du in Schottland bleiben? Hat er das gesagt?«
»Nicht genau. Eine >Anzahl von Wochen<.« Er entzog ihr seine Hand und legte den Arm ganz beiläufig und ganz natürlich um ihre Schulter, zog sie zu sich heran. Ihr Kopf ruhte an seiner Brust. Er küßte ihr glänzendes Haar. Sie beugte sich zurück, blickte zu ihm auf - und ihre Augen suchten immer noch. Ihre Lippen öffneten sich, als sie seine Hand nahm und sie beiläufig, völlig natürlich, zwischen die Aufschläge ihres Hauskleides führte, nach innen über ihre Brust. Als ihre Lippen sich trafen, stöhnte Jane und öffnete den Mund weiter, gab sich ganz seinem Kuß hin.
»Das hat so lang gedauert«, flüsterte sie schließlich.
»Du bist schön«, antwortete er und strich ihr mit der Hand über das weiche Haar, küßte ihre Augen.
»Ich wünschte, du müßtest nicht weggehen. Ich will nicht, daß du weggehst.«
Sie erhoben sich, standen jetzt vor der kleinen Couch. Sie half ihm, sein Jackett auszuziehen, drückte ihr Gesicht dann gegen seine Brust. Wieder küßten sie sich, hielten einander zuerst ganz zärtlich umfangen, dann mit zunehmender Heftigkeit. Vittorio legte die Hände auf ihre Schultern und schob sie sanft zurück. Ihr weiches Gesicht war unter dem seinen, und er blickte in ihre blauen Augen: »Du wirst mir schrecklich fehlen. Du hast mir so viel gegeben.«
»Und du hast mir etwas gegeben, vor dem ich Angst hatte«, sagte sie, und ihr Mund lächelte zärtlich. »Ich hatte Angst, danach zu suchen. Du lieber Gott, schreckliche Angst hatte ich!«
Sie nahm seine Hand, und sie gingen quer durch den Raum zu einer Tür. Dahinter war das Schlafzimmer. Auf einem niedrigen Tischchen neben dem Bett leuchtete eine einzelne Elfenbeinlampe, und ihr gelblich-weißer Schein fiel auf die Wände, die in weichem Blau gehalten waren, und das elfenbeinfarbene, einfache Mobiliar. Die seidene Decke über dem Bett war ebenfalls in Blau und Weiß gehalten und mit einem komplizierten Blumenmuster bedeckt. Alles war so friedlich und so weit entfernt und ebenso lieblich wie Jane.
»Dies ist ein sehr privater Raum. Ein Raum der Wärme«, sagte Vittorio, den die einfache Schönheit ansprach. »Es ist ein
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