Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
mir gefallen.«
    »Was bedeutet, daß Sie sie nicht kennen, und Sie wollen, daß ich zur Kenntnis nehme, daß Sie mich haben verfolgen lassen. Ich habe ihren Familiennamen Ihnen gegenüber nie erwähnt.«
    Teague lachte. »Zu Ihrem großen Nutzen, nicht zu unserem.«
    »Soll ich absagen?«
    »Nein, lieber nicht. Wann werden Sie fertig sein?«
    »Fertig?«
    »Dinner. Ich vergesse immer, daß Sie Italiener sind.«
    Vittorio lächelte. Alec meinte die Bemerkung ganz ernst. »Ich kann die Dame um halb elf nach Hause begleiten... zehn Uhr. Ich nehme an, Sie wollen sich noch heute abend mit mir treffen?«
    »Ich fürchte, das müssen wir. Ihre Befehle sehen vor, daß Sie morgen abreisen. Nach Schottland. In der Frühe.«
    Das Restaurant in Holborn nannte sich Fawn's. Schwarze Vorhänge waren straff über die Fenster gezogen, gespannt und mit Reißzwecken befestigt, so daß auch nicht der dünnste Lichtstrahl auf die Straße hinausdringen konnte. Er saß an der Bar, hatte auf einem Hocker an der Ecke Platz genommen, um einen guten Ausblick auf das Restaurant und den Eingang zu haben. Sie würde jetzt jeden Augenblick kommen, und er lächelte, als ihm klar wurde, daß er sich danach sehnte, sie zu sehen.
    Er wußte, wann es mit Jane begonnen hatte - ihre sich schnell entwickelnde Beziehung, die sie in Kürze zu den Genüssen des Bettes führen würde. Es war nicht ihr Zusammentreffen in der Halle des Savoy, auch nicht ihr erster gemeinsamer Abend. Das war nur eine angenehme Ablenkung gewesen. Er hatte nicht mehr gesucht, nicht mehr gewollt.
    Der Anfang war fünf Tage später gewesen, als er allein in seiner Suite gesessen hatte. Es hatte an der Tür geklopft. Er hatte geöffnet. Jane stand im Korridor und hielt eine etwas zerdrückte Ausgabe der Times in der Hand. Er hatte die Zeitung nicht gesehen.
    »Um Gottes willen, was ist passiert?« hatte er gefragt.
    Er hatte sie ins Zimmer gebeten, ohne Antwort zu bekommen, wußte nicht, was sie wollte. Sie reichte ihm das Blatt. In der linken unteren Ecke des Titelblatts war ein kurzer Artikel, der mit Rotstift eingerahmt war.
    MAILAND, 2. Januar (Reuter) - Über die Fontini-Cristi-Werke ist eine Nachrichtensperre verhängt worden, seit Regierungsbeamte die Leitung des Unternehmens übernommen haben. Schon seit einigen Tagen wurden keine Mitglieder der Familie Fontini-Cristi mehr gesehen. Die Polizei hat das Familienanwesen in Campi di Fiori abgeriegelt. Bezüglich des Schicksals dieser mächtigen Dynastie, die von dem Finanzier Savarone Fontini-Cristi und seinem ältesten Sohn Vittorio geleitet wird, sind zahlreiche Gerüchte im Umlauf. Verläßliche Gewährsleute meinen, sie seien möglicherweise von Patrioten ermordet worden, die über jüngste Entscheidungen in der Gesellschaft erzürnt waren, von denen viele der Ansicht sind, daß sie den Interessen Italiens zuwiderlaufen. Es wurde berichtet, daß die verstümmelte Leiche eines »Informanten« (den der berichtende Journalist nicht gesehen hat) in der Piazza des Duomo erhängt aufgefunden wurde, mit einer Tafel, die die Gerüchte einer Exekution bestätigen könnten. Rom hat lediglich die Erklärung abgegeben, daß die Fontini-Cristis Staatsfeinde seien.
    Vittorio hatte die Zeitung beiseite gelegt und ging quer durch das Zimmer, von der Frau weg. Er wußte, daß sie es gut meinte. Er nahm ihr ihre Sorge nicht übel. Trotzdem war er in höchstem Maße verstimmt.
    Sein Leid gehörte ihm allein, und er wollte es nicht teilen. Sie hatte sich dazwischengedrängt.
    »Es tut mir leid«, sagte sie leise. »Ich hatte kein Recht, das zu tun.«
    »Wann haben Sie das zum erstenmal gelesen?«
    »Höchstens vor einer halben Stunde. Jemand hat es mir auf den Schreibtisch gelegt. Ich habe Sie gegenüber Freunden von mir erwähnt. Ich sah keinen Anlaß, es nicht zu tun.«
    »Und Sie sind gleich herübergekommen?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil Sie mir leid taten«, war ihre einfache Antwort. Die Ehrlichkeit, die aus ihr sprach, hatte ihn tief berührt. »Ich werde jetzt gehen.«
    »Bitte... «
    »Wollen Sie, daß ich bleibe?«
    »Ja. Ich glaube schon.«
    Und so begann er zu erzählen. Zuerst mit gemessenen Worten, doch dann sprudelten die Sätze aus ihm heraus - bis zur Schilderung der schrecklichen Nacht des weißen Lichts und des Todes, die für ihn Campo di Fiori verkörperte. Seine Kehle wurde, trocken. Er wollte nicht weitersprechen.
    Und da tat Jane etwas Seltsames. Nur der kleine Abstand zwischen ihren beiden einander gegenüberstehenden

Weitere Kostenlose Bücher