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1977 - Transformation

Titel: 1977 - Transformation
Autoren: Unbekannt
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er ihnen sein Leben verdankte. Aber war es noch ein Leben?
    James machte einen völlig fremden Eindruck. Lotho hatte inzwischen gelernt, jede Bewegung von ihm, vor allem aber das Farbenspiel seiner Lichterbänder zu deuten. Und demnach war James einigermaßen verstört. „Was ist?" fragte der Terraner. „Ich habe dich nicht gerufen."
    „Ich bitte um Entschuldigung, Bolphor", sagte die Kunststimme des Roboters. „Aber es ist, während du schliefst, etwas geschehen. In der Recyclinganlage des Heims gibt es einen Defekt, der so unwahrscheinlich ist, dass niemand ihn vorhersehen konnte - auch nicht ES. Wir Roboter können den Defekt nicht beheben."
    Lotho pfiff durch die Zähne. Unwillkürlich musste er grinsen. „Also deshalb habt ihr mich gerade jetzt aufgeweckt. Und ich soll euch helfen? Ich verstehe von der Technik dieser Station gerade soviel, wie ihr mir beigebracht habt."
    „Du musst es versuchen, Bolphor. Hilfe von außerhalb darf keinesfalls gerufen werden, sonst ist die Tarnung der Station zerstört. Das aber wäre gegen das Dogma der absoluten Isolation."
    „Ihr mit eurem Dogma", murrte Lotho. „Ist ES so schwach, dass es die Station, das Schiff und den Sender so verstecken muss?"
    „Du würdest besser fragen, wie stark seine Feinde sind", erhielt er zur Antwort. „Und wie stark sind sie?"
    „Das wissen wir nicht. Wir kennen sie nicht."
    Lotho Keraete hatte nichts anderes erwartet. Aber er versuchte, sich einen Reim darauf zu machen. Waren ES' unbekannte Feinde etwa schon in DaGlausch aktiv? Oder würden sie es erst noch werden - wenn seine Stunde schlug? „Also gut", sagte er. „Ich werde mir die Anlage ansehen."
    „Danke", sagte James, und für einen Roboter klang es ziemlich ehrlich.
     
    *
     
    Lotho Keraete fand den Fehler. Es kostete ihn viel Schweiß und Hirnschmalz, aber er schaffte es, indem er das, was er von den Robotern gelernt hatte, mit Intuition und seinem ursprünglichen Wissen verband.
    Der Terraner brachte die Recyclinganlage der Station wieder in Gang. Zwar erreichte sie nicht wieder ihren vorherigen Wirkungsgrad von hundert, sondern nur noch 96 Prozent. Aber damit, dachte sich Keraete, sollte man leben können. Wieder verbrachte er Wochen mit den Robotern, in denen er in fünfdimensionaler Mathematik, Kosmologie und weiterem technischen Knowhow geschult wurde. Als sie ihn danach darauf hinwiesen, dass eine weitere Tiefschlafperiode notwendig sei, wehrte er sich nicht und ließ sich freiwillig narkotisieren.
    Als er aufwachte, wusste er sofort, dass etwas nicht stimmte. In der Station herrschte Alarm. Doppelt so viele Roboter wie sonst umstanden sein Lager, und als er sich aufgerichtet hatte, sagte James: „Es tut uns leid, Bolphor, dass wir dich vor der Zeit aus dem Tiefschlaf holen mussten, aber es ist etwas geschehen, was deine Anwesenheit erfordert."
    „Was?" wollte Lotho wissen.
    Die Lichtbänder wechselten schnell ihre Farbe, als James erklärte: „Es sind fremde Intelligenzen ins Gopplersystem eingedrungen, Bolphor! Sie kamen vor wenigen Tagen und sind in einen Orbit um die Sonne gegangen, in unserer unmittelbaren Nähe. Wir müssen damit rechnen, dass die Fremden uns angreifen oder zumindest bei uns einzudringen versuchen."
    „Dann will ich mir diese Burschen beziehungsweise ihre Schiffe einmal ansehen", sagte Keraete und wollte aufstehen. Dabei stützte er sich mit den Händen auf den Rand der Liege. „Wenn sie..."
    „Was ist mit dir, Bolphor?" fragte James. „Warum sprichst du nicht weiter?"
    Etwas fühlte sich anders an, als es sein sollte. Es war seine linke Hand, vielmehr der kleine Finger. Er setzte sich zurück, hob den Arm und stieß einen Schrei aus. „Was habt ihr mit meinem Finger gemacht?" fuhr er die Roboter an. „Wieso habe ich ihn nicht mehr und statt dessen – eine Prothese aus Metall? Oder was ist es? Ich kann die Prothese bewegen wie meinen echten Finger. Aber er ist es nicht!"
    „Bitte beruhige dich, Bolphor", sagte James. „Es musste sein. Der herabgesetzte Wirkungsgrad des Recyclingsystems hat über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten zu einem Substanzverlust von einigen Gramm geführt."
    „Und?" schrie Keraete, während er mit der rechten Hand das Kunstglied betastete. Es war absolut identisch geformt und schien aus dunklem, warmem, schmiegsam erscheinendem Metall zu bestehen, das er ebenso bewegen konnte wie vorher den Finger. „Einige Gramm! Was machen die schon aus?"
    „Du verstehst nicht, Bolphor. Im Laufe der Zeit hätten sich
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