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198 - In der Spiegelwelt

198 - In der Spiegelwelt

Titel: 198 - In der Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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kommt«, sagte ich.
    Noel Bannister grinste. »Die Gedanken einer schönen Frau sind zumeist unergründlich, mein Lieber.«
    Der CIA-Agent bat mich nach nebenan in ein großes Arbeitszimmer. Auf einem wuchtigen Schreibtisch lagen sämtliche Unterlagen jenes Falles, den Noel übernommen hatte und den ich mit ihm lösen sollte.
    Polizeiberichte, Tatortfotos, detaillierte Aufnahmen von der Leiche, gestochen scharf. Beim Betrachten der Bilder wurde mein Magen zu einem schmerzenden Klumpen.
    »Wir haben es mit einer fürchterlichen Bestie zu tun, Tony«, sagte Noel mit belegter Stimme.
    Ich nickte grimmig. »Das läßt sich leider nicht bestreiten.«
    »Was Cayooda im Leichenschauhaus inszenierte, ließ erkennen, wie hervorragend er seine schwarzen Kräfte einzusetzen versteht.«
    »Ich möchte mich dort umsehen. Geht das?«
    »Alles, was du willst«, anwortete Noel. »Cayooda kündigte eine Invasion des Grauens an, zu der er den Grundstein bereits gelegt habe.«
    »Das läßt mich befürchten, daß er nicht allein bleiben wird.«
    »Seine Stimme… klang wie der krächzende Schrei eines Vogels, und wir hörten das Flattern von Flügeln«, erinnerte sich Noel Bannister. »Sieh dir diese schrecklichen Verletzungen an. Kann Mona Farnsworth von einem Raubvogel getötet worden sein? Ich sah auf dem Friedhof einen alten Mann, und kurz nach seinem Verschwinden war mir, als würde ein riesiger Vogel davonfliegen.«
    Ich nahm wieder einen Schluck vom Pernod. »Eier in einem Nest nennt man ein Gelege «, sagte ich nachdenklich.
    »Du meinst, Cayooda könnte Eier mitgebracht haben?«
    Ich kniff die Augen zusammen. »Er hat sie irgendwo in der Stadt versteckt, hat damit einen Grundstein gelegt, wie er selbst sagte. Noch ist er allein, aber die Schalen der Eier können jeden Moment aufbrechen - und dann…«
    »Kommt es zur angekündigten Invasion des Grauens!« vervollständige Noel Bannister schaudernd meinen Satz.
    Wir verließen das Haus, und Noel fuhr mit mir nach Manhattan.
    Man hatte die Toten aus der zerstörten Kühlanlage geholt und verlegt. Reparaturarbeiten waren im Gange. Noel sorgte dafür, daß die Handwerker eine Pause einlegten und wir ungestört waren. Ich sah mich gewissenhaft um, suchte nach schwarzen Spuren, nach möglicherweise noch vorhandenen dämonischen Strömungen, die sich nach einiger Zeit wieder konzentrieren und gefährlich werden könnten, doch meine Befürchtung war unbegründet. Cayooda hatte sich vom Leichenschauhaus zurückgezogen, davon war ich felsenfest überzeugt.
    ***
    Ornella Fabrizi lebte in Palermo. Ihrem Freund Mauro gehörte ein Schuhgeschäft, und sie half ihm im Verkauf und machte die Buchhaltung.
    Aldo, ihr Vetter zweiten Grades, der vor sieben Jahren ausgewandert war, um im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sein Glück zu machen, war vor einem halben Jahr nach Hause gekommen, um die Familie zu besuchen. Er hatte einen teuren Maßanzug, ein seidenes Hemd und eine schicke Seidenkrawatte getragen und alle Verwandten und Freunde - das waren nicht wenige gewesen - zu einem großen Fest eingeladen, damit alle sahen, wie gut er es drüben im fernen Amerika getroffen hatte.
    Und er hatte zu seiner Lieblingskusine Ornella gesagt, er würde sich freuen, wenn sie ihn mal in New York besuchen würde. Den Flug würde er bezahlen, und selbstverständlich würde sie auch der Aufenthalt, ganz gleich, wie lange er dauern sollte, keine Lira kosten.
    Da Mauro eine panische Angst vorm Fliegen hatte und eine Schiffsreise zu lange gedauert hätte, sah sich Ornella außerstande, Aldos großzügige Einladung anzunehmen.
    Das änderte sich jedoch schlagartig, als Ornella dahinterkam, daß ihr Freund ein Verhältnis mit der leichtle, bigen Tochter des Metzgers hatte. Nun brauchte sie auf Mauro keine Rücksicht mehr zu nehmen. Sie ohrfeigte ihn in aller Öffentlichkeit, ging zu ihren Eltern zurück, die sie wirksam abschirmten, und nahm mit ihrem Vetter Aldo Verbindung auf.
    Inzwischen war sie drei Tage in New York und kam aus dem Staunen nicht heraus. Natürlich kannte sie die Stadt der Superlative von vielen Bildern, Kino und Fernsehen, aber in Wirklichkeit war alles noch viel größer, überwältigender und imposanter. Stolz zeigte ihr Aldo »seine« Stadt - World Trade Center, Battery Park, Freiheitsstatue, Broadway, Central Park, Wall Street, Fifth Avenue -, und Ornella war vom »Big Apple«, wie die New Yorker ihre Stadt liebevoll nannten, fasziniert.
    »Man kommt sich hier wie ein Zwerg vor«, sagte

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