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198 - In der Spiegelwelt

198 - In der Spiegelwelt

Titel: 198 - In der Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Ornella. Sie saß mit ihrem Vetter in einem Coffee Shop, die Füße taten ihr vom vielen Laufen weh. »Alle Probleme werden in dieser Stadt so winzig, fast bedeutungslos.«
    »Hast du denn Probleme?« erkundigte sich Aldo.
    Ornella schaute durch das Fenster auf die Straße und seufzte. Aldos Einladung hatte für sie und ihren Freund gegolten. Warum sie allein gekommen war, hatte sie ihm noch nicht verraten. Sie sagte es ihm jetzt.
    Sogleich funkelten Zorn und Empörung in Aldos dunklen Augen. »Dieses Schwein! Das hat dir Mauro angetan! Man sollte ihn…«
    Ornella winkte ab. »Ich bin mit ihm fertig. Er interessiert mich nicht mehr. Wenn ihm die Tochter des Metzgers lieber ist, soll er sie haben.«
    »Bravo! Das hat ein Mädchen wie du nämlich nicht nötig.« Impulsiv griff Aldo nach Ornellas Hand und drückte sie fest. Mit leidenschaftlich loderndem Blick sah er ihr in die Augen. »Wie war’s, wenn du hierbleiben würdest?«
    »In New York?« fragte Ornella beinahe erschrocken.
    »Man kann in dieser Stadt gut leben und es sehr weit bringen, das siehst du an mir.«
    »Aber ich bin in Palermo zu Hause.«
    »Das war ich auch mal. Wenn ich heute nach Palermo komme, ist mir, als wäre es ein Dorf. Alles dort ist so klein und provinziell. Nichts hält einen Vergleich mit New York aus. Ich könnte sehr viel für dich tun. Ich kenne eine Menge Leute. Du brauchst dich nicht sofort zu entscheiden. Sieh dir die Stadt erst mal weiter an, und frag dich erst später, ob du hier leben kannst und möchtest.« Aldo lächelte. Er hatte sich in Ornella verliebt, als sie noch ein halbes Kind gewesen war, und in seinem Hinterkopf hatte der Plan wie in einem Tresor gelegen, die Kusine zweiten Grades eines Tages nach New York zu holen. Eine Welt stürzte für ihn ein, als ihm seine Eltern von Mauro schrieben, dem es gelungen war, Ornellas Herz zu erobern. Nun hoffte Aldo wieder, aber er wollte das schöne schwarzhaarige Mädchen nicht drängen. Sie sollte für ihre Entscheidung Zeit haben. »Bist du bereit?« erkundigte er sich. »Können wir mit der Stadtbesichtigung fortfahren?«
    »Was steht denn als nächstes auf dem Programm?« wollte Ornella wissen.
    »Das Empire State Building.«
    Ächzend erhob sich Ornella. »Dann mal los.«
    »Wir können es für heute auch genug sein lassen.«
    »Nein, nein, du bist ein großartiger Fremdenführer. Komm und zeig mir mehr von deiner Stadt. Ich möchte herausfinden, warum du dein Herz an sie verloren hast.«
    Sie verließen das Lokal, und im nächsten Augenblick geschah etwas Grauenvolles…
    Menschen schrien, Fahrzeuge bremsten scharf ab, es kam zu Auffahrunfällen. Ein riesiger Adler stürzte sich in die Straßenschlucht.
    Eiskalt traf er seine Wahl, und ehe Ornella und Aldo begriffen, was los war, hatte das Mädchen aus Palermo bereits keine Chance mehr.
    Cayooda - niemand sonst war es -sauste mit vorgestreckten Greifern in die Tiefe. Aldo wollte nach der Hand seiner Kusine greifen und sie an sich reißen, doch ein Schlag beförderte ihn auf die Fahrbahn, und einen Sekundenbruchteil später packten die Krallen des Raubvogels das entsetzensstarre Mädchen.
    Ornella kreischte ihre wahnsinnige Angst heraus.
    Fassungslos und benommen sprang Aldo auf. »Ornella!« brüllte er in ohnmächtiger Verzweiflung, während der Greifvögel schnell mit seiner Beute hochstieg.
    Cayooda verließ die Straßenschlucht. Wie ein Wurm wand sich Ornella in seinem eisenharten Griff, und sie schrie ohne Unterlaß.
    Der Höllenadler flog an dem hohen, sich nach obenhin verjüngenden Empire State Building vorbei und ließ Manhattan hinter sich - und die Menschen, die Zeugen seines hinterhältigen Angriffs geworden waren und nicht fassen konnten, was sie gesehen hatten.
    ***
    Die Fahrt zum Leichenschauhaus hätten wir uns sparen können, das wußten wir jetzt, aber der Abend ist ja immer klüger als der Morgen.
    Noel Bannister fuhr mit mir nach Brooklyn zurück. Im Haus des Millionärs wollten wir unsere nächsten Schritte überdenken.
    Der Tag war herrlich sonnig und warm. Ich setzte mich mit sämtlichen Unterlagen, die es im »Fall Mona Farnsworth« gab, auf die Terrasse, und während Noel drinnen Kaffee für uns brühte, führte ich mir den Polizeibericht zu Gemüte. Es vergingen nur wenige Minuten, bis Noel mit zwei Tassen auf dem Silbertablett erschien.
    Was ihn veranlaßte, das Tablett und die Tassen fallen zu lassen, konnte ich mir nicht sofort erklären. Auch nicht, wieso sich sein Gesicht plötzlich dermaßen

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