198 - In der Spiegelwelt
große Tor des Spiegelturms geöffnet. Damit hatten der Ex-Dämon, Roxane und Frank Esslin eine weitere große Hürde überwunden.
Aber bis zur Grenze der Spiegelwelt konnte noch sehr viel geschehen!
***
Thoran ließ Agassmea ein. Der mächtige Magier-Dämon musterte die Tigerfrau mit eiskalten Augen. »Du wagst es zurückzukommen?«
»Ist Höllenfaust in der Burg?« fragte Agassmea mit fester Stimme.
Thoran nickte.
»Bring mich zu ihm!« verlangte die Tigerfrau.
»Ich war von Anfang an dagegen, daß er dich hierher brachte«, knurrte Thoran, »und ich kann nicht verstehen, daß er dich nicht getötet hat, als er dich mit Frank Esslin überraschte.«
»Es wollte, daß ich langsam zugrunde gehe.«
»Es war ein Fehler, dich am Leben zu lassen, wie man sieht«, stieß Thoran haßerfüllt hervor und griff zum Schwert.
Agassmea sah ihm furchtlos in die Augen. »Willst du dem Anführer der Grausamen 5 vorgreifen? Möchtest du ihn um das Vergnügen bringen, das Versäumte nachzuholen?«
Thoran ließ sein Schwert stecken. Mißtrauisch kniff er die Augen zusammen. »Du rechnest nicht damit, daß er dich töten wird. Du spielst mit sehr hohem Einsatz.«
Agassmea lächelte. »Ich will alles oder nichts. Entweder Höllenfaust vergibt mir und nimmt mich wieder bei sich auf - oder er tötet mich. Die Ent-Scheidung liegt bei ihm. Egal, wie sie ausfällt, ich werde sie akzeptieren.«
»Ich hoffe, er entschließt sich, dich zu töten!«
Thoran brachte die Tigerfrau zu Höllenfaust und zog sich zurück. Agassmea bemühte sich, ihren Haß vor dem Anführer der Grausamen 5 zu verbergen.
Sie sah Verwunderung in seinen Augen, und er musterte sie mit einem Blick, den sie für begehrlich hielt. Sie spürte, daß sie ihm gefiel, daß er sie wiederhaben wollte.
Das ermutigte sie, vor ihn hinzutreten, auf die Knie zu sinken und ergeben um Verzeihung zu bitten.
Es war viel Zeit verstrichen. Höllenfausts Flamme des Zorns mußte inzwischen erloschen sein. Wenn nicht, wenn sie wieder hochloderte, hatte Agassmea dieses gewagte Spiel verloren.
Doch sie glaubte nicht, daß sie sich verrechnet hatte. Sie war schöner und begehrenswerter denn je - und Höllenfaust war ein Mann.
Sie sagte, sie hätte ihren Fehltritt tausendfach bereut und könne ohne ihn nicht leben. Wenn er sie nicht mehr haben wolle, solle er sie töten, denn sie könne die Einsamkeit nicht länger ertragen.
»Ich habe versucht, dich zu vergessen«, sagte sie, den Kopf reumütig gesenkt, »habe versucht, ohne dich zu leben und mit dieser Leere, die nach dir kam, fertig zu werden. Es ist mir nicht gelungen. Deshalb entschloß ich mich, zu dir zurückzukehren und mein Leben in deine Hand zu legen. Tu damit, was du für richtig hältst.«
Ihr war klar, daß sie damit nicht sein Herz rühren konnte, deshalb zielte sie darauf ab, sein Verlangen zu wecken.
»Ich möchte wieder dir gehören, Höllenfaust. Du bist der einzige Mann, mit dem ich Zusammenleben kann«, behauptete die schlaue Tigerfrau, weil sie wußte, daß ihm das schmeichelte.
Sie schwieg, damit er sich entscheiden konnte. Er mußte von ihrer tiefen Reue überzeugt sein, sonst traf sie sein Zorn noch einmal - und diesmal bestimmt tödlich, Stille herrschte in dem großen Raum. Leise Zweifel meldeten sich in Agassmea. Hatte sie zu hoch gereizt? War Höllenfausts Ehre immer noch besudelt?
»Steh auf!« befahl ihr der Anführer der Grausamen 5.
Sie erhob sich und erkannte in ihren Augen zu ihrer großen Erleichterung, daß er ihr vergeben hatte. Er wollte sie zurückhaben.
Wie leicht sich doch selbst Höllenfaust von einer schlauen Frau überlisten ließ.
***
Sie erreichten die Grenze der Spiegelwelt, ohne daß es jemand verhindern konnte. Roxane schickte Frank Esslin durch die Pforte und folgte ihm. Mr. Silver ließ Atax los. »Das Höllenschwert würde dich gern töten, aber ich will es nicht«, sagte der Ex-Dämon eisig. »Weil du nämlich ohnedies bereits erledigt bist.«
»Wieso glaubst du das?« fragte der Geschlechtslose.
»Du bist für die Spiegelwelt verantwortlich, hast dir Frank Esslin stehlen lassen. Das wird ein Nachspiel in der Hölle haben. Man wird dich zur Rechenschaft ziehen.«
»Ich werde die richtigen Worte für meine Verteidigung finden«, erwiderte Atax zuversichtlich. »Du siehst mich bald wieder, Mr. Silver, und ich werde mich gut auf meinen Angriff vorbereiten, damit du ihn garantiert nicht überlebst.«
»Du spekulierst mit Asmodis’ Schwäche, denkst, die Krankheit
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