198 - In der Spiegelwelt
würde den Höllenfürsten so milde stimmen, daß er dich pardoniert, aber so wird es nicht laufen. Du wirst dich vor Loxagon zu verantworten haben, und wie gnadenlos hart der ist, brauche ich dir wohl nicht zu sagen.«
Mr. Silver trat zurück.
»Wir sehen uns wieder!« kündigte der Geschlechtslose an. »Schon bald! Und dann wirst du tausend Tode sterben!«
***
Höllenfaust nahm sie noch in derselben Stunde. Agassmea zwang sich, ihn zu ertragen. Es war die größte Schmach ihres Lebens, und sie hätte wohl nicht durchgehalten, wenn sie nicht ihre eiskalte Rache vor Augen gehabt hätte.
Sie spielte ihm was vor, setzte ihm die Fingernägel in den Rücken und keuchte, als würde es ihr ebensoviel Vergnügen bereiten wie ihm.
Aber sie dachte dabei nur an seinen Tod!
Er ließ lange nicht von ihr ab, schien alles nachholen zu wollen, was er durch die lange Trennung versäumt hatte, und als er endlich genug hatte, drehte er sich erschöpft zur Seite und schlief sofort ein.
Das war der Moment, nach dem sich Agassmea sehnte, seit sie beschlossen hatte, sich zu rächen. Endlich war es soweit. Eine winzige Zeitspanne trennte sie nur noch von ihrem größten Triumph.
Der mächtige Magier-Dämon hatte sich von ihr täuschen lassen. Er hatte die Gefahr nicht gewittert, und nun war er dem Tod geweiht.
Vorsichtig beugte sich die nackte Tigerfrau über ihn und zog langsam sein Schwert aus der Scheide. Sie empfand nichts als Haß und Verachtung für den Anführer der Grausamen 5.
Geschmeidig kroch Agassmea in die richtige Position, und dann hob sie mit versteinerter Miene Höllenfausts Schwert. Kraftvoll schlug sie zu.
Sie enthauptete Höllenfaust mit der eigenen Waffe, wie es das ungeschriebene Gesetz der Macht verlangte. Der Rumpf bäumte sich auf, und Blut und Kraft schossen gegen Agassmea. Wenn die Kraft eines Magier-Dämons auf diese Weise frei wurde und auf ein anderes Wesen überging, verdoppelte sie sich auf dem kurzen Weg, wie Agassmea wußte, und sie spürte das auch sofort. Aggressiv schoß Höllenfausts verdoppelte Kraft in ihren Körper und füllte ihn blitzartig aus. Nackt, wie sie war, mit Höllenfausts Blut auf der Haut, stand sie auf und ging hinaus. Als sie vor Thoran, Vulkan, Zero und Radheera mit dem blutverschmierten Schwert hintrat, wußten sie, was geschehen war und daß Agassmea nun doppelt so stark war wie Höllenfaust.
Ihnen war klar, daß sie von nun an eine Anführerin hatten und daß sie sich nicht dagegen auflehnen konnten, denn keiner von ihnen war Agassmea kräftemäßig gewachsen.
Höllenfaust war tot, und Agassmea war an seine Stelle getreten. Ihre Rachegelüste waren endlich befriedigt. Ihr Wagemut hatte sich gelohnt. Er hatte sie an die Spitze der Grausamen 5 gestellt.
***
Als Frank Esslin mit Roxane die Spiegelwelt verließ, wurde sein böses Gegenstück nach drüben gerissen, und dieser unerwünschte Tausch blieb der Hölle nicht verborgen.
Wütend zitierte Loxagon, der kriegerische Teufelssohn, Atax zu sich, und der Geschlechtslose erschien sofort, um ihn nicht noch mehr zu ärgern. Loxagon, der sich bereits als Höllenherrscher fühlte, obwohl Asmodis noch lebte -und durch ein Wunder vielleicht sogar noch gerettet werden konnte -, nannte die Seele des Teufels einen Versager.
Atax hoffte, sich nicht allein vor Loxagon rechtfertigen zu müssen. Es gab den Rat der Teufel oder das Tribunal der Dämonen. Dort wollte er sich verantworten.
Asmodis wäre damit einverstanden gewesen, doch Loxagon lachte nur, als ihn Atax darum bat. »Was versprichst du dir davon? Gnade?« fragte der Teufelssohn aggressiv. »Mein Vater hat dich nicht zum Herrscher der Spiegelwelt gemacht, damit du dort auf der faulen Haut liegst.«
»Es hat noch nie einen derartigen Zwischenfall gegeben«, verteidigte sich Atax. »Es passierte zum erstenmal.«
»Frank Esslin war auf dem besten Weg, ein wertvoller Streiter der schwarzen Macht zu werden!« rief Loxagon anklagend. »Das hast du verdorben! Du warst das Vertrauen, das mein Vater in dich setzte, nicht wert Du hast Asmodis enttäuscht.«
»Laß mich mit ihm reden«, bat die Seele des Teufels.
»Du weißt, daß mein Vater schwer krank ist. Sprich mit mir. Erkläre mir, warum du versagt hast. Sag mir, welchen Grund es für mich geben sollte, nicht die schwerste Strafe über dich zu verhängen!«
Atax wußte nicht, was er zu seiner Verteidigung Vorbringen sollte. Loxagon hatte ihn anscheinend bereits zum Tod verurteilt. Was immer er gesagt hätte, wäre vom
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