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198 - In der Spiegelwelt

198 - In der Spiegelwelt

Titel: 198 - In der Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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dachte Holger. Sie schlabbert zuviel Bier.
    Larry senkte die Lider. »Über New York ist ein blutiger Stern aufgegangen. Ein Höllenstern«, sagte er düster.
    Alle sahen ihn gespannt an.
    »Was soll das heißen?« fragte Kevin. »Was meinst du damit?«
    »Da war ein häßlicher alter Mann… auf unserem Friedhof«, berichtete Larry. »Er beobachtete uns. Wir bemerkten ihn nicht sofort. Als er uns auffiel, wollte er sich davonstehlen, doch wir liefen ihm nach und kreisten ihn ein. Er hatte etwas an sich… Ich kann es nicht beschreiben… Von ihm ging etwas aus, das meinen Freunden und mir angst machte, obwohl wir uns normalerweise nicht so leicht fürchten. Der Alte hatte tiefliegende, stechende Augen und eingesunkene, faltige Wangen. Seine Nase sprang so weit vor wie ein Geierschnabel. Obwohl er mager und schwach aussah, spürten wir, daß eine gefährliche Kraft in ihm war. Niemand hätte ihn anzugreifen gewagt. Böse und gemein wirkte er, grausam und ohne jedes Mitgefühl. Er schien Probleme mit seinen Stimmbändern zu haben, konnte kaum reden, krächzte ganz fürchterlich.«
    »Habt ihr ihn gefragt, warum er euch beobachtete, was er von euch wollte?« erkundigte sich Kevin.
    »Selbstverständlich, aber er gab darauf keine Antwort. Er sagte nur, was er wollte.«
    »Und was war das?« fragte Holger. »Er sprach von einer Invasion des Grauens, die unserer Stadt bevorstehe«, erzählte Larry heiser. »Von einem Blutgericht, dessen Vorsitzender er wäre…«
    »Der Typ war übergeschnappt«, sagte Holger, und die anderen nickten zustimmend.
    »Holger hat recht«, meldete sich Sandy zu Wort. »Der Alte war nicht ganz dicht.«
    »Das dachten wir auch, aber da war diese beängstigende Ausstrahlung«, gab Larry zurück. »Irgendwie wußten wir, daß dieser unheimliche Typ die Wahrheit sagte.«
    Holger lachte nervös. »Ein prima Schauermärchen.«
    Larry starrte ihn durchdringend an. »Das ist leider kein Märchen , Holger, sondern die blutige Wahrheit.«
    »Wieso sagst du blutig ?« fragte Kevin, dem ein kalter Schauer über den Rücken lief.
    »Wir hatten den Alten eingekreist«, fuhr Larry fort. »Wir wollten ihn nicht weglassen, bevor er uns alles erklärt hatte. Da sah er Mona Farnsworth feindselig an und krächzte: ›Dafür werde ich dich bestrafen!‹ Sie stöhnte plötzlich auf, ohne daß der Alte sie berührt hatte, griff sich an den Kopf und brach zusammen.«
    »War sie ohnmächtig?« fragte Holger.
    »Ja, für wenige Augenblicke«, antwortete Larry.
    »Und der Alte?«
    »Der verließ unseren Kreis. Wir hatten nicht den Mut, ihn daran zu hindern. Wir kümmerten uns um Mona. Sie sprach wirr und behauptete, die Hölle in den Augen des Alten gesehen zu haben. Und sie kannte plötzlich auch seinen Namen: Cayooda.«
    ***
    Noel Bannister setzte den Gerichtsmediziner zu Hause ab und verließ Manhattan. Er überquerte den East River und fuhr weiter zum Mount Zion Cemetery in Queens.
    Das Erlebnis im Leichenschauhaus saß ihm noch in den Knochen. Er war heilfroh, daß weder er noch Dr. Keefer zu Schaden gekommen war.
    Noel ärgerte sich über das Imponiergehabe des Höllenwesens. Widerstrebend mußte er sich eingestehen, daß ihn Cayooda damit beeindruckt hatte.
    Ihm wäre lieber gewesen, wenn ihm dieser Gegner offen gegenübergetreten wäre, anstatt sich hinter seinen schwarzen Fähigkeiten zu verbergen.
    Es dämmerte. Ein stumpfer grauer Schleier breitete sich wie jeden Abend über den Friedhof und erstickte unbarmherzig ganz langsam die Farben.
    Noel kannte den Polizeibericht. Er wußte, wo man Mona Farnsworth’ schrecklich verstümmelte Leiche gefunden hatte. Dorthin begab er sich, um sich umzusehen.
    Er wollte den Ort des Grauens auf sich einwirken lassen und hoffte, irgendeinen Hinweis auf Cayooda zu entdecken, den die Polizei möglicherweise übersehen hatte.
    Noel hätte den Beamten das nicht krummgenommen. Polizisten sind im allgemeinen logisch denkende Menschen und achten daher nicht auf schwarzmagische Spuren.
    Die Dämmerung schritt rasch fort, und die Sicht wurde schlechter. Die Grufties schienen sich seit Mona Farnsworth’ Tod nicht mehr auf diesen Friedhof zu wagen. Vielleicht trafen sie sich nun auf einem anderen Gottesacker oder auf gar keinem mehr. Es war auch denkbar, daß sich die Gruftie-Clique inzwischen aufgelöst hatte.
    Noel Bannister erreichte die Stelle, wo die Leiche gelegen hatte. Langsam drehte er sich im Kreis und blickte sich um.
    Gräber, so weit das Auge reichte. Sonst keine

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