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198 - Sohn und Dämon

198 - Sohn und Dämon

Titel: 198 - Sohn und Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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drehte er sich. Ihr Rücken gab kaum nach, ihre Schultern bewegten sich nur noch Millimeter für Millimeter.
    Mühevolle Minuten kostete es sie, bis endlich wieder das Gewässer in ihr Blickfeld rückte, so wollte es ihr scheinen. Der Schweiß strömte ihr über das Gesicht. Doch endlich gelang es ihr, hinter sich zu blicken: Am Seeufer hockte ein etwa zwölfjähriger Knabe mit schwarzen Locken und grinste frech…
    ***
    Am östlichen Horizont schob sich die rot flimmernde Scheibe der Morgensonne in den fahlen Himmel. Gauko’on spähte zum Ostende des Tafelfelsens. Dort begann der rote Stein zu leuchten, als würde er brennen.
    Er blickte wieder nach Norden. Irgendwo in dieser Himmelsrichtung, drei oder vier Wegstunden entfernt, würde in diesen Stunden das Luftschiff des Schwarzen Gedankenmeisters niedergehen – falls der Gedankenmeister aus Afra wieder ganz unter der Kontrolle des Ahnen stand und dessen letztem Befehl gehorchte. Doch Gauko’on hatte keinen Grund, daran zu zweifeln.
    »Eine Nachricht vom Ersten Wächter des Uluru!«, krächzte hinter ihm einer der anderen beiden Schamanen. Gauko’on trat von der Felskante zurück und drehte sich um. Seine Gefährten saßen am Feuer.
    Der eine summte vor sich hin und wiegte den Oberkörper in Trance hin und her. Er hielt die mentale Verbindung mit den Wächtern der Außenposten und mit den zwanzig Anangu, die mit vier Waranen zur voraussichtlichen Absturzstelle der Luftgondel aufgebrochen waren.
    Der andere hatte die Augen geöffnet und starrte zu Gauko’on herüber. Irgendetwas schien ihn zu erschrecken.
    Seine Aufgabe war es, die Botschaften aus dem Lager der Gedankenmeister zu sammeln und sie dem Ahnen zu senden.
    »Die Gedankenmeisterin ist verschwunden!«, sagte er mit brüchiger Stimme.
    »Viele Gedankenmeisterinnen aus allen Teilen der Welt sind dem Ruf des Ahnen gefolgt und warten mit uns auf die große Schlacht.« Gauko’on runzelte unwillig die hundertfach zerfurchte Stirn. »Von welcher redest du?«
    »Von der weißen Frau, an der Maddrax’ Herz hängt – sie ist geflohen.«
    »Ausgeschlossen!« Vier energische Schritte, und Gauko’on stand über dem anderen an der Feuerstelle und blickte auf ihn hinab. »Das ist nicht wahr!«
    »Es ist wahr«, sagte der andere Schamane. »In einem Tobsuchtsanfall hat sich die Gedankenmeisterin selbst verletzt. Der Erste Wächter hat sie in das Zelt eines Heilers bringen lassen. Jetzt ist sie verschwunden.«
    »Wie konnte das geschehen…?« Die schwarze Gesichtshaut Gauko’ons wurde schmutzig grau, seine Augen glasig. Er starrte in die aufgehende Sonne. »Unsere wichtigste Waffe gegen den Feind… wie konnte das geschehen…?«
    Eine Zeitlang stand er so, blickte in irgendeine Ferne und bewegte stumm die Lippen. Auf einmal begann der Felsboden unter den Schamanen zu vibrieren. Tief im Uluru grollte es.
    Der dritte Schamane hörte auf, den Oberkörper hin und her zu wiegen, und öffnete die Augen. Die Blicke beider Greise hingen wie gebannt am Ersten Diener des Ahnen.
    »Der HERR spricht mit Gauko’on«, sagte der eine.
    »ER ist sehr zornig«, sagte der andere.
    Gauko’on riss die Augen auf. »Ulros soll kommen!«, rief er.
    »Schafft mir den Ersten Wächter des Uluru herauf!« Er fuhr herum und stapfte zurück zur Felskante. Der Tafelberg bebte, wie im Inneren eines ausbrechenden Vulkans grollte es in seinen Tiefen.
    Vierhundert Meter unter Gauko’on liefen die Anangu und Gedankenmeister außerhalb des Lagers zusammen. Gauko’on hörte Angstschreie. Die Menschen fürchteten ein Erdbeben.
    »Ulros!«, brüllte der Greis in die Tiefe. »Komm herauf!« Er legte die zu einem Trichter geformten Hände an den Mund.
    »Her zu mir, Ulros!«, brüllte er. »Ich habe mit dir zu reden!«
    Er stapfte zurück zum Feuer. Die geballten Fäuste schüttelnd, marschierte er ein paar Mal um seine Gefährten und die Feuerstelle herum. Irgendwann spürte er das Gedankenmuster des Ersten Wächters sich nähern. Er stapfte ein paar Schritte vom Feuer weg und stieg in einen Treppenschacht hinein, um Ulros entgegenzugehen.
    Nach etwa dreihundert Stufen sah er einen Mann mit milchig-brauner Haut und stämmigem Körperbau die Felstreppe heraufhetzen. Sein Unterkiefer war leicht vorgeschoben, seine Unterlippe auffallend wulstig.
    Ulros, der Erste Wächter des Uluru.
    »Wie kannst du es wagen!«, brüllte Gauko’on ihm schon von oben entgegen. »Wie kannst du es wagen, meine stärkste Waffe im Kampf gegen den Feind entkommen zu

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