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198 - Sohn und Dämon

198 - Sohn und Dämon

Titel: 198 - Sohn und Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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hieß Cahai.
    »Wir wollen mit euch ziehen!«, rief er, und aus der Menge der Gedankenmeister ertönten eine Menge zustimmender Rufe:
    »So ist es!«, »Genau!«, »Lasst uns mit auf euer Shiip!«, und Ähnliches.
    »Ihr bleibt hier.« Ulros, der Erste Wächter des Uluru, stand zwischen den Vorderläufen des Shiips; hinter ihm kletterten seine zehn besten Krieger an geflochtenen Tauen zum Bauchfell des Mammuttieres hinauf. »Der HERR braucht euch hier!«
    Cahai winkte ab. »Aber wir wollen mit euch ziehen! Dieser Mörder hat dem Kamaulerzüchter aus Sumra die Kehle aufgeschlitzt!«, rief er. »Den Heiler aus Bagdad hat er in seinem Zelt niedergeschlagen! Und vier Wächter des Uluru hat er umgebracht!«
    »Mörder, Mörder!«, skandierte die Menge. »Wir wollen den Bastard jagen!«
    »Ihr bleibt hier!« Ulros legte den Kopf in den Nacken. Gut zwölf Meter über ihm dehnte sich der grau gelockte Bauch des gewaltigen Shiips aus. Ein paar schwarze Arme winkten dort oben; die schwarzen Gesichter der Krieger, die schon hinauf geklettert waren, tauchten im dichten Fell auf und spähten nach unten. Dort ergriffen die drei letzten Anangu eben die knotigen Seile und begannen dem Bauch entgegen zu klettern.
    »Wir wollen seinen Kopf!«, brüllte Cahai. Der junge Hitzkopf hob die geballte Linke und schwang seinen Säbel.
    »Schluss jetzt!«, donnerte Ulros. »Ihr seid Diener des Ahnen und habt zu gehorchen!« Die Menge verstummte, sogar Cahai.
    Ulros fragte sich, wie sein Vorgänger Daagson es geschafft hatte, diesen bunt zusammengewürfelten Haufen in Schach zu halten. Hätte der Ahne diesen Menschen keine mentalen Zügel angelegt, sie hätten schon längst das Kommando hier am Uluru übernommen. Dieser schlitzäugige Cahai war besonders aufsässig.
    »Und ich bin der Erste Wächter!«, fuhr Ulros fort. »Jeder von euch hat meinen Anweisungen zu folgen! Wer nicht gehorcht, wird bestraft!« Mit seinem Speer deutete er auf die Zelte und Hütten des Lagers. »Jetzt zieht euch in eure Behausungen zurück, alle!« Murrend lief die Menge auseinander. Cahai trollte sich als letzter.
    Ulros sah ihnen nach. Den jungen Säbelmann würde er im Auge behalten müssen. Rufe von oben erinnerten ihn wieder an seinen Auftrag. Er drehte sich um und sah zum Bauchfell des Shiiptitanen hinauf.
    Die Anangu ließen geflochtene Körbe an Tauen aus Pflanzenfasern herunter. Der Erste Wächter des Uluru wartete, bis sie auf dem Boden aufsetzten. Dann packte er die vorbereiteten Waffen hinein: Pfeile, Jagdbögen, Speere, Äxte und Schwerter. Auf sein Zeichen hin wurde alles ins Bauchfell des Riesentieres hinaufgezogen.
    Ulros ging aus dem Schatten des Shiips und wartete, bis seine Anangu die Körbe ausgeladen hatten. Dabei betrachtete er das gewaltige Lebewesen. Es war so groß wie einer der Felsblöcke auf der anderen Seite des Uluru. Mindestens sechzig Schritte lang, zwölf bis fünfzehn Schritte breit und so hoch wie zwölf aneinander gelegte Jagdspeere. Das Fell war hellgrau und hatte bräunliche Einsprengsel. Ein atemberaubender Anblick.
    Die Männer zogen die Seile hoch und ließen einen letzten Korb herunter, mit dem sie Ulros hinauf zogen. Der Anführer seiner zehn Elitekrieger kauerte in einer Höhle aus fettigem Fell. Er hieß Buttorgo und war klein und drahtig. Sein Zwillingsbruder Roraz galt als seine rechte Hand. Beide wichen nicht voneinander. Ulros hatte sie mit Bedacht ausgewählt. »Wir sind vollzählig«, sagte Buttorgo. »Es kann losgehen.«
    »Gut.« Der Erste Wächter des Uluru blickte nacheinander in die Gesichter seiner Männer. Er hatte nur Krieger für diesen Einsatz ausgewählt, die sich schon in harten Kämpfen bewährt hatten. Aradam zum Beispiel, der auch den wildesten Mammutwaran zu zähmen wusste. Oder Sidnai, der einst allein gegen dreizehn Kriegerinnen der Reddoas gekämpft hatte und als Sieger vom Schlachtfeld gegangen war.
    »Ihr wisst alle, worum es geht«, sagte Ulros. »Dieser Bastard hat es gewagt, bis zum Uluru vorzustoßen, um seine Mutter zu entführen, die stärkste Waffe im Kampf gegen den Feind. Wenn möglich, bringen wir ihn lebend zurück – oder tot, falls er sich wehrt.«
    Die Krieger nickten stumm. Jeder einzelne war vom Sieg überzeugt. Zuversicht erfüllte auch Ulros. »Dann lasst uns aufbrechen.«
    Er teilte die Mannschaften ein. Aradam hatte die Aufgabe, das Mammutshiip zu lenken. In Begleitung eines jungen Anangu schlüpfte er in einen Fellschacht, der zum Schädel des Riesentieres führte.
    Sidnai

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