1981 - Richard
Gutachter und war durch einige Expertisen bekannt geworden. Das Kunst- und Auktionshaus Blammer zählte seit Jahren zu seinen Kunden. Darüber hinaus arbeitete er in ganz Deutschland für Museen, Galerien und andere Auktionshäuser.
Simons brennendste Frage galt der Herkunft des Gemäldes. Er hatte gewartet, bis Claudius Brahm das Bild fast eine halbe Stunde lang intensiv betrachtet und untersucht hatte. Heinz Kühler musste ihm eine Stehlampe besorgen, mit der er den Lichteinfall verändern konnte. Simon stand neben den beiden, sagte aber zunächst kein Wort. Claudius Brahm machte sich zwischendurch immer wieder Notizen. Schließlich klappte er seine Mappe zu und schaltete auch das Licht der Stehlampe aus. Simon nahm es als Zeichen und trat an ihn heran.
»Und, was meinen sie?«, fragte er erwartungsvoll.
»Gab es das schon einmal bei Ihnen?«, begann Claudius Brahm mit einer Gegenfrage. »Ich habe so etwas zumindest noch nie bei einem Haus ihrer Größe gesehen. Gut, jeder weiß, dass die Stars in ihrer Branche, die Sotheby`s oder die Christie`s ein solches Potential angeboten bekommen, aber Firma Blammer aus München, entschuldigen sie, dass ich so direkt bin.«
»Ist schon in Ordnung«, sagte Simon. »Ich gebe ja selbst zu, dass so ein Künstler sonst in einer anderen Liga gehandelt wird, aber es ist dafür ja auch keines seiner berühmten Werke.«
»Ja, Mensch, das ist doch egal«, sagte Claudius Brahm euphorisch. »Sie haben hier wahrscheinlich einen Gauguin, Eugène Henri Paul Gauguin, französischer Expressionist und Symbolist, ein Kind des Impressionismus, ein Begründer der Moderne, Motor einer ganzen Generation von hervorragenden Malern, ein Genie für diejenigen, die es erkennen konnten und noch heute erkennen können.«
Simon sah ihn schweigend an. Er wusste, dass Claudius Brahm immer sehr direkt war. Eine Art, mit der nicht jeder zu Recht kam, zumal im Auktionsgeschäft und gegenüber den Kunden immer eine gewisse Würde gewahrt werden musste. Er selbst betrachtete die Sache nüchtern. Es ging ihm nur um die fachliche Arbeit. Ihm war schon bewusst, dass das Gemälde etwas Besonderes war, aber diese Reaktion hatte er nicht erwartet, diese Euphorie überraschte ihn schon ein wenig. Natürlich, ein Werk des Malers Paul Gauguin, das gab es bisher nicht in der Geschichte des Hauses Blammer, aber es gab andere namhafte Künstler, die hier bereits erfolgreich in Auktionen gehandelt wurden. Es gab den Liebermann , Drucke von Klee und Macke , einige alte Niederländer, einen Schüler Rembrandts und noch mehr.
Heinz Kühler unterbrach die Gedanken seines Chefs. »Sie sagten eben wahrscheinlich, wahrscheinlich ist es ein Gauguin, wie meinten sie das, Herr Brahm?«
»Ich bin Gutachter«, antwortete Claudius Brahm sofort. »Ich habe mich ja erst einige Minuten mit diesem Gemälde beschäftigt. Ich habe zwar nichts gefunden, was dieses Bild als Fälschung entlarven würde, aber noch habe ich meine Expertise nicht geschrieben.«
»Ich denke, das ist uns allen klar«, sagte Simon. »Mich interessiert nur, ob sie gerade dieses Werk, diesen Gauguin vorher schon einmal gesehen haben, vielleicht sogar wissen wo er ausgestellt war oder die Vorbesitzer kennen.«
Claudius Brahm schüttelte den Kopf. »Nein, überhaupt nicht.« Er zögerte kurz. "Überrascht sie das, überrascht es sie, dass ich dabei noch ganz ruhig bleibe und nicht auch noch euphorisch nach einem Wunder schreie und Ihnen um den Hals falle, weil ich mir einen noch unbekannten Gauguin ansehen durfte, ihn anfassen durfte. Ich hoffe, dass sie das nicht von mir erwarten?«
»Wie sicher sind sie sich denn, dass das Bild ein echter Gauguin ist?«, warf Heinz Kühler ein.
»Kein Kommentar, zu diesem Zeitpunkt«, antwortete Claudius Brahm mit einem Zwinkern. »Echt oder nicht echt, das ist immer eine Frage, die nur von vielen verschiedenen Fakultäten gemeinsam beantwortet werden kann. Ich bin hier gewissermaßen nur der Stilexperte.«
»Wir wollen sie hier nicht jubeln sehen und Ihnen auch keine voreiligen Schlüsse abringen«, sagte Simon. »Es ist nur so, je nachdem, was sie uns über dieses Bild sagen, müssen wir noch nach einem Herkunftsnachweis recherchieren. Da wäre es mir natürlich lieber, wenn sie uns gleich mitteilen könnten, wo wir da zu suchen haben.«
»Sie sind ziemlich nackt, was diesen Gauguin angeht?«, sagte Claudius Brahm mit einem spöttischen Unterton. »Eines ist Ihnen doch wohl klar. Wenn ich jetzt bestätige, dass es ein
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