1981 - Richard
das könnte aber etwas sein. Laurent Koss, vielleicht ist es ja ein Monsieur Laurent Koss.«
Sie riss den Umschlag auf, zog den Brief heraus und überflog ihn. »Schade, Laurent Koss ist nur eine Firma für Verbandsmaterial, wieder kein Liebesbrief für mich. Aber was soll's, ich habe ja auch keine Zeit für die Liebe, wo ich in der ganzen Welt herumreisen muss um meiner Familie Geschenke aus Paris oder München zu besorgen.«
»Geschenke sind immer gut«, tönte Noël begeistert.
»Aber du musst dich noch gedulden«, sagte Florence und legte den Zeigefinger auf die Lippen. »Ich habe Isabelle gesagt, dass du mich heute zum Essen mitbringst, dann verteile ich meine Gaben. Ich verrate dir nur, dass ich für dich etwas ganz besonderes habe.«
»Das hättest du nicht sagen dürfen. Jetzt kann ich bis Mittag nicht mehr ruhig arbeiten.« Noël lachte.
»Es hilft nichts, du musst dich gedulden«, sagte Florence streng und lächelte dabei. Sie machte eine kurze Pause. »Da fällt mir ein anderes Thema ein, entschuldige. Papa hat gestern Abend etwas angedeutet, wegen der Apotheke. Er wollte aber, dass du mir selbst sagst, wie die Sache steht.«
»Natürlich«, sagte Noël nachdenklich. »Natürlich, es geht dich ja schließlich auch etwas an. Ich fliege nächste Woche wieder nach Tahiti. Ich bin vor zwei Wochen zuletzt dagewesen, als du in Paris warst. Es ist Bewegung in die Sache gekommen. Monsieur Schwarzer hatte noch drei andere Angebote, wie du weißt, offenbar gute Angebote. Es war mehr als ich bereit war zu zahlen. Er hat mich aber angerufen. Es war gleich nachdem du fort warst. Er möchte gerne, dass ich seine Apotheke bekomme, weil sein Vater und unser Großvater Freunde und Geschäftspartner waren. Ich habe ihm natürlich gesagt, dass es für mich auch etwas bedeuten würde, wenn ich quasi in die Fußstapfen meines Großvaters trete, aber ich habe ihm auch gesagt, dass die Höhe der Abstandszahlung für mich genauso wichtig ist und dass ich nur begrenzte Mittel besitze.«
»Und was hat er daraufhin gesagt, ihr seit euch aber noch nicht einig geworden, oder?« Florence sah ihren Bruder kritisch an.
»Noch nicht. Als ich das letzte Mal auf Tahiti war, haben wir nur über alte Zeiten gesprochen, dass heißt er hat über alte Zeiten gesprochen. Du kennst doch das Haus in der Rue Orleon mit der Apotheke und den beiden Wohnungen darüber. Er hat mir noch einmal alles gezeigt, dass alles in Ordnung sei und dass der neue Besitzer nichts weiter investieren müsste. Er hat mir sogar die Bücher gezeigt. Die Umsätze waren in Ordnung.« Erstutzte. »Nein ich muss sogar sagen, dass sie sehr gut waren.«
»Du meinst also, dass die Ablöse, die er verlangt, durchaus gerechtfertigt ist?«, fragte Florence.
»Durchaus, völlig in Ordnung«, begann Noël plötzlich ein wenig zu schwärmen. »Das Haus wurde in den letzten fünf Jahren nach und nach komplett renoviert. Eine der Wohnungen ist gut vermietet. Eigentlich passt alles.«
»Du weißt, ich möchte natürlich, dass du auf Nuku Hiva bleibst, weil wir beide schon so lange zusammen arbeiten«, sagte Florence mit ernster Stimme. »Nachdem Papa uns das Geschäft überlassen hat, haben wir viel Engagement in alles hineingesteckt und die Apotheke zu dem gemacht, was sie heute ist. Ich könnte hier auch alleine weiter machen, aber wenn du tatsächlich nach Tahiti gehst, wäre es mir gar nicht möglich, dich hier sofort auszuzahlen.«
»Das ist auch nicht notwendig.« Noël setzte sich jetzt auf Florence Schreibtisch. »Das einzige was ich mit Monsieur Schwarzer bisher ausgehandelt habe, ist, dass ich die Ablöse in drei Jahresraten zahle, vorausgesetzt, das Geschäft kommt überhaupt zu Stande. Mir geht es nur um die Summe generell. Ich weiß, dass jemand gut anderthalb Millionen Francs mehr bietet als ich.«
»Und was ist mit den Wohnungen. Willst du dort einziehen?«
»Nein, das ist alles zu klein. Monsieur Schwarzer wohnt selbst noch direkt über der Apotheke in einer der Wohnungen. Ich weiß nicht, ob er ausziehen will und ob er Tahiti sogar ganz verlässt. Wir müssen uns wohl etwas auf der Insel suchen. Nächste Woche geht es noch einmal ums Geld und dann werde ich endgültig eine Entscheidung treffen.«
»Vorausgesetzt, es klappt, wann würdest du dann auf Tahiti mit der neuen Apotheke anfangen?«
Noël überlegte. »Isabelle und ich rechnen mit Oktober oder November. Du siehst, ich bin noch eine ganze Weile da und bevor ich fortgehe, helfe ich dir noch, damit
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