1981 - Richard
diesen Kontrast nur schwach wieder. Florence erkannte jetzt auch, dass das Kleid auf dem Ölgemälde nicht nur einen ähnlichen Schnitt hatte, wie das Kleid, das die Kleine auf dem Foto vom Strand trug, das Muster schien auch sehr ähnlich zu sein. Es stimmten erstaunlich viele Details überein. Die beiden Fotografien, auf denen das Mädchen zu sehen war, stammten von der Insel Hiva Oa und waren im Jahr 1904 aufgenommen. Florence stutzte. Sie hatte immer noch eines der Fotos in der Hand und legte es auf den Boden des Stationsflures. Den Ausdruck des Ölgemäldes nahm sie jetzt in beide Hände und hielt ihn in das Licht, das durch die Stationstür von draußen in den Flur strahlte. Sie versuchte den Text zu entziffern, der mit einem feinen Pinselstrich in die rechte Bildecke geschrieben war. Neben der Signatur konnte sie als Entstehungsdatum des Ölgemäldes das Jahr 1902 lesen. Unterhalb von Signatur und Jahreszahl war der Bildtitel geschrieben. » Julie des Bois" , las Florence laut vor. Es war die Jahreszahl, die sie stutzig machte. Sie überlegte. Das Motiv des Ölgemäldes konnte nicht von der Fotografie stammen. Die Fotografie wurde erst zwei Jahre nach der Entstehung des Ölgemäldes aufgenommen. Oder war vielleicht die Datierung der Fotografien falsch, stammten die Aufnahmen vielleicht doch aus dem Jahr 1902. Sie sah sich wieder die Strandszene an und verglich auch diese Fotografie mit dem Ölgemälde. Es war schwer zu sagen, ob Gauguin das Foto gekannt hatte, bevor er sein Bild malte. Ganz sicher war sich Florence nur, dass das kleine Mädchen auf den beiden alten Fotografien mit dem Kind auf dem Gauguin-Gemälde übereinstimmte. Sie bückte sich wieder und hob die abgelegte Fotografie vom Boden auf. Sie hielt diese Aufnahme und das Foto des Ölgemäldes links und recht neben die Fotografie der Strandszene. Ihr Blick wanderte noch ein paar Mal von Bild zu Bild. Sie klemmte sich den einen Rahmen schließlich unter den Arm und nahm die Strandszene ebenfalls von der Wand. Sie würde die Bilder in einer halben Stunde wieder zurückbringen. Florence verließ die Station und lief den Weg am Gebäude entlang zum Eingangsbereich zurück. In ihrem Büro angekommen, löste sie die Fotografien aus den Rahmen. Die Rückseiten der Bilder trugen Aufkleber, auf denen das Copyright eines Fotolabors vermerkt war. Das Fotolabor hatte seinen Sitz auf Tahiti. Es war eine Hausanschrift und sogar einer E-Mail-Adresse vermerkt. Zusätzlich hatten die Fotografien noch unterschiedliche Registrierungsnummern. Florence notierte sich alles. Im Vorraum ihres Büros hatte sie einen Drucker, mit dem sie die Aufnahmen scannen konnte. Die Dateien wurden an ihren Computer gesendet. Florence ging in ihr Büro, öffnete die Dateien und betrachte sich die Bilder eine Zeit lang am Computermonitor. Dann raffte sie sich auf, baute die Bilderrahmen zusammen und machte sich sofort wieder auf den Weg zur Station der Innerenmedizin.
Nach zehn Minuten kehrte sie zurück und setzte sich sofort wieder vor ihren Computer. Sie hatte zusammen mit dem Foto des Ölgemäldes drei digitale Bilder, die sie sich jetzt noch einmal ansah. Wie bei einer Diashow ließ sie sich die Bilder nacheinander auf dem Monitor anzeigen. Sie sah sich immer wieder die alten Fotografien an und verglich Details darauf mit dem Ölgemälde. Sie dachte an die Ausstellung, aus der die Fotografien stammten. Es konnte durchaus sein, dass noch andere Bilder existierten, die nicht in der Ausstellung gezeigt wurden und auf denen das kleine Mädchen vielleicht ebenfalls zu sehen war. Sie sah nach ihren Notizen, sie hatte die Adresse des Fotolabors. Das Labor hatte sicherlich zahlreiche weitere Bilder für die Ausstellung in Taiohae angeboten und der Gemeinderat hatte sich die besten herausgesucht. Florence schrieb eine E-Mail an das Fotolabor auf Tahiti. In der Nachricht erklärte sie kurz, worum es ihr ging. Sie bezog sich auf die Ausstellung im Gemeindehaus auf Nuku Hiva und fragte nach weiteren Aufnahmen und nach den Namen der Fotografen, von denen die Bilder stammten. In ihrer Mail fragte sie an, ob es Unterlagen gäbe, aus denen hervorginge, wer auf den Fotografien abgebildet war. Auch wenn ihr Wunsch sehr wahrscheinlich nicht erfüllt werden konnte, so war es wenigstens ein Versuch wert.
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Das Fotolabor meldete sich gleich am nächsten Tag und schickte eine Tabelle mit der ausführlicher Beschreibung aller Informationen zu den Fotografien, die seinerzeit für die Rathausausstellung
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