1981 - Richard
geliefert wurden. Florence überflog die Beschreibungen zu den einzelnen Bildern. Zumeist wurden die Orte genannt, an denen die Fotografien entstanden waren, Hiva Oa, Nuku Hiva und Ua Pou . Die Insel Hiva Oa kam dabei am häufigsten vor, von Ua Pou gab es dagegen nur zwei Aufnahmen. Die ältesten Fotografien stammten aber von Nuku Hiva . Es begann mit dem Jahr 1895. Zu jedem Bild wurde außerdem kurz beschrieben, was die Aufnahme darstellte. Die Titel lauteten: »Strand bei Taiohae«, »Straßenszene in Atuona«, »Vor dem Hotel Charles« oder »Regierungsbeamte vor der Kommandantur«. Wer die Menschen waren, ihre Namen, war nicht erwähnt. In zwei Einträgen, die direkt hintereinander folgten, erkannte sie die Registrierungsnummern der Fotografien, die sie sich von der Station mitgenommen hatte. Der Titel des einen Bildes lautete »Hiva Oa, Strand von Taaoa« und der des anderen »Handelsposten Gallet in Atuona«. Florence überlegte, natürlich kannte sie den Strand von Taaoa. Es war einer der wenigen Küstenabschnitte auf Hiva Oa, die eine Sanddünung besaßen. Heute gab es dort zwei Hotels, die auf einem Teil des Strandes Sonnenstühle und Schirme für ihre Gäste anboten. Einen Handelsposten oder eine Geschäft mit dem Namen Gallet war Florence nicht bekannt. Die beiden Fotografien stammten von demselben Fotografen. Der Mann hieß Victor Jasoline. In der Tabelle waren für die anderen Bilder insgesamt noch vier weitere Fotografen genannt. Victor Jasoline hatte von allen aber die meisten der Aufnahmen beigetragen. Florence sah sich noch einmal die Fotografie an, auf der die Kinder vor dem Geschäft zu sehen waren. Das Bild ließ nur erkennen, dass es sich um ein Geschäft, um einen Laden handelte, ohne die heute typischen Schaufenster. Neben den Körben mit Obst war ein Teil der Waren, Holztröge, Bürsten und Werkzeuge, noch am rechten Bildrand zu sehen. An dem Holzgebäude war ein Schild angebracht, von dem nur ein Teil der Aufschrift auf die Fotografie gekommen war. Es war ein Teil des Wortes »Handel«. Der Name Gallet tauchte nirgends auf. Florence suchte, ob es irgendwo auf den Auslagen verzeichnet war, aber sie konnte nichts finden. Sie sah sich noch einmal die Kinder an. Das kleine Mädchen stand zwischen zwei Jungen.
Florence überlegte. Sechsunddreißig Fotografien, das waren nicht sehr viele. Das Fotolabor konnte noch weitere Aufnahmen besitzen, die für die Rathausausstellung eben nicht ausgewählt wurden, weitere Aufnahmen des Fotografen Victor Jasoline, die ebenfalls das kleine Mädchen mit dem Sonnenhut zeigten. Die Antwort des Fotolabors war von einer Angestellten signiert worden. Florence griff zum Telefon und wählte die angegebene Nummer des Anschlusses auf Tahiti. Das Telefon wurde sofort abgenommen. Es meldete sich eine Männerstimme.
»Bonjour, Concorde Fotoservice Tahiti, was kann ich für sie tun?«
»Bonjour, mein Name ist Uzar, ich rufe aus Nuku Hiva an.«
»Ah ja, Madame Uzar, ich weiß Bescheid«, sagte der Mann, ohne dass Florence weitersprechen konnte. »Ich hole schnell meine Kollegin.«
Es gab ein Klacken, der Mann hatte den Telefonhörer abgelegt. Dann entfernte er sich und Florence hörte Stimmen im Hintergrund. Nach gut einer Minute wurde der Telefonhörer wieder aufgenommen. Eine Frau war am Apparat und stellte sich vor.
»Ja, es tut mir leid, dass ich erst heute dazu gekommen bin, Ihnen zu antworten«, sagte sie, »aber ich hoffe, ich konnte Ihnen erst einmal weiterhelfen.«
»Das konnten sie sehr gut, danke. Ich habe aber doch noch eine Frage. Ich hatte Ihnen die Registrierungsnummern von zwei Fotografien geschickt. Können sie herausfinden, wer die Personen auf den Bildern sind, ich meine ihre Namen?«
»Oh, Madame, ich habe mir die Fotografien nicht angesehen. Ich habe nur an Hand der Nummern und ihrer Beschreibung die Unterlagen des damaligen Auftrags zusammen gesucht. Ich weiß aber auch, dass es keine weiteren Informationen zu den Fotografien gibt, als die, die ich Ihnen schon geschickt habe, es tut mir leid. Wir sind froh, dass es wenigsten die Bildtitel und Jahreszahlen gibt, die sie in der Liste gefunden haben. Es ist bei so alten Fotografien schon eine Menge, dass wir etwas über die Orte und den Zeitpunkt der Aufnahmen wissen und dass wir natürlich auch den Fotografen kennen, sie verstehen.«
»Das ist schade«, sagte Florence nachdenklich. »Dennoch haben sie mir natürlich weitergeholfen. Gibt es wenigstens außer dem Namen noch mehr Informationen über
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