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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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Komponenten, sie verstehen, und wir haben hier auch eines unserer Callcenter.« Er überlegte noch einmal. »Mehr kann ich Ihnen leider auch nicht berichten. Dass heißt, stopp, ich weiß noch, dass das Gebäude 1860 gebaut wurde. Ich glaube es steht sogar draußen am Portal, an irgendeinem Stein.«
    »Das ist schon eine Menge an Informationen. Ich besitze eine alte Postkarte, die das Gebäude aus der Zeit vor über achtzig Jahren zeigt.« Georg holte die Kopie der Postkarte aus seiner Jackentasche und zeigte sie Monsieur Gast.
    »Oh, tatsächlich, das sind wir. Viel hat sich nicht verändert.«
    Georg nickte. »Der Park vielleicht«, meinte er. »Und die beiden Nebengebäude stehen wohl auch nicht mehr.«
    »Gut, die Nebengebäude wurden meines Wissens schon in den fünfziger Jahren abgerissen. Und der Park wird von uns nicht genutzt. Wir brauchen die Fläche nicht. Wir mähen hier zwei- dreimal im Jahr, das ist alles, aber das Haus wird natürlich gut unterhalten.«
    »Sie sehen, das Sanatorium war früher auf Hauterkrankungen spezialisiert.« Georg zeigte mit dem Finger auf die Bildüberschrift.
    »Das mag sein, aber nach dem Zweiten Weltkrieg war es ein ganz normales Krankenhaus. Es lag nur leider etwas weit außerhalb, aber wie gesagt, seit es in Redon die große Klinik gibt, wurde es nach und nach geschlossen.«
    Georg faltete die Kopie zusammen und steckte sie wieder in sein Jackett. »Gibt es in Allaire ein Museum, in dem ich noch etwas mehr über das Sanatorium erfahren könnte?«
    »Im Stadtamt oder Rathaus werden sie vielleicht einiges haben, aber sicher bin ich mir da natürlich nicht.«
    »Danke Monsieur Gast«, sagte Georg. Er sah zu der jungen Frau hinüber, die aufgeblickt hatte, als er sich verabschiedete. »Merci, Madame.«
    Sie lächelte ihn an und nickte.
    Yves Gast ging mit ihm zur Tür. Er hielt sie geöffnet und trat gemeinsam mit Georg auf den obersten Treppenabsatz. Er ging noch zwei Stufen hinunter und zeigte dann auf einen Stein, der in die Mauer neben der Treppe eingelassen war.
    »Sehen sie«, sagte Yves Gast, »1860 stimmt.«
    Georg ging ebenfalls zwei Stufen hinunter und stellte sich neben den kleinen Mann. Der Block mit der Jahreszahl war etwas heller als die restlichen Steine des Mauerwerks. Die Ziffern waren sauber gemeißelt und hatten an der Ober- und Unterkante Serifen, wodurch die Zahlen beinahe schon wieder modern wirkten.
    »Das Gebäude ist wirklich schön«, meinte Georg. »Schade nur, dass sie den Park aufgegeben haben.«
    Yves Gast sah ihn an. »Die Zeit verändert die Dinge eben. Vielleicht wird das Haus in ein paar Jahren wieder anders genutzt und dann lebt der Park auch wieder auf.«
    Georg lächelte ihn an. »Weise Worte. Also nochmals besten Dank.«
    Er wollte sich schon abwenden, besann sich dann aber. »Entschuldigen sie, Monsieur Gast, darf ich einmal um das Gebäude herumgehen, ist das möglich?«
    »Warum nicht. Soll ich sie begleiten?«
    »Danke, aber ich möchte ihre Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen, ich gehe eben alleine, ich kann mich ja schließlich nicht verlaufen.«
    »Gut, wie sie wollen. Dann wünsche ich ihnen noch einen schönen Tag.« Yves Gast verabschiedete sich und ging wieder zurück in das Gebäude.
    Georg sah sich um. Es gab einen gepflasterten Weg, der um das ehemalige Sanatorium herumführte. Auf der Rückseite des Gebäudes schloss sich der Park an, oder das, was von ihm übrig geblieben war. Mitten durch das Gelände zog sich der hohe Maschendrahtzaun, der oben noch mit Stacheldraht gesichert war. Auf der Wiese stand das Gras noch nicht so hoch. Georg konnte bequem bis an den Zaun gehen und blickte hinüber zu dem Wald. Von dem See, der hinter dem Wald sein musste, ließ sich aber nichts erkennen. Georg holte noch einmal die Kopie der alten Postkarte hervor und versuchte die Platz am Waldrand zu finden, auf den der eingezeichnete Pfeil wies. Es war schwer zu erkennen. An einer Stelle am Waldrand gab es einen großen Stein oder Fels und es sah so aus, als wenn dort ein Weg in den Wald führte. Georg blieb noch eine Minute vor dem Zaun stehen und blickte auf den Felsblock, dann ging er zurück auf den gepflasterten Weg, weiter um das Sanatorium herum und zurück zu seinem Wagen.
    *
    Mit dem Wagen fuhr Georg die Allee entlang, an der Abzweigung zum Campingplatz vorbei und Richtung Allaire. Der Ort war klein. Er war vorhin an einem Schild vorbei gekommen, das stolz eine Einwohnerzahl von tausendsiebenhundertzweiundzwanzig auswies. Er fragte

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