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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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wieder einen Bogen nach rechts. Jetzt führte die Allee ganz geradeaus. Ein Gebäudeflügel des Sanatoriums war schon aus der Ferne zu sehen. Die Straße war holprig und hatte zwei breite Spurrillen. Es mussten oft schwere LKWs über das Pflaster gefahren sein und hatten mit ihren Reifen die Steine eingedrückt, die für solche Belastungen nicht ausgelegt waren. Es mochte gut ein Kilometer gewesen sein, den er seit der letzten Kurve gefahren war, als er an einem Drahtzauntor ankam. Das Tor war geöffnet und er fuhr hinein und hielt direkt vor dem Gebäude. Das Eingangsportal war noch vollständig intakt. Er stieg aus, verschloss den Wagen und ging direkt zum Eingang, die Treppe hinauf. Er zog die schwere Tür auf und betrat einen großen Vorraum. Auf der linken Seite war eine gläserne Pförtnerloge, in der eine Dame saß und etwas über die Computertastatur eintippte. Eine zweiflüglige Tür, die weiter in das Gebäude führte war verschlossen. Die Dame am Computer hob ihren Kopf, sah ihn zögernd an, stand dann aber sofort auf und schob eine Scheibe der Pförtnerloge zur Seite.
    »Sie wünschen, Monsieur?«, fragte sie freundlich.
    »Entschuldigen sie, war dieses Gebäude nicht einmal ein Sanatorium?«, fragte Georg, ohne weitere Erklärungen.
    Die junge Frau stutzte. »Das weiß ich nicht, Monsieur, heute hat die Firma BTH Logistic hier ein Lager.« Sie zeigte neben sich, auf das Firmenlogo, das an die Scheibe der Glasloge angeklebt war. »Aber wenn sie ein Krankenhaus suchen, dann müssen sie nach Redon«, fuhr sie fort.
    »Nein, ich suche kein Krankenhaus, danke«, erwiderte Georg.
    Er musste beinahe lachen, immer wenn er heute nach dem Sanatorium gefragt hatte, bekam er den Hinweis auf das Krankenhaus in Redon. Er sollte tatsächlich einmal dort hinfahren, vielleicht brachte es ihn auf wundersameweise weiter, vielleicht war es eine Art Omen.
    Er besann sich wieder. »Es geht mir nur um dieses Gebäude hier. Ich wollte mir nur einmal das Haus und den Park ansehen, der dazugehört.«
    Die junge Frau nickte. »Einen Park gibt es hier eigentlich nicht«, sagte sie. »Hinter dem Haus gibt es einen Wald und einen See, aber da müssen sie wieder ganz zurück fahren und sich links halten. Sie kommen dann zu einem Campingplatz. Von dort können sie am See entlang laufen. Es ist ein schöner Spaziergang, ich bin am Wochenende öfters draußen am See.«
    Er lächelte. »Eigentlich interessiere ich mich mehr für die Geschichte dieses Gebäudes. Wer könnte mir da weiterhelfen?«
    Die junge Frau überlegte. »Ich kann Ihnen den Betriebsleiter rufen. Vielleicht kann er Ihnen mehr sagen. Ich weiß leider nichts darüber. Ich bin aus Vannes und komme nur zur Arbeit hier her.«
    »Und am Wochenende«, ergänzte Georg.
    Sie lächelte. »Manchmal, zumindest. Ich rufe dann mal eben in der Verwaltung an.«
    Sie tauchte wieder in ihre Loge ein und griff nach dem Telefon. Als sich jemand meldete, erklärte sie mit wenigen Worten worum es ging. Georg hätte es nicht besser ausdrücken können. Sie legte auf und sah ihn an.
    »Es wird gleich jemand von oben aus den Büros herunterkommen.«
    »Danke, Madame«, erwiderte Georg.
    Er lächelte sie an. Sie zögerte einige Sekunden, setzte sich dann aber zurück an ihren Schreibtisch und nahm ihre Arbeit am Computer wieder auf. Die Scheibe der Pförtnerloge ließ sie geöffnet. Es dauerte vielleicht fünf Minuten, bis sich die große Tür neben dem Glasverschlag öffnete und ein Mann in den Vorraum trat. Er war klein, um einiges kleiner als Georg. Georg ging direkt auf ihn zu und begrüßte ihn mit entgegengestreckter Hand.
    »Bonjour, mein Name ist Georg Staffa, ich komme aus München«, erklärte er.
    Sein Gegenüber lächelte freundlich. »Mein Name ist Yves Gast, meine Mitarbeiterin sagte sie wünschen etwas über die Geschichte dieses Hauses zu erfahren?«
    Georg nickte erwartungsvoll.
    »Wie ich gehört habe, wussten sie, dass es einmal ein Sanatorium war«, begann Yves Gast. »Es wurde aber vor zwanzig Jahren geschlossen. Soweit ich es noch weiß, war es zuletzt ein Erholungsheim, also keine richtige Klinik mehr. Außerdem gab es seit Mitte der sechziger Jahre das große Krankenhaus in Redon. Es hat dann fünf oder sechs Jahre leer gestanden, bis unsere Firma hier eingezogen ist. Der Unterhalt des Gebäudes ist relativ teuer, dafür ist aber die Miete günstig. Insgesamt reicht es für unsere Zwecke. Wir lagern hier Ersatzteile von ausgelaufen Produktserien, elektronische

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