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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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Straßenschild zu, das er vorher nur von der Rückseite gesehen hatte. Er stellte sich direkt davor. Die Aufschrift lautete Soritie und darunter standen die Namen mehrerer Orte, zu denen auch Redon gehörte. Er schlug den Atlas auf und suchte nach Redon. Auf der Karte war es nicht weit von Allaire entfernt. Er versuchte auch den Weg zu finden, auf den die Ausfahrt verwies, aber der Maßstab war noch zu groß. Nicht einmal die Tankstelle war in der Karte verzeichnet. Auf der Autobahn wäre er zu weit von Allaire abgekommen und hätte auf einer Landstraße ein ganzes Stück zurückfahren müssen. Er entschied sich, dem Wegweiser zu folgen. Er klemmte sich den Atlas unter den Arm und kehrte zu seinem Mercedes zurück. Er musste den Wagen etwa fünfzig Meter zurücksetzen und über den Platz mit den Tanksäulen fahren, um zu der Ausfahrt zu gelangen. Dann bog er vor dem Tankstellengebäude scharf rechts ein. Es war schon etwas ungewöhnlich, aber er gelangte schließlich von der Autobahn auf eine enge Straße. Erst nach einigen Kilometern führte der Weg zu einer belebten Landstraße, auf der auch wieder Schilder aufgestellt waren. Nach einigen hundert Metern kam ein Schild mit dem Hinweis auf den Ort Redon. Der Wegweiser wurde jetzt sogar um den Namen Allaire ergänzt. Nach weiteren fünf Kilometern kam er an eine Gabelung. Rechts ging es Richtung Redon und geradeaus nach Vannes und Allaire. Die Straße war kurvig, aber gut ausgebaut. Es kamen ihm vor allem Lastwagen entgegen. Dann gelangte er zu einer unscheinbaren Abbiegung. Auf der Hauptstraße ging es geradeaus weiter Richtung Vannes. Er blinkte und fuhr rechts in die Straße nach Allaire. Es waren wieder gut fünf Kilometer. Er fuhr direkt in den Ort hinein, hielt an einer beschilderten Kreuzung und suchte nach einem Hinweis auf sein eigentliches Ziel. Auf den Tafeln war wieder Vannes ausgeschildert. Darunter die Orte Questembert, Rochefort und Elven. Von dem was er suchte stand nichts. In Deutschland war er es gewohnt, das Krankenhäuser oder andere öffentliche Gebäude auf weißen Schildern angekündigt wurden. Er hatte ähnliche Schilder auf seiner Fahrt aus Nantes heraus gesehen, hier in Allaire wusste anscheinend jeder, wo er was zu finden hatte. Er überlegte kurz und bog dann an der Kreuzung rechts ein. Er fuhr noch etwa zweihundert Meter die Straße hinauf. Links, unter einem Baum auf einer Parkbank saßen zwei Jugendliche. Georg hielt seinen Wagen direkt unter dem Baum. Die Jugendlichen sahen auf. Sie hatten gemeinsam in einem dünnen Heft gelesen, einem Asterix-Comic, wie es schien.
    »Bonjour«, sagte er freundlich. »Könnt ihr mir helfen? Gibt es hier ein Krankenhaus?«
    »Hier nicht«, antwortete einer von beiden sofort. »Aber wenn sie nach Redon fahren, da gibt es eines.«
    »Nein, es muss hier sein, hier in Allaire«, erklärte Georg. »Es muss einen richtigen Park haben. Es ist auch kein Krankenhaus, es ist mehr ein Sanatorium.«
    Sie sahen sich an und schüttelten dann beide den Kopf. »Nein, das wüssten wir. Hier in Allaire gibt es bestimmt kein Krankenhaus, hier gibt es nicht einmal ein Kino.«
    Aus dem Hintergrund, aus einem Hauseingang erklang plötzlich die Stimme einer Frau. »Ihr Dummköpfe, natürlich gibt es hier ein Sanatorium. Es ist nur keines mehr.«
    Georg sah hinüber, in die Richtung, aus der die Stimme kam. Im Schatten des Hauseingangs erkannte er eine schlanke Frau, die mit einem Besen lautlos die Treppenstufen fegte. Sie unterbrach ihre Arbeit, als Georg sie ansah.
    »Bonjour, Madame«, begrüßte er sie, »was meinen sie mit, es ist kein Sanatorium mehr?«
    »Wie ich es schon sagte, Monsieur«, antwortete die Frau. »Ich meine, es ist einmal ein Sanatorium gewesen, es wird heute nicht mehr betrieben, schon seit gut zwanzig Jahren nicht mehr, wenn sie verstehen.«
    Jetzt trat die Frau aus dem Hauseingang und ging auf den Wagen zu. Sie war um die fünfzig und gut gekleidet, obwohl sie eine Schürze und ein Kopftuch trug. Sie blieb vor der Fahrertür stehen.
    »Es wurde geschlossen und jetzt ist es ein Lager. Die Räume werden als Lager verwendet«, erklärte sie. »Vorausgesetzt, wir sprechen über dasselbe, Monsieur.«
    »Ein Gebäude ähnlich einem Schloss, mit einem Park, zumindest muss früher ein Park dort gewesen sein«, beschrieb Georg es noch einmal.
    Die Frau nickte. »Ich denke, wir meinen dasselbe.«
    »Es war früher ein Sanatorium für Hauterkrankungen«, fügte Georg noch hinzu.
    »Ja, richtig, das Sanatorium

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