1981 - Richard
jetzt sparen. Liane hatte es für ihn erledigt, in dem sie den Zentralrechner befragt hatte. Georg versuchte dann die Informationen noch einmal zusammenzufassen.
»Auch kein Ergebnis, ist ein Ergebnis«, sagte er schließlich. »Wir wissen, dass Julie Jasoline hier in Frankreich geboren wurde sie könnte vor 1950 gestorben sein, vielleicht im Zweiten Weltkrieg. Wo könnten wir dann aber den Beweis für diese Annahme finden?«
»Es gibt zwei Möglichkeiten«, sagte Liane. »Sie warten noch fünf bis zehn Jahre und dann schaue ich noch einmal für sie im Zentralrechner nach.«
»Wie meinen sie das?«, unterbrach er sie. »Was ist in fünf oder zehn Jahren anders?«
»Ganz einfach, irgendeine Verwaltungsstelle wird in den nächsten Jahren beginnen, auch die bisher noch nicht registrierten Gemeindearchive elektronisch zu erfassen. Sie werden dann wohl bei uns im Keller arbeiten und alles eintippen oder scannen und schließlich katalogisieren. Bislang ist mir aber da unten noch niemand begegnet.« Sie lächelte. »Entschuldigen sie diesen Scherz. Auf jeden Fall sollen alle Dokumente und Urkunden bis zurück ins Jahr 1871 erfasst werden. Vielleicht gehen sie ja sogar noch weiter zurück, dann werde ich wohl allerdings schon in Rente sein.«
Georg verstand. »Und die andere Möglichkeit?”, wollte er wissen.
»Die andere Möglichkeit ist eigentlich auch nicht realistisch«, erklärte Liane schnell. »Es gib fast zweitausend Gemeinden in Frankreich, mit Archiven wie unserem hier. Sie müssten zweitausend Lianes finden, die in ganz Frankreich für sie auf die Suche gehen, so wie ich es hier bei uns gemacht habe, denn wenn ich nicht ins Archiv gestiegen wäre, dann hätten wir auch die Urkunden nicht gefunden.«
»Zweitausend Gemeinden«, wiederholte Georg nachdenklich. »Nur zeitlich wird das etwas schwierig sein. Man verlässt sich heute immer mehr auf die moderne Datenverarbeitung und rechnet gar nicht damit, dass sich eine Menge Informationen, mehr als man denkt, nur mit enormer Handarbeit herausfinden lassen.«
»Das ist ja noch nicht alles«, erklärte Liane. »Was ist, wenn diese Julie in den Überseegebieten gelebt und gestorben ist. Frankreich besitzt ja noch immer sehr viele Überseeterritorien, wie die Départements Französisch-Guayana, Réunion, Guadeloupe oder Martinique. Außerdem gibt es noch einige Autonomiegebiete wie Neukaledonien, Französisch-Polynesien und Wallis und Futuna. Es zählen sogar noch Südpolar- und Antarktische Gebiete dazu. Sie sehen, Frankreich ist nicht gleich Frankreich. Überall dort könnte Julie Jasoline gelebt haben. Wenn sie nicht im Zentralrechner steht, bleibt Ihnen auch hier nichts anderes übrig, als mit einigen exotischen Lianes zu sprechen.« Sie lächelte über ihre Bemerkung.
»Ich müsste also zum Beispiel nach Guadeloupe reisen und in einem Rathaus wie diesem hier beginnen. Wie viele Rathäuser gibt es dort?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Liane. »Aber es ist das Leichteste so etwas heraus zu finden. Vielleicht haben sie ja auch Glück und es gibt dort sogar ein Zentralarchiv, dann wäre es einfacher, aber richtig leicht ist es nicht. Mit mir haben sie schon die größtmögliche Unterstützung gehabt, die es geben kann, möchte ich sagen, ohne unbescheiden zu sein. Ich habe alle lokalen Quellen durchsucht und sogar im zentralen Personenstandsregister Frankreichs, Sektion Europa, nachgeforscht. Sie müssten an jedem der Orte, die ich Ihnen genannt habe auch so eine Person wie mich finden.« Sie lächelte ihn an.
Georg lachte. »Schönen Dank für die Aussicht. Es wäre mir nicht unangenehm, ihre Kolleginnen kennenzulernen, natürlich nur wenn sie so nett wären wie sie. Abgesehen davon, ist es dann doch zu viel Aufwand oder ich komme tatsächlich in ein paar Jahren wieder, wenn sich der Datenbestand verbessert hat.«
»Ich würde mich zumindest freuen, sie hier wiederzusehen”, sagte sie kess. »Sie können ja jedes Jahr einmal vorbeischauen und wir sehen gemeinsam nach, wie weit die Datenerfassung vorangeschritten ist.«
Georg lächelte. Er hatte die Anspielung schon verstanden.
»Ich werde gerne darauf zurückkommen«, sagte er gespielt ernst, »aber vorher möchte ich mich noch bei Ihnen bedanken, für ihren Einsatz und ihre Mühen.« Er sah auf die Uhr. »Können sie jetzt gleich ihre Mittagspause nehmen? Ich möchte sie gerne einladen. Es soll auch keine Bestechung sein.«
Sie sah ihn verlegen an. »Da muss ich erst in den Richtlinien nachsehen,
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