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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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noch einmal zusammen.
    »Und jetzt stellt sich natürlich die Frage, wer den Auftrag dazu erteilt hat«, folgerte Georg.
    »Ja«, sagte der Pater. »ich denke, sie sollten mit Torre sprechen. Sie wollten doch wissen, ob jemand von den Angehörigen das Grab pflegt. Vielleicht sind es dieselben Leute, die den Grabstein beauftragt haben.«
    »Das könnte natürlich sein.« Georg sah auf die Uhr. »Ich habe noch Zeit, ich könnte ihren Torre Bruel besuchen. Vielleicht können sie mir helfen. Ich stehe derzeit vor dem Rathaus in Redon. Können sie mir sagen wie ich von dort in die Rue Gallor komme?«
    Der Pfarrer überlegte und es wurde für einige Sekunden still. »Suchen sie bitte nach einer Straße, nach der Rue Manor. Sie muss von dem Kreisverkehr abgehen, der sich direkt vor dem Rathausplatz befindet. Wenn sie sie gefunden haben, fahren sie bitte stadtauswärts. Die Rue Gallor geht rechts von der Rue Manor ab. Sie müssen nur nach den Namen der Querstraßen sehen, es sind nicht viele. Sie finden es schnell.«
    Georg machte sich keine weiteren Notizen. Die Wegbeschreibung war einfach. »Ich danke Ihnen Pater.«
    »Grüßen sie bitte Torre von mir, mein Sohn«, sagte der Pfarrer noch und verabschiedete sich dann.
    Georg steckte das Handy zurück in sein Jackett und zog die Fahrertür zu. Er fuhr wie beschrieben in den Kreisverkehr. Die Rui Manor war gleich die erste Ausfahrt. Er folgte der Straße gut drei Kilometer, bis er die Rue Gallor gefunden hatte. Torre Bruels Werkstatt lag etwas außerhalb des Zentrums. Er war blond mit einigen grauen Haaren und er war groß, so wie man sich einen Norweger vorstellte. Er sprach französisch mit hörbarem Akzent. In der Werkstatt arbeiteten noch zwei weitere Männer und eine Frau. Er hatte sogar einen Lehrling, einen dünnen, schlaksigen Kerl, der sich anscheinend erst noch die Muskeln anarbeiten musste, die er für sein Handwerk benötigte. Die beiden anderen Männer und auch die Frau waren Gesellen. Sie meißelten an Steinen oder bauten Modelle zur Rekonstruktion von Fassaden und Stuckwerk. Der Pfarrer hatte Georg bereits angekündigt. Torre Bruel nahm ihn sofort mit in ein staubiges Büro, in das das Hämmern aus der Werkstatt nur schwach drang. Auf dem Schreibtisch lag noch der Aktenordner, den der Steinmetz beim Anruf des Pfarrers aus einem Schrank gezogen hatte, um nach der Nummer des Grabsteins zu suchen.
    »Es war guter Marmor, damals genauso teuer wie heute«, erklärte Torre Bruel. Er bot Georg einen Stuhl an und sie setzten sich nebeneinander.
    »Die Inschrift kostete insgesamt nicht so viel, es waren ja nur der Name und das Datum. Ein solcher Stein wird in der Regel mit einem Spruch versehen, hundertzehn Francs pro Buchstabe, die kleineren kosten sogar hundertdreißig. Aber das habe ich bei diesem Auftrag nicht gemacht. Ich denke der Auftraggeber wollte es nicht.«
    Georg sah auf das leicht vergilbte maschinengeschriebene Blatt, dass ziemlich am Anfang des Ordners eingeheftet war. Seine Augen suchten nach dem Auftraggeber. Auf der ersten Seite standen aber nur die Daten, die für die Fertigung des Steines benötigt wurden.
    »Und wer war der Auftraggeber?«, fragte er schließlich.
    Torre Bruel blätterte um. Die Rückseite war ebenfalls beschrieben und sollte wohl eigentlich die erste Seite sein. Der Auftrag war lediglich falsch herum eingeheftet worden. Die Adresse war handschriftlich eingetragen und nicht mit der Maschine getippt, wie die Angabe für die Inschrift des Grabsteines. Den Namen konnte Georg aber dennoch sofort entziffern.
    Torre Bruel beugte sich über das Blatt. »Den Auftrag habe ich am 3. November 1961 erhalten. Als Auftraggeber habe ich mir den Namen Pallet notiert, mit einer Pariser Adresse, und zwar in der 88 Rue Mandar.« Er überlegte. »Paris«, wiederholte er. »Ich habe eigentlich keine Kunden aus Paris und ich kann mich auch nicht an einen Monsieur Pallet erinnern. Ist eben schon lange her.«
    »Es ist kein Monsieur«, sagte Georg. Es lag ein wenig Enttäuschung in seiner Stimme. »Sie müssen damals mit einer Frau telefoniert haben, mit einer Madame Pallet, Madame Thérèse Pallet.«
    Georg dachte sofort, dass ihm auch der Besuch bei dem Steinmetz keine neuen Informationen gebracht hatte. Es war wirklich schade. Er hatte gehofft, dass weitere Namen der Familie Jasoline auf dem Auftrag notiert wären, Namen mit noch lebenden Nachfahren, Leuten, mit denen man sprechen konnte, über die Familiengeschichte sprechen konnte, über Paul Gauguin

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