1981 - Richard
gefunden? Der Friedhof ist ja nicht gerade klein.«
»Ich habe nur kurz selbst auf dem Friedhof nachgesehen«, erzählte er. »Sie haben Recht, es war natürlich sinnlos, auf gut Glück zu suchen. Ich bin daher gleich in die Kirche gegangen. Dort habe ich den Pfarrer getroffen und er hat in seinen Unterlagen nachgesehen und tatsächlich einen Eintrag über Yvette Jasoline gefunden, mit der Nummer des Feldes und der Grabstelle. Ich bin dann gemeinsam mit ihm hingegangen.«
Georg vergrößerte die Aufnahme auf dem kleinen Display der Kamera. »Sehen sie, hier steht der Name, Yvette Jasoline. Es ist die Frau, von der die alte Postkarte stammt, sie muss es sein. Ich habe gehofft, dass auch Julie dort ruht, denn ich möchte gerne wissen, was aus ihr geworden ist. Wenigstens weiß ich dank ihrer Hilfe, dass Yvette und Victor Jasoline die Eltern von Thérèse und Julie sind. Es gibt eben nur keine Hinweise auf noch lebende Nachfahren. Der Pfarrer kannte unsere Yvette leider nicht, er konnte sich auch nicht daran erinnern, jemals irgendjemanden an dem Grab gesehen zu haben. Er wollte aber noch einmal in den Kirchenbüchern nachsehen. Er wollte sich wieder bei mir melden. Bislang habe ich also nur diese Fotos, aber ich denke, es war gut einmal dort gewesen zu sein.«
»Ich bezweifle, dass der Pfarrer noch viel Neues finden wird«, kommentierte Liane. »Die Archive der kleineren Kirchen wurden aufgelöst und zentral in die Standesämter übernommen. Wir hier in Redon sind ein solches Standesamt. In einem Arrondissement gibt es etwa vier bis fünf Standesämter. Wir allein haben die Archive von fast siebzig Kirchengemeinden in der näheren Umgebung übernommen. Es sind alle Vorgänge seit 1871 bei uns registriert.«
»Sie wissen eine Menge darüber«, sagte Georg.
Liane lächelte. »Ich muss zugeben, dass ich es bis vor kurzem auch nicht so im Detail gewusst habe. Erst als ich für sie in unser Archiv gegangen bin, habe ich mich schlau gemacht. Normalerweise habe ich mehr mit der aktuellen Verwaltung zu tun, Reisepässe ausstellen, Personalausweise verlängern. Vielleicht einmal eine Geburtsurkunde beglaubigen. Das sind dann meist Leute, die noch nicht so alt sind und die natürlich in unserer Datenbank verzeichnet sind oder ich stelle eine Anfrage an das Zentralregister, wenn einer der Ehepartner von außerhalb kommt.«
Georg sah sie an. »Das ist doch das Stichwort«, sagte er. »Konnten sie im Zentralregister etwas Neues für mich finden?«
Liane hatte auf diese Frage gewartet. »Nicht, dass sie denken, ich hätte es nicht versucht«, sagte sie mit Bedauern in der Stimme. »Ich bin für sie gestern Morgen in den Zentralrechner eingebrochen. Zum Glück hatte ich eine hochoffizielle Recherche zu machen. Es wird hier nämlich alles dokumentiert, wegen des Datenschutzes. Bevor ich das System wieder verlassen habe, bin ich noch schnell auf die Suche nach Julie Jasoline und Thérèse Pallet gegangen. Ich habe im Prinzip die gleiche Recherche wiederholt, wie schon auf unserer kleineren Datenbank. Über Thérèse Pallet habe ich nur die Lebensdaten gefunden. Sie stimmen natürlich mit dem überein, was sie schon wussten.«
Sie zeigte ihm einen Zettel und las ihm die Daten vor. Georg nickte.
»Ich musste alles abschreiben«, erklärte sie. »Einen Ausdruck zu machen, wäre leichter gewesen, aber es wäre im Zugriffsprotokoll registriert worden. Leider habe ich sonst nichts aufschreiben können, weil nichts da war. Ich habe nichts über Julie Jasoline gefunden. Der Name Jasoline ist wahrscheinlich sehr selten, denn es gibt gar keine Jasolines mehr, zumindest nicht in Frankreich, oder alle sind vor 1950 gestorben. Wenn man nur den Vornamen Julie eingibt, erhält man über den Zentralrechner unzählige Treffer. Ich habe die Suche daher noch eingeschränkt, in dem ich das Geburtsjahr, also 1895 mit vorgegeben habe. Dann hatte ich gar keine Treffer mehr. Es gab keine Julies, die 1895 geboren wurden und nach 1950 noch gelebt haben. Als Gegenprobe habe ich den Namen Thérèse verwendet und in den Treffern auch Thérèse Pallet gefunden. Dann fiel mir noch ein, dass ich vielleicht andere Schreibweisen oder Varianten des Namens Julie verwenden könnte. Ich habe statt Julie die Schreibweisen Juli, Julia und Juliane eingegeben, aber wieder nichts. Sie sehen aber, ich habe mich sehr bemüht.«
Georg lächelte sie an. »Ich bin ihnen darum auch sehr dankbar.« Er überlegte. Die Suche in den französischen Adressbüchern konnte er sich
Weitere Kostenlose Bücher