1981 - Richard
ob ich das überhaupt annehmen darf«, sagte sie und musste gleich lachen.
»In spätestens einer Stunde wären wir wieder zurück.«
»Ich denke wir haben Glück«, erklärte sie. »Wenn mein Chef heute hier wäre, könnte ich mich nicht so davon machen. Ich muss nur noch den Kollegen Bescheid geben. Wollen wir denn sofort los?«
Georg nickte. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
Sie erhoben sich von ihren Plätzen. Der Besprechungsraum hatte noch einen zweiten Ausgang, der wohl in den nichtöffentlichen Bereich des Rathauses führte, dorthin, wo die Angestellten ihre Büros hatten. Liane ließ ihn wieder aus der Tür heraus, durch die er gekommen war. Sie verließ den Besprechungsraum durch den zweiten Ausgang. Sie freute sich über die Einladung. Um diese Zeit war ohnehin immer nur ein Schalter geöffnet und sie hatte erst wieder am Nachmittag Dienst mit Publikumsverkehr. Ihren beiden Kollegen teilte sie mit, dass sie die Mittagspause jetzt sofort nehmen würde, weil sie mit einem Freund verabredet sei. Georg wartete im Schalterraum, bis sie schließlich im Mantel erschien. Sie war wieder durch das Besprechungszimmer gekommen. Die Tür schloss sie hinter sich ab. Gemeinsam gingen sie zu Georgs Wagen. Mit der Fernbedienung öffnete er die Zentralverriegelung und hielt Liane die Beifahrertür geöffnet, damit sie einsteigen konnte. Er ging um den Wagen herum, setzte sich auf den Fahrersitz, schloss die Tür und sah sie an.
»Sie dürfen einen Vorschlag machen.«
»Ich habe damit gerechnet, dass sie mich das fragen würden. Ich habe mir auch schon etwas überlegt. Fahren sie erst einmal aus der Innenstadt heraus.«
*
Georg setzte Liane DeFoube genau nach einer Stunde wieder vor dem Rathaus von Redon ab. Er sah ihr noch nach, wie sie das Gebäude durch den Seiteneingang betrat. Dann ging er über die Straße zu einem Imbiss. Der Laden war wie ein kleiner Supermarkt. Georg nahm das Nötigste mit, so dass er auch in Nantes nicht einkaufen gehen musste und für den Abend versorgt war. Als er fast wieder seinen Wagen erreicht hatte, klingelte sein Handy. Der Pfarrer hatte es nicht zum ersten Mal probiert. Georg hatte sein Handy ausgeschaltet, als er mit Liane in dem Waldcafé zum Essen war. Auf die Mailbox wollte der Pfarrer allerdings nicht sprechen und so hatte er es bis jetzt mehrfach wieder versucht. Georg öffnete noch die Wagentür und stellte die Einkaufstüte auf die Rückbank, bevor er an das Handy ging.
»Staffa«, meldete er sich, in Erwartung mit einem seiner Mitarbeiter aus der Kanzlei in München zu sprechen.
»Hallo, hier spricht Pater Edmond von Saint-Eutrope«, sagte der Pfarrer mit seiner ruhigen, sanften Stimme.
Georg dachte kurz nach. »Hallo Pater, ich habe nicht damit gerechnet, so schnell wieder von Ihnen zu hören.«
Der Pater räusperte sich »Ich hatte Ihnen doch versprochen, nachzusehen, ob ich noch etwas über die Verstorbene finde, mein Sohn. In den Unterlagen der Friedhofsverwaltung selbst gab es nichts, aber die Nummer auf dem Grabstein, nach der ich gesehen habe. Der Stein stammt aus der Werkstatt von Torre Bruel, wie ich Ihnen ja schon gesagt habe.«
»Torre Bruel, natürlich, sie haben mir von ihm erzählt, von dem Steinmetz aus Norwegen.«
»Ja genau«, bestätigte der Pfarrer. »Torre Bruel hat sich 1959 in Redon angesiedelt. Er ist verheiratet mit Joséfine, sie stammt aus Redon und er aus Norwegen. Torre lebt seither in Frankreich. Wie gesagt seit 1959. Den Stein hat er gemacht. Ich habe ihn angerufen und gefragt. Ich habe ihm die Nummer durchgegeben, die auf dem Stein steht. Er hat ihn gemacht, verstehen sie. Ich hatte erst angenommen, Torre Bruel hätte den Grabstein vielleicht repariert. So etwas haben wir schon öfter bei ihm in Auftrag gegeben. In diesem Fall war es aber anders. Torre hat den Stein ganz neu angefertigt. Das war 1961, nachdem, was er in seinen Büchern gefunden hat. Alles Weitere sollten sie sich selbst von Torre erzählen lassen, wenn sie Interesse haben. Seine Anschrift lautet: 61 Rue Gallor, in Redon.«
»Danke«, sagte Georg. Er öffnete mit der freien Hand die Fahrertür seines Mietwagens und setzte sich vor das Lenkrad. Er beugte sich hinüber zum Handschuhfach und holte Block und Kugelschreiber heraus.
»Bitte nennen sie mir die Straße noch einmal, damit ich mitschreiben kann«, bat er den Pfarrer.
Pater Edmond wiederholte die Angaben. »Das Grab von Yvette Jasoline wurde 1938 angelegt, der Grabstein aber erst 1961 aufgestellt«, fasste er
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