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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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plötzlich ein schwarzer Strahl herausschoß. Der Schirm des Monitors wurde dunkel.
»Mein Gott!« Es war Leo, der sich zu diesem Ausruf hatte hinreißen lassen, und die beiden anderen dachten, er wisse wohl mehr als sie über die von diesen Ungeheuern ausgehenden Gefahren; aber dann kam seine Erklärung, und sie fiel noch schlimmer aus als vermutet:
»Das sind keine Tiere, das sind Menschen!«
»Was?« rief Richard, und sofort fuhr er sich, weil ihm bewußt wurde, daß er viel zu laut gesprochen hatte, mit der Hand an den Mund. Aber auch Felix’ Stimme überschlug sich fast, als er fragte: »Menschen? Taucher? Bist du sicher?«
»Hundertprozentig! Los! Wir haben nicht viel Zeit. Ihr stellt euch mit gezogenen Waffen hier oben hin! Einer behält das Vorschiff im Auge, der andere das Heck. Und entsprechend natürlich die Seiten. Sobald ein Kopf auftaucht, ob Kraken- oder Menschenkopf, schießt ihr. Nicht nervös herumballern, sondern sorgfältig zielen! Wenn ihr auf Draht seid, können sie nicht an Bord klettern. Ich laß mich jetzt durch den Heckkasten ins Wasser. Aber Vorsicht, wenn ich wieder raufkomme! Knallt mich nicht ab! Ich schwenke vorher die Harpune dreimal hin und her.«
Ein letzter Blick auf den Monitor verriet Leo, daß es unter dem Schiff schon wieder etwas lichter wurde. Die Schwaden der dunklen Wolke verzogen sich. Er schaltete den am Bug befestigten Unterwasserscheinwerfer aus, packte das Ruderrad, machte ein paar Umdrehungen. Dann setzte er die Taucherbrille auf und ergriff die an Deck bereitliegende Harpune. Auf das Sauerstoffgerät verzichtete er.
»Macht’s gut!«
»Und wenn sie ’ne Sprengladung anbringen?« fragte Felix flüsternd.
»Tun sie nicht, weil sie wissen, daß dann auch das Dioxin hochgeht.«
Vier, fünf lautlose Schritte, und Leo stand am Heck. Er holte tief Luft, ließ sich dann ins Wasser hinunter. Dank seines Einfalls, noch schnell das Ruder zu bedienen, hatte das Blatt sich um etwa fünfzig Grad gedreht, so daß es nicht mehr im rechten Winkel zur Heckwand stand, sondern ihr schräg zugekehrt war und damit einen guten Sichtschutz bot. Sofort brachte er, weil er ohne das Sauerstoffgerät nur wenig Zeit hatte, die Harpune in Position, benutzte dabei die von zwei Schraubenflügeln gebildete V-förmige Kerbe als Stütze. Immer noch durchzog ein Rest dunkler Schwaden das Wasser. Trotzdem konnte er die Kraken deutlich erkennen. Es waren mittlerweile drei. Er zielte auf denjenigen, der ihm am nächsten war, drückte ab und landete einen Volltreffer. Das Projektil bohrte sich unterhalb der Augen in den unförmigen Kopf, und wenn er noch einen letzten Zweifel gehabt hätte, ob es sich bei diesen monströsen Wesen wirklich um Menschen handelte, so wäre der in diesem Augenblick beseitigt gewesen. Zwei der acht Tentakel gingen ruckartig in die Höhe, und gleich darauf schlugen sie an den Kopf. Er wußte: So reagiert kein getroffener Krake!
Leo tauchte auf. Schon der erste Augenblick in freier Luft verriet ihm, daß möglicherweise gerade ein weiterer Angreifer ausgeschaltet wurde, denn es fiel ein Schuß. Er schwenkte die Harpune dreimal und kletterte an Bord, lief nach mittschiffs.
»Hab’ einen erledigt!« empfing ihn Richard.
»Als was wollte er an Bord, als Krake oder als Mensch?«
»Als Mensch. Er guckte über die Reling, und da konnte ich ihn abknallen wie ’ne Schießbudenfigur.«
»Ich hab’ auch einen getroffen.«
»Wie viele mögen es sein?« fragte Felix.
»Mindestens vier«, antwortete Leo, »denn da unten hab’ ich drei gesehen.«
Er trat an den Bildschirm. »Sie sind weg. Und das Wasser ist wieder ganz klar.«
»Ob sie wiederkommen?« fragte Richard.
Erst jetzt nahm Leo die Taucherbrille ab. »Ich glaube nicht«, antwortete er. »Es wird ihnen eine Lehre gewesen sein. Gut gemacht, Richard! Hing alles an dir, an der Wachsamkeit des Postens. Laßt uns mal nachsehen, ob irgendwo zwei Tote herumschwimmen!«
Sie schalteten auf beiden Seiten des Brückenhauses die Suchscheinwerfer ein.
Richard trat an die Reling, dorthin, wo er mit seiner Kugel den Taucher weggefegt hatte, beugte sich hinunter.
»Nichts!« rief er zur Brücke hinüber. Er richtete sich auf, kam zurück.
»Aber ein paar Stacheln haben wir verloren.«
Gemeinsam sahen sie sich den Schaden an.
»Klar«, sagte Leo, »wie hätte der Mann sonst auch hochkommen sollen? Aber für die paar Stunden lohnt eine Reparatur nicht.«
Als sie wieder auf der Brücke waren, sagte Richard:
»Jetzt haben Georg, Fernando und Raúl

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