1986 Das Gift (SM)
Steuer!
Er ist fertig angezogen und fiebert seinem Einsatz entgegen.« »Okay. Und der Kassettenrecorder?«
»Ist programmiert.«
»Die richtige Kassette drin?«
»Natürlich! Wird uns komisch vorkommen, Fernandos Stimme aus dem Grab zu hören.«
»Die hören wir nicht«, sagte Felix. »Wenn er spricht, sind wir unter Wasser.«
Leo fragte weiter: »Taucheranzüge, Schwimmflossen, Kompasse, Lampen, Preßluftflaschen, alles bereit?«
»Ja.«
»Die Sprengung?«
»Vorbereitet. Auch da ist der Timer eingestellt.«
»Dann deck jetzt unsere Ausrüstung mit der Plane ab! Der Mann im Boot wird zwar tief sitzen und nicht über unsere Reling gucken können, aber sicher ist sicher.«
21.25 Uhr.
Sie starrten jetzt alle drei durch ihre Ferngläser zum malecón und zum Elefantenfelsen hinüber, die, wenn auch gut anderthalb Kilometer voneinander entfernt, in der gleichen Richtung lagen.
»Da sind so viele Lichter im Hafen und in der Stadt«, sagte Richard, »daß es schwierig sein wird, das Boot auszumachen.« »Klar«, antwortete Felix, »bei der Entfernung! Zum Glück können wir nichts erkennen, denn wenn wir’s könnten, hieße es, daß auch sie uns die ganze Zeit deutlich vor Augen hatten. Erst wenn das Boot am Elefantenfelsen vorbei ist, wird die Morselampe von den anderen Lichtern zu unterscheiden sein, und dabei haben wir die teuersten Ferngläser der Welt!« »Wenn es bloß schon morgen früh wäre!« sagte Richard, aber es klang eher genüßlich als ungeduldig. »Ich mal’ mir dauernd aus: Ich lieg’ in meinem Hotelbett, und die camarera kommt und bringt mir das Frühstück. Eier, Schinken, Kaffee, und sie sagt buen apetito, señor! , und ich sag’ gracias, señorita! und greif ihr mal kurz in die Bluse und hab’ ’ne herrliche Mango in der Hand. Und sie kichert und haut mir keine runter.
Mensch, wird das ’ne Zeit!« Und dann fragte er: »Was hat er gesagt? Ein halber Kubikmeter Geld? Über hunderttausend Scheine?«
»Ja«, antwortete Leo. »Die sind so schwer wie ein paar hundert Bücher.«
»Krimis«, sagte Felix und lachte.
»Wollen wir das alles erst zählen?« fragte Richard. »Nur überschlägig. Für mehr reicht die Zeit nicht. Dann teilen wir den Haufen auf nach Volumen und Gewicht, damit jeder gleich viel zu transportieren hat, wenn wir ans Ufer schwimmen. Und denkt daran: Auf den Tiefenmesser achten, damit nicht plötzlich einer mit dem Hintern hochkommt. Haltet euch immer zwei Meter unterhalb der Wasseroberfläche! Auch auf den Kompaß gucken! Und, wenn möglich, zusammenbleiben. Falls einer das Bootshaus verfehlt, muß er so lange suchen, bis er die Einfahrt gefunden hat. Vorher nicht hochkommen! Die Türflügel sind geöffnet. Wir schwimmen unter Wasser rein, und erst wenn alle drei drin sind, machen wir den Laden dicht. Der Weg durch den dunklen Garten ist dann kein Problem mehr.«
21.35 Uhr.
»Ringsum alles ruhig«, meldete Felix. Systematisch hatte er die Bucht und den Luftraum abgesucht, außerdem den Horizont, den er in der mondlosen Nacht aber nur erahnen konnte.
»Offenbar halten sie jetzt die Spielregeln ein.«
»Sie sind«, meinte Leo, »außer mit der Geldübergabe hoffentlich vollauf beschäftigt mit der Flugzeugaktion.« »Du warst übrigens gut bei der Durchsage heute mittag, klangst sehr überzeugend«, lobte Felix den Freund. »Kam auch ’ne Menge Sorge mit rüber, sie könnten an der Lagune auf dumme Gedanken kommen. Mensch, ich seh’ mich da noch mit dem Farbtopf über den Strand tigern und dann die Buchstaben aufs Wrack pinseln! Mister Di! Hoffentlich hat niemand die Planken geklaut!«
»Wird schon nicht«, meinte Leo. Felix nahm die Observierung wieder auf.
21.39 Uhr.
»Ich glaub’, da ist es!« Leo zeigte voraus. »Rechts von der Landzunge. Kannst du es sehen?«
»Nein«, antwortete Richard, »aber ich glaube, du hast bessere … doch, jetzt seh’ ich es auch. Ganz schwach. Ein Licht, das von den anderen etwas abgesetzt ist. Aber beim Elefantenfelsen kann es noch nicht sein, höchstens bei der Ziegeninsel. Ja, jetzt erkenne ich es ganz deutlich.«
Nun blickte auch Felix in die angegebene Richtung. »Das muß es sein«, meinte er.
»Guck du lieber deine Gegend an«, sagte Leo, »wir melden dir alles, was wir sehen.«
Felix nahm die Suche wieder auf, sprach aber weiter: »Ich krieg’ jetzt so ähnliche Gefühle wie du, Richard. Ich träum’ vom Hotel, vom Aufwachen in einem Riesenbett, vom Blick auf die Bucht, die dann wieder benutzbar
Weitere Kostenlose Bücher