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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Vater sagte: ›Wir bleiben hier. Es wird schon nichts passieren.‹ Die anderen Mädchen und ich hatten richtige Ferien hier oben, denn natürlich kamen keine Männer.«
»Was glaubst du, wird eure Polizei die Kerle erwischen?«
»Bestimmt nicht. Die haben das so raffiniert durchgezogen, daß man annehmen muß, sie haben keine Fehler gemacht. Allein die Sache mit der Yacht! Daß sie plötzlich – vor den Augen der Polizei – in die Luft flog. Ich bin sicher, die sind mit dem Geld längst über alle Berge.«
»Waren es Mexikaner?«
»Soviel ich aus den Nachrichten weiß, Deutsche und Spanier. Was ist das eigentlich, Dioxin?«
»Na ja, ein Gift. Es kommt zum Beispiel in Holzschutzmittein vor. Mehr weiß ich auch nicht darüber. Nur noch, daß schon ganz kleine Mengen gefährlich sind.«
»Und bei uns haben sie tausend Kilo ausgelegt!«
Er korrigierte sie nicht, antwortete nur: »Das ist verdammt viel!« Er strich über die tiefbraune, samtweiche Haut ihres Rückens.
»Möchtest du noch mal?« fragte sie.
»Ja, leg dich wieder hin.«
Die Tropen, dachte er, haben was Vitalisierendes. Leo kann sein Chemie-Werk machen, kriegt dafür natürlich auch ein bißchen mehr, aber ich werde mindestens die Hälfte des Jahres in dieser Gegend verbringen.

5.
    Paul Wieland öffnete die Augen, richtete sich in seinem Bett auf, brauchte ein paar Sekunden, bis er begriffen hatte, daß es nicht Soledad, sondern Petra war, die die Vorhänge aufzog.
    »Guten Morgen, Paul!«
     
    »Guten Morgen! Du bist schon auf? Hast sogar schon das Frühstückstablett geholt?«
    »Es ist gleich sieben Uhr. Vor einer halben Stunde klopfte Manolo an die Tür. Du hast es nicht gehört, und ich wollte dich noch schlafen lassen. Der Polizeichef rief an. Er möchte, daß du zu ihm in die Dienststelle kommst.«
Paul Wieland war aufgestanden, reckte sich, ging auf Petra zu, strich ihr über die Wange.
»Ich finde nämlich«, fuhr sie fort, »für dich ist jetzt jede Viertelstunde Schlaf wichtig. Also hab’ ich dich erst mal in
Ruhe gelassen.«
»Danke.« Er schob den Telefonstecker in die Buchse, wählte, wartete.
»Sí, Pablo Wieland. El comandante, por favor! «
Aber der Polizeichef war nicht in seinem Büro. Er legte auf, ging ins Bad.
Als er zurückkam, schenkte Petra den Kaffee ein. »Was meinst du, warum haben die angerufen?« fragte sie. »Vielleicht gibt es eine neue Spur, oder sie haben sogar jemanden gefaßt. Ich muß los.«
Sie begleitete ihn zum Auto, winkte ihm nach.
    Um diese Zeit kam er schnell voran, schaffte den fast fünf Kilometer langen Weg durch die Stadt in sieben Minuten.
    Der Posten am Eingang der Kommandantur hielt ihn an, gab sein Eintreffen per Sprechfunk durch. Aber statt daß er dann hineingebeten wurde, sagte man ihm, der Polizeichef komme herunter.
    Gleich darauf war er auch schon da. Sie begrüßten sich, bestiegen einen Dienstwagen und fuhren los.
»Was gibt’s, Jerónimo?« Bald nach dem seltsamen Schwur auf den Stadtplan von Acapulco hatten sie beschlossen, sich zu duzen.
»Du wirst es nicht fassen.«
»Also, was ist?«
»Dein Tip, die Bucht nach dem Geld abzusuchen, erwies sich als Fehlschlag.«
»Hast mich also zu leichtfertig in Dienst genommen.«
Über das braune Mestizengesicht ging ein Lächeln. »Es war trotzdem ein Supertip, und er hat uns ein Riesenstück weitergebracht!«
Der Weg zum malecón war nur kurz. Sie fuhren an einigen Polizisten, die einen Teil der Mole für Passanten gesperrt hatten, vorbei, parkten neben einem Schleppdampfer.
»Willst mir also nichts sagen?«
»Nein, zeigen.«
Sie gingen an Bord. Der Schlepper hatte einen kleinen Laderaum, der mit einer Persenning abgedeckt war. Über eine metallene Leiter kletterten sie hinunter.
Der zwei Meter hohe und in der Grundfläche etwa vier mal fünf Meter messende Raum wurde von mehreren Halogenlampen ausgeleuchtet. Die in dem grellen Licht versammelten Männer standen so, daß Paul Wieland nicht gleich erkennen konnte, worum es ging. Aber er roch etwas, und als die Männer den beiden Hinzugekommenen den Weg freigemacht hatten, paßte das vor ihnen liegende Bild zu dem, was seine Nase bereits erspürt hatte.
Die drei Toten lagen nebeneinander auf dem Rücken. Sie waren nackt. Derjenige, der sie auf den Boden des Schiffes gelegt hatte, mußte einem recht abseitigen Sinn für Symmetrie gefolgt sein, denn eine in der Mitte liegende kleine, schmächtige Gestalt war flankiert von zwei massigen Körpern, denen an den Außenseiten je ein Unterwasserscooter

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