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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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beigegeben war. Zu den Köpfen der Toten hatte man allerlei Geräte gestapelt.
»Wo sind die gefunden worden?« fragte Paul Wieland.
»Auf dem Grund der bahía «, antwortete der Polizeichef, »in einer Tiefe von zwanzig brazas . Genau an der Stelle, an der die Yacht lag.« Er zog sein Taschentuch heraus, hielt es sich vor die Nase, sprach weiter. »Drei Tote also, und einen von ihnen kennen wir schon.«
»Was?«
»Ja, den da!« Er zeigte auf einen der beiden Dicken, einen Mestizen. »Es ist Raúl Vergara, dessen Papiere in dem Laster von Los Órganos waren.«
»Por dios!« sagte Paul Wieland, und dann wies er auf den Toten in der Mitte: »Das könnte der Spanier sein, der plötzlich ins Stottern kam. Der dritte kommt wohl eher aus Mitteleuropa oder aus den USA. Was für ein makabrer Fund!«
»Aber die Geschichte dazu können wir uns einstweilen nur ausdenken. Vielleicht hat man die drei angeworben, benutzt und danach planmäßig ausgeschaltet. Oder es hat einen Streit gegeben. Ich tippe eher auf letzteres.«
»Warum?«
»Wegen der beiden Scooter. Die verraten uns, wie die anderen ans Ufer gekommen sind. Da aber zwei von den Dingern mitversenkt wurden, ist anzunehmen, daß jedenfalls für zwei der Toten auch der Weg an Land vorgesehen war. Ja, und dann, nach dem Streit, waren ihre Scooter natürlich überflüssig.«
Wieland nickte.
»Aber vielleicht«, fuhr der Polizeichef fort, »war’s auch ganz anders. Vielleicht war es geplanter Mord, und die Scooter hat man nur mitversenkt, weil sie plötzlich nicht mehr funktionierten. Sie haben nämlich Löcher.«
»Man könnte sie ausprobieren.«
»Das tun wir auch. Und wir tun noch einiges mehr. Diese Männer hier«, er zeigte in die Runde, »sind von der Spurensicherung.«
»Wir können die Fotos der Toten in die Zeitung bringen.«
»Ja. Ihre Gesichter sind noch brauchbar, die Fingerabdrücke übrigens auch. Zwei bis drei Tage, meint der Arzt, haben die Burschen im Wasser gelegen. Aber fürs erste gibt’s eine Nachrichtensperre. Wenn wir jetzt die Bilder dieser Toten veröffentlichen, verscheuchen wir womöglich die Lebenden, bevor wir wissen, wer sie sind.«
»Das Manöver, das wir vom Balkon aus beobachtet haben, könnte mit dieser Sache zusammenhängen.«
»Durchaus. Interessant ist auch die Todesart. Nur einer ist ertrunken. Der hier!« Der Polizeichef zeigte auf Vergara.
»Der Kleine wurde erdrosselt und der dicke gringo erstochen. Der Ertrunkene hat eine Platzwunde am Kopf. Komm, ich brauch’ einen Kaffee, und dabei müssen wir etwas besprechen.«
Sie verließen das Schiff, stiegen ins Auto.
Am zócalo fanden sie eine cafetería , die schon geöffnet war. Sie nahmen Platz, bestellten Espresso.
»Möchtest du was essen? Auf Polizeikosten.«
»Vielleicht einen bizcocho . Du auch?«
»Okay.«
Der Polizeichef rief noch einmal die Kellnerin heran, und wenige Minuten später brachte sie den Kaffee und die süßen Brötchen.
»Pablo, könntest du, zusammen mit einem unserer Beamten, nach Europa fliegen?«
»Nach Europa? Warum nicht gleich zum Mond?«
»Weil die Chance, daß die Burschen auf dem Mond straffällig geworden und erkennungsdienstlich erfaßt sind, zu gering wäre.«
Paul Wieland lachte. »Aber in Europa, meinst du …«
»Könnte ja sein.«
»Wohin sollen wir fliegen?«
»Vielleicht nach Paris und Madrid und dann in irgendein anderes europäisches Land. Vielleicht auch gleich und dann nur nach Wiesbaden.«
»Wieso Paris?«
»Interpol.«
»Und wieso Wiesbaden? Habt ihr … ach so, Bundeskriminalamt.«
»Ja. Im Moment telefonieren unsere Leute sich die Finger wund, aber eine ganz bestimmte Aktion, die jetzt dringend fällig ist, kann nicht auf telefonischem Weg erledigt werden. Die Fotos und die Fingerabdrücke der Toten müssen rüber zu Interpol nach Paris. Wenn wir dort erfahren, daß die beiden – Vergara ist ja von hier – irgendwo erfaßt sind, haben wir schon mal ihre Herkunft und ihren Umraum, vielleicht also auch schon einen Hinweis auf Komplicen.«
»Kann man das nicht mit Funkbildern machen?«
»Nicht von México aus. Darauf sind wir noch nicht eingestellt. Und bevor wir es per Amtshilfe-Ersuchen über die USA durchziehen, können wir ebensogut oder sogar besser gleich rüberfliegen. Es wird keine Erholungsreise, nur kurz hin und zurück. Würdest du das machen?«
»Natürlich.«
»Wir könnten wenige Stunden nach eurer Ankunft telefonisch oder über Telex die ersten Informationen haben. Jetzt ergibt sich nur die Frage: Paris oder gleich Wiesbaden?

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