Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
Vom Netzwerk:
kam ein Traktor. Ich hab’ deshalb so genau drauf geachtet, weil ich ja parken wollte. Dann bin ich aber noch das kleine Stück weitergefahren und hab’ das Schlupfloch in den Pinien gefunden. So, ich denke, du zeigst mir jetzt mal deine Höhle!«
Sie teilten sich die Last. Jeder nahm drei randvolle Plastiktüten.
Sie kamen nur langsam voran, denn bald ging es bergauf. Der Boden war von Geröll übersät, und wegen des offenen Geländes durften sie kein Licht machen.
Als sie die Höhle erreicht hatten, waren sie schweißnaß und außer Atem. Sie stellten die Tüten ab und setzten sich in den Nischeneingang.
»Soviel ich sehen kann, ist das ein idealer Platz«, sagte Felix und holte seine Zigaretten hervor.
»Nicht hier anzünden! Sobald es dunkel geworden ist, krieche ich für jede Zigarette bis ganz ans Ende.«
»Aber rauchen kannst du doch hier vorn, oder?«
»Natürlich. So einen Glutkopf sieht man nicht. Vielleicht würde man auch die Flamme nicht sehen, aber ich will sichergehen.«
Felix kroch nach hinten, kam mit zwei brennenden Zigaretten zurück, gab Leo eine, setzte sich wieder.
»Wie schläft es sich denn hier oben?«
»Nicht besonders.«
»Trotz der Stille und der frischen Luft?«
»Es liegt an mir. An meiner Unruhe. Mal ganz ehrlich, Felix, glaubst du, daß für uns noch einmal eine gute Zeit kommt? Eine, in der wir ohne Bedenken jeden Platz und jede Straße überqueren können? In der wir Freunde haben? In der wir, wenn der Name Acapulco fällt, nicht zusammenzucken, sondern locker erzählen von der Bucht, der Sonne und dem Wasser? In der es uns gelingt, nicht mehr als, sagen wir, höchstens dreimal am Tag an das Dioxin zu denken und an die FLECHA, an den Motorradfahrer vom cañón und an unsere vier Toten und an diesen gottverdammten Berg, auf dem wir jetzt sitzen?«
Felix zog an seiner Zigarette, inhalierte so tief, daß es zu hören war, blies langsam den Rauch aus. »Ja«, antwortete er dann, »ich glaube, daß wir es schaffen! Sicher, die Todesrate ist erschreckend hoch, aber warum? Letzten Endes doch wohl, weil sie versagt haben. Ich hab’ lange darüber nachgedacht und bin zu diesem Ergebnis gekommen. Fangen wir mal mit Fernando an! Ihm gingen die Nerven durch, und das bedeutete zwangsläufig seinen Tod. Auch Georg hat versagt. Er wußte, was seine Aufgabe war, als er an Deck ging. Und er wußte, daß Raúl nicht mehr sein Partner war, sondern sein Gegner. Er hätte also mit einer Attacke rechnen müssen. Ja, und Richard? Er hat losgelassen, hat den Scooter losgelassen! Warum, wissen wir nicht, aber wir wissen, daß er vor dieser Aktion Angst gehabt hat. Wahrscheinlich war also die Angst im Spiel, als er losließ. Nur du und ich sind übriggeblieben, und dafür gibt es einen guten Grund: Weil wir stärker sind, weil wir eine Nummer besser sind als die anderen!«
Er stand auf, ging hin und her in dem nur zweieinhalb Meter breiten Höhleneingang, verfing sich mit dem Fuß in der Hängematte, machte sich los, sprach weiter.
»Wir schaffen es, Leo! Hab noch ein paar Tage Geduld! Und vergiß nicht: Wir besitzen einundzwanzig Millionen Dollar! Es lohnt sich also, durchzuhalten.«
»Aber unter welchen Bedingungen! Glaub mir, dies ist kein guter Platz. Für zwei, drei Tage ist er in Ordnung, für länger nicht. Da unten läuft zum Beispiel eine Ziegenherde herum, und die wird bewacht. Was, wenn dem Hirten ein Tier abhanden kommt und er es dann sucht? Sobald der hier auftaucht, ist es passiert!«
»Weißt du was Besseres?«
»Ja. Es ist noch früh am Abend. Ich schätze, du bist so gegen elf oder zwölf Uhr in deinem Hotel. Dann wartest du ungefähr drei Stunden und fährst wieder los. Holst einen Teil des Geldes. Nicht viel. Nur so viel, daß du es in deinen Taschen und im Anzugfutter verstauen kannst. Sagen wir, zweihunderttausend Dollar. In Tausendern wäre das gerade ein Taschenbuch. Aber es sollten auch Hunderter dabei sein. Sie machen bei den Kontrollen doch keine Leibesvisitation, oder?«
»Nein.«
»Also kriegst du das Geld durch.«
»Etwa heute nacht noch?«
»Nein. Für das Ausgraben und Wiederzuschütten brauchst du mindestens zwei Stunden. Du könntest also erst um sechs oder sieben wieder hier sein, und das wäre zu spät. Wir brauchen die Dunkelheit, weil ich, sobald wir eine Sperre entdecken, abspringe. Bei Tage könnte das beobachtet werden. Wir machen es genauso, wie wir es schon mal vorgesehen hatten. Nur nehmen wir nicht die 95, sondern bleiben an der Küste. Wir fahren bis Playa

Weitere Kostenlose Bücher