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1987 - Der Mörderprinz

Titel: 1987 - Der Mörderprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bewußt wahrgenomen hatte.
    Er nahm als sicher an, daß seine Hörorgane bleibenden Schaden genommen hatten, den nur eine Operation beheben konnte. Seine Sehfähigkeit war mit einemmal wieder da - endlich! -, und sein Blick fiel auf die Außendarstellung der Linse, die, ihrer Schirme und aller projizierten Aggregate beraubt, schutzlos mitten im Weltraum schwebte.
    Der nächste Schuß mußte die Entscheidung bringen. Das erkannte der Prinzregent in diesem Augenblick mit einer unnatürlichen Klarheit.
    Ein Schuß löste sich aus dem konturlosen Leib, diesmal wieder in Orange. Die Salve strich in wenigen Metern Entfernung an der Linse vorbei.
    Es war unmöglich. Der Chaotender hatte die Linse verfehlt.
    „Schiff getroffen!" meldete die Automatik.
    Samaho mußte einen Moment nachdenken, bis ihm der Sinn der eindeutig falschen Aussage offenbar wurde.
    Schiff getroffen, damit war nicht die Linse gemeint - sondern die Rettungskapsel seines Passagiers Hrahhochhatt.
    Durch den Ausfall der Projektoren und der Schablonen hatte sich auch der Hangar aus Formenergie verflüchtigt, der Stellplatz der Kapsel.
    Der Chaotender hatte als erstes Ziel nicht die Linse gewählt, sondern das Fahrzeug ihres Patienten.
    Kleiner Prinz, du mußt jetzt sterben ...
    Der tödliche Schuß, vom Prinzregenten in jeder Sekunde erwartet, kam nicht, und er vermochte sich den Grund nicht zu erklären, bis aus dem Hyperraum ein weiteres Objekt stürzte.
    Samaho fühlte sich an eine ins Riesenhafte vergrößerte Burg erinnert.
    Es war eine Festung von irrealen Ausmaßen, mit Zinnen und Türmen und einer Art Innenhof, der zwischen sechzig Kilometer aufragenden Mauern lag.
    Der Chaotender gab keinen Schuß mehr ab. Samaho machte sich klar, daß die Linse nicht mehr wichtig war.
    Karvencehl stieß einen spitzen Schrei aus, der irgend etwas bedeuten sollte, doch Samaho hörte nicht hin.
    „Was, bei den Cro-Schwestermonden, ist das?"
    Die Automatik antwortete: „Es liegen keine gesicherten Informationen vor. Dieselbe Quelle, die von den Chaotendern berichtet, spricht jedoch im selben Atemzug von den sogenannten Kosmischen Fabriken, die auch Hrahhochhatt nannte.
    Wahrscheinlich handelt es sich um eine solche Fabrik, von der die Rede war."
    Er fühlte sich zu benommen, als daß er etwas hätte unternehmen können. Kosmische Fabrik. Welch ein Wort.
    „Hoheit", meldete die Automatik plötzlich, „unser Patient Hrahhochhatt hat soeben gesprochen."
    „Was sagte er?" fragte Samaho schnell.
    „Es war lediglich ein Wort, dessen Bedeutung ohne weitere Informationen nicht zu entschlüsseln ist."
    „Wie lautet das Wort?"
    „MATERIA."
     
    *
     
    Samaho fühlte sich nicht in der Lage, seinen Blick für eine Sekunde von dem festungsartigen Objekt abzuwenden.
    Es war nicht der geeignete Moment, gewiß nicht, doch der Anblick der Zinnen und der Türme löste etwas in ihm aus, was stärker war als alle anderen Gefühle, die er kannte.
    MATERIA.
    Samaho, Prinzregent von Crozeiro, Beherrscher der Galaxis Pooryga, glaubte zu erkennen, daß er in diesen Augenblicken, in einem namenlosen System der Galaxis Kohagen-Pasmereix, seinem Schicksal begegnete.
    „Projektoren funktionieren wieder!" brüllte Karvencehl. „Schablonen für Kraftwerke und Antriebssysteme werden initialisiert!"
    Aus dem Rauminhalt, den der Chaotender mit seiner Präsenz zu fressen schien, schoß ein Funkenregen in Orange und Gelb. Das Negativ-Gewitter schlug in die Verteidigungssysteme der Festung, und es löste einen Sturm aus, der das halbe Sonnensystem verschlang.
    Die Raumlinse wurde in alle Richtungen gewirbelt, trotz aktivierter Schutzschirmbatterien.
    Als es aufhörte, sah der Prinzregent aus einer strahlenden Plasmawolke die Fabrik tauchen, so unbeschädigt wie zuvor.
    Der Raum verwandelte sich in ein Koordinatenmuster aus Glut.
    Für einen Augenblick stand die Zeit still, und Samaho war sicher, daß es sich diesmal nicht um einen subjektiven Eindruck handelte, sondern um ein physikalisches Phänomen, das mit der Schlacht der kosmischen Giganten zusammenhing.
    Die Zeit stand wirklich still - einen Moment lang, auch wenn das ein Widerspruch in sich war.
    Samaho versuchte, sich um die Kausalität der Ereignisse keine Gedanken zu machen. In diesem unendlichen Moment glaubte er den Chaotender als das zu erkennen, was er wirklich war: ein dunkles Loch, das auf geheimnisvolle Weise Intelligenz und Mobilität erlangt hatte, das nun als Reittier diente für eine Entität, die sich unterhalb des

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