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1987 - Der Mörderprinz

Titel: 1987 - Der Mörderprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sollte er Netz und Harpune nehmen?
    Sailent hätte gestohlen und getötet, wenn es um seine Familie ging.
    Aber es gab niemanden, den er bestehlen konnte, und kein Opfer, das für einen Mord in Frage kam.
    Es war aussichtslos. Guantamari Sailent versuchte, sich mit dem Gedanken an den bevorstehenden Tod abzufinden.
    Er sagte nichts mehr, statt dessen setzte er sich auf einen umgestürzten Baum, der in Strandnähe am Rand einer gerodeten Fläche lag, und starrte für den Rest des Tages über den terminalen Ozean.
    In der Wolkenwatte, die den Himmel von einem Ende zum anderen mit einer bleiernen grauen Schicht bedeckte, entstand ein Licht, nicht so groß wie die Scheibe des Neutronensterns, dafür sehr viel greller. Das Licht war zu Anfang rund.
    Aber es blieb nicht so, es wurde größer und nahm die Kontur einer Walze an. Sailent sah aus der Unterseite der Walze Flammen schießen.
    Der Vorgang spielte sich völlig lautlos ab, obwohl ein Instinkt ihm sagte, das niedersinkende Haus müsse einen Lärm verursachen wie ein Südmeersturm.
    Seine erste Frau stand plötzlich neben ihm. Sailent konnte sie riechen, ein bißchen Salz und ein bißchen Wald, er konnte das elektrische Feld ihrer abgestumpften Lederhaut spüren, und ihre Stimme hörte sich brüchig an: „Soll ich die anderen rufen, Sailent?"
    „Nein. Das wird nicht nötig sein."
    „Aber... was ist das?" fragte die erste Frau unsicher. „Ein fliegendes Haus?"
    „Auch wenn es so scheint, ich glaube es nicht. Es ist nicht vom Grund des terminalen Ozeans aufgestiegen, sondern es kommt von draußen. Ich glaube, es handelt sich um ein Raumschiff."
    Der Fischer und seine erste Frau starrten scheu auf das Objekt, das sich auf seinen Flammenspeeren langsam, vorsichtig beinahe zur Oberfläche des Planeten Thekarou senkte.
    Das Material, aus dem die Walze bestand, sah aus wie ein dunkelblau gefärbtes Eisen.
    Sailent erblickte Hunderte von Öffnungen und unregelmäßig geformte Schründe. Er fühlte sich an die Schießscharten erinnert, die er als Junge auf einer großen Reise einmal gesehen hatte, in den Mauern einer Festung im Landesinneren, an dem einzigen Fluß, der von der Küste ins Landesinnere führte. Aber er wußte nicht, ob die Festung noch existierte. Er hatte von einem Zeitorkan reden hören, einer furchtbaren Katastrophe im Landesinneren, so daß es heute kein Landesinneres mehr gab. Woher das Objekt auch immer stammte, mit der Festung konnte es nicht in Verbindung stehen, weil die Festung nicht mehr existierte, jedenfalls nicht in einer stofflichen Form diesseits der Materiequelle.
    Die Hülle zerklüftete stärker mit jedem Augenblick. Immer mehr Details schälten sich aus dem Halbdunkel. Die schimmernde Hülle der Walze mußte aus einem Material bestehen, wie es auf der Welt der Verdammten nicht vorkam, das wurde Guantamari Sailent nun klar.
    Seine erste Frau fragte leise, so als habe sie Angst, man könne sie oben am Himmel reden hören: „War es nicht ein Raumschiff, das unser Volk an die Gestade der Zeit deportiert hat?"
    „Ja", antwortete er mit holpriger Stimme.
    „Dann befinden sich vielleicht in jenem Raumschiff Diener des Hismoom. Vielleicht kommen sie, um uns zu vergeben. Vielleicht kehren wir heute zurück."
    „Nein!" Guantamari Sailent erschrak über den schroffen Klang seiner Stimme. „Uns wird nicht vergeben werden, heute nicht und in einer Million Jahren nicht. Wir sind die Verdammten. Und wer in diesem Raumschiff wohnt...", er betonte das Wort mit tiefer Ehrfurcht, „...das werden wir niemals erfahren."
    Der Blick seines einen Zyklopenauges ließ das Objekt nicht los.
    Zuerst dachte er, das Objekt wäre nun angekommen. Aber es stimmte nicht, das Raumschiff wurde immer noch größer, obwohl es die Hälfte des sichtbaren Horizonts bereits verdeckte.
    Und das war keineswegs das Ende. Der Bug der Walze ragte weit über den Waldrand hinaus, während das Heck über dem terminalen Ozean im Zeitwind transparent wurde. Sailent versuchte, anhand des Schattens über den Wellenkronen die Größe des Objekts zu bestimmen. Nur, wie sollte das funktionieren, wenn der Schatten überall war? Wenn er den Neutronenstern und die Hälfte des Himmels nicht mehr erkennen konnte?
    Vielleicht fünf Kilometer, dachte er, oder sieben bis maximal zehn.
    Mit bloßem Auge vermochte er nicht mehr zu überschauen, ob die blaue Walze sich noch bewegte.
    Es schien ihm nicht länger unmöglich, etwas über das Schiff zu erfahren - sondern im Gegenteil, mit jeder

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