1987 - Der Mörderprinz
heran.
Samaho wunderte sich, daß die Kapsel im Verhältnis zur Schleusenkammer so klein aussah.
„Zwei Meter, Karvencehl", staunte er, „dieses Ding ist nicht mehr als zwei Meter groß."
Samaho ließ jegliche Vorsicht außer acht, er eilte aus der sicheren Zentrale in den neugeschaffenen Bereich der Linse, im Vertrauen auf die Schiffsautomatik, die ihn im Bedarfsfall schützen würde.
Crozeirische Bergungs- und Medoroboter hüllten die Kapsel in ein wimmelndes, scheinbar sinnlos verstricktes Knäuel aus Metall, und Samahos Blick klebte trotz der nicht überschaubaren Szenerie an dem organischen Körper, der soeben zum Vorschein gekommen war; in einem hypnoseartigen Zustand, aus dem er sich nicht zu lösen vermochte.
Der Körper war nur zehn Zentimeter groß. Es handelte sich um ein humanoides Wesen mit weißer, faltiger Haut, mit einem Kugelschädel und punktgroßen Augen, die so hell strahlten, als befinde sich hinter ihnen ein Laserlicht. Ein hauchdünner Anzug, dessen dunkler Stoff von einer roten Flüssigkeit getränkt wurde, verhüllte die Gestalt. Samaho begriff, daß es sich bei der Flüssigkeit um Blut handelte.
„Ihr müßt dieses Wesen retten", wies er seine Roboter mit sich überschlagender Stimme an. „Schafft es in die Medostation!"
Der medizinische Bereich gehörte zur Basisausstattung der Linse. Wände konnten aus Formenergie leicht nachgebildet werden, in den meisten Fällen auch Aggregate, solange sie nicht aus beweglichen Elementen bestanden; was in der hochentwickelten crozeirischen Technik selten der Fall war. Medizinische Gerätschaften mußten jedoch in natura vorhanden sein.
Samaho verließ die Medostation zwei Bordtage lang nur dann, wenn eine unbedingte Notwendigkeit bestand.
In einem transparenten Hüllfeld ohne Schwerkraft rotierte der Körper des Wesens um seine Achse, so langsam, daß Samaho den Vorgang mit bloßem Auge praktisch nicht zu verfolgen vermochte. Die zerschmetterten Glieder wurden rekonstruiert und von mikroskopisch feinen Geräten in einen funktionstüchtigen Zustand zurückversetzt.
Am dritten Tag begann der Fremde zu reden.
„Mein Name lautet Hrahhochhatt. Ich bin der... fghkfdl ...meines Volkes. Aber nun existiert mein Volk nicht mehr.
Dennoch möchte ich dir für meine vorläufige Errettung vor dem Tod danken, wenngleich ich innerhalb der nächsten Tage sterben muß."
Das Translatorgerät verstärkte den fremdartigen, fast nicht hörbaren Klang der Stimme so, daß die Worte gerade die wahrnehmbaren Acustiqs-Schwelle erreichten. Einige Worte schienen dem Translator unbekannt zu sein, obwohl das Schiff ausreichend Zeit gehabt hatte, aus dem HyperfunkÄther von Kohagen-Pasmereix Daten zu sammeln.
Samaho fühlte sich von dem Lichtblick der Punktaugen wie durchleuchtet.
„Ich bin der Prinzregent von Crozeiro", stellte er sich mit bebender Stimme vor. „Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um dein Leben zu erhalten. Sorge dich nicht darum, Hrahhochhatt!"
„Von einem Prinzregenten von Crozeiro habe ich niemals etwas gehört. Kann ich trotz meines Zustandes etwas tun, um meine Schuld bei dir abzutragen?"
„Ja!" rief Samaho aus. „Berichte mir, was in dieser Galaxis geschieht - und vor allem aus welchen Gründen!"
Der winzigkleine Humanoide gab ein seltsames Geräusch von sich, das wie ein Lachen klang.
„Warum nicht, Fremder? Nun, da alles zu spät ist und das Leben des Universums möglicherweise bald enden wird, kann ich keine Gefahr darin entdecken. Ich bin bereit, mein... fghjss... mit dir zu teilen."
Der kleine Humanoide machte eine lange Pause, und Samaho fürchtete bereits, er habe das Bewußtsein verloren; da erklang die seltsam zittrige Stimme von neuem: „Vor 1677... jjjzzu... errichtete ein Hilfsvolk der Kosmokraten auf dem Planeten Dommrathi einen Dom. Den Dom Dommrath - der nach dem Willen der kosmischen Ordnungsmächte zum zentralen Sitz einer mächtigen Wächterorganisation werden sollte. Und der Name jener Wächterorganisation sollte lauten: die Ritter der Tiefe..."
„Was geschah mit dem Dom, Hrahhochhatt?"
„Ein furchtbares Raumgefährt tauchte auf, es war ein Raumschiff aus den verbotenen Zonen unseres Universums, ein Chaotender."
„Wir haben davon gehört!" rief Samaho aus.
„...und der Chaotender griff den Planeten Dommrathi an, es war ein unfaßbares Zerstörungswerk, die Vernichtung all dessen, was mein Volk in den zurückliegenden 1677... jjjzzu... und den Jahrtausenden zuvor geschaffen hatte. - Heute bin
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