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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Rücken, so daß er zusammenbrach. Sofort waren Robert, Pierre und Wladimir zur Stelle. Zu viert schleiften sie den niedergestreckten Körper vom Platz und legten ihn zwischen den Büschen ab. Und er sah noch mehr: Gleich darauf hantierten alle vier an ihren Taschen, holten etwas daraus hervor und krochen unter die Panzer. Einer – Golombek konnte nicht erkennen, wer es war – nahm sich auch noch das fünfte Fahrzeug vor, und dann verschwanden die vier Gestalten aus dem Bild.
    »Nun kommen Sie endlich!« hörte er den Russen hinter sich sagen.
»Sofort!«
Er war erstaunt, daß er dieses eine Wort so ruhig, so ohne jeden falschen Tonfall herausgebracht hatte. Es war also die VITANOVA! Er hatte die Bande von Meuchelmördern ins Depot geschleust! Er war erschüttert, aber eben diese Erkenntnis war es auch, die ihm klarmachte: Du mußt dein Leben retten!
Oder war es eine optische Täuschung gewesen? Eine Halluzination? Hatte das Furchtbare sich nur in seiner Einbildung abgespielt?
Er wollte endgültige Klarheit, sagte daher: »Ohne Haggerty wären wir in dem Camp nie zurechtgekommen.« Es gelang ihm sogar, diese schwerwiegenden Worte ganz beiläufig, ja, fast ein wenig amüsiert ins Dunkel zu sprechen.
»Dann hat Robert Sie also doch eingeweiht!« sagte Igor.
»Klar, denn er …, Donnerwetter, wir siegen auf ganzer Linie! Sehen Sie mal!«
Sie schoben sich im Dunkel zurecht. Als Igor das Okular vor den Augen hatte, tastete Golombek den Boden nach der Drehkurbel ab, fand sie, hob sie auf. Dann zog er seine Taschenlampe aus der Jacke, ließ sie einmal kurz aufblitzen. Das genügte. Der Schlag traf Igor mitten auf den Kopf. Er sackte zusammen. Da er das Periskop mitriß, entstand ein schepperndes Geräusch. Golombek kletterte die Leiter hoch, steckte seinen Kopf ins Freie, war beruhigt: Offenbar war das Geräusch draußen nicht gehört worden.
Er stieg wieder hinunter. Ihm war klar, jetzt hing alles von seiner Umsicht und Schnelligkeit ab. Er zog die Leiter ein, legte sie auf dem Boden des Unterstandes ab. Da sie zu lang war, mußte er sie ein kleines Stück in den Tunnel hineinschieben. Noch einmal ließ er, mit vorgehaltener Hand, die Taschenlampe aufleuchten, sah sich den Russen an. Dessen Kopfwunde interessierte ihn nicht, nur die Tasche an seinem Gürtel. Aber er hatte nicht die Zeit, sie zu öffnen, schnallte sie dem Mann also einfach ab, zusammen mit dem Gürtel, und behängte sich damit. Dann trat er den Rückweg an, den er sich in den letzten Tagen viele Male vorgestellt hatte, wenn auch ganz anders, als er jetzt vonstatten ging.
Er keuchte durch den Tunnel, getrieben von der Angst, zum Schluß doch noch das Leben zu verlieren, und von dem festen Vorsatz, falls er durchkäme, sofort die Polizei zu verständigen.
Vier-, fünfmal stolperte er, stieß sich die Knie, verbiß den Schmerz, kroch weiter, verbrauchte wegen der Eile und der unbequemen Gangart viel Kraft, wollte sich aber auf keinen Fall eine Pause gönnen. Ihm fiel ein, daß in Igors Tasche vielleicht ein Messer sei und er damit das Seil kappen könne. Dann wäre zumindest der Granatentransport erschwert. Aber gleich darauf verwarf er den Plan, sah nicht einmal nach, ob überhaupt ein Messer da war. Vielleicht machte der Posten in der Reithalle eine Umdrehung, um die Gangbarkeit der Kurbel zu überprüfen, und dann würde er merken, daß kein Widerstand mehr da war, würde seine Leute heranrufen, und somit säße nicht nur ein einzelner Gegner im Schacht, sondern vielleicht wären es zwei oder drei, und um diesen Schacht führte nun mal kein Weg herum.
Er lief weiter, passierte die Luftschleuse, wußte also, daß er die Hälfte geschafft hatte.
Natürlich, dachte er, so wie es jetzt aussieht, konnten sie mich gar nicht mitnehmen ins Camp! Und er dachte auch: Als Robert meinen Joseph niederschlug, war die ganze Brutalität der VITANOVA schon sichtbar! Und bestimmt war es Nadine, die Colonel Braden niederschoß! Es steht fest, in Kürze wäre ich an der Reihe gewesen!
Er fragte sich, warum sie ihn nicht schon vor Beginn der heißen Phase getötet hatten, fand die Antwort: weil sie bis zum Schluß mit Unvorhergesehenem rechnen mußten, also auch mit einer Verschiebung der Aktion! Als Eigentümer des Hauses, in dem jederzeit Besucher erscheinen konnten, auch amerikanische, brauchten sie mich bis zum letzten Augenblick lebend!
Je näher er dem Ende kam, desto nachhaltiger war er darauf bedacht, seine Geräusche einzudämmen. Er verringerte das Tempo, sah nun

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