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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Einzelheiten mitteilt und ihr dann sogar noch einen Aufriß der VX-Granate überläßt mit der ganzen widerlichen Nomenklatur wie PUSHER PLATE, RAPTION DISC, FUZE und was da sonst noch alles auf dem Bogen stand? Und auch, daß ein ganz bestimmtes Terrain des Camps vom Licht der Straßenlampen nicht erfaßt wird, das soll dieser Mensch erzählt haben?
    Ihm war heiß geworden. Er stand auf, zog seine Joppe aus, hängte sie – wie in Trance – über die Stuhllehne, setzte sich wieder. Nein, dachte er, nein, nein! Es ist nicht möglich, daß sie mich reingelegt haben! Nadine ist doch ein sympathisches, sensibles Mädchen, klug und liebenswert! Und Robert? Zwar irritiert mich manchmal seine allzu selbstsichere Art, aber er ist doch kein Mörder! Nein, mit diesem Haggerty haben sie nichts zu tun. Sie haben einen anderen Informanten, oder vielleicht steht Veroniques Mann sogar auf ihrer Seite, und dann ist es natürlich doch möglich, daß die vielen Informationen von ihm stammen. Warum soll nicht auch ein Offizier zu der Erkenntnis kommen, daß die chemischen Waffen abgeschafft werden müssen? Wirklich, er könnte Roberts Informant sein, und Sergeant Haggerty wurde von Leuten ermordet, die brutal zuschlagen, wie schon im Falle Braden. Ja, eigentlich spricht alles dafür, daß es sich wieder um die VITANOVA handelt. Natürlich, das ist es! Was wir hier auf eine zwar trickreiche, aber friedliche Weise durchziehen, will die VITANOVA durch Mord und Totschlag erreichen. Und, welch ein Glück, wir kommen ihr zuvor!
    Wieder stand er auf, ging hin und her, wurde allmählich ruhiger, hielt den Gedanken, seine Schwimmbad- und Tunnelbauer könnten verkappte Terroristen sein, für absurd. Dazu waren sie viel zu umgänglich. Und überdies: Eine Terrororganisation würde niemals zwei Wochen lang mit Leuten zusammenarbeiten, die hinterher in der Lage wären, exakte Personenbeschreibungen zu liefern!
    Die behäbige Standuhr in der Diele schlug halb eins. Er hörte den tiefen, dumpfen Klang bis in die Küche. Eine halbe Stunde noch, dachte er, und wir versammeln uns! Zwei bis drei Stunden später haben wir, wenn alles gutgeht, unsere Granate!
    Er zog die Jacke wieder an, ging nach draußen zu seinem Auto, wechselte das Schuhzeug, warf die Jagdstiefel in den Kofferraum. Dann sah er noch einmal aufs Armaturenbrett. Der Schlüssel steckte, sollte auch steckenbleiben, damit es nachher schneller ginge. Er schlug die Wagentür zu, ging zur Reithalle. Wie vereinbart, war die kleine Tür jetzt nicht mehr abgeschlossen. Er trat ein. Das Licht brannte. Die Fenster waren verdunkelt. Robert und die anderen waren noch nicht da. Die Stille in dem großen Raum hatte etwas Unheimliches, aber das lag wohl daran, daß es hier über viele Tage hin so betriebsam zugegangen war.
    Er ging hinüber zum Einstiegsschacht, der noch verdeckt und also nicht zu erkennen war, trat auf den Deckel. Sieht hier alles vollkommen harmlos aus, dachte er, und dabei liegt unter mir eine Seilrolle mit Drehkurbel und hundert Meter entfernt das gleiche noch einmal und daneben die Matratze, die in wenigen Stunden durch den Tunnel gezogen wird, beladen mit einer Fracht, die die Menschen aufschrecken soll …
    Er wandte sich ab, ging wieder zur Tür, verließ die Halle, ging ein zweites Mal zum Parkplatz, weil er von dort Geräusche gehört hatte. Er stieß auf Robert, Nadine und Wladimir. Rüdiger, das wußte er, war mit seinem Helfer bereits abgereist.
    »Bald ist es soweit!« empfing ihn Robert. »Eine knappe halbe Stunde noch.«
»Ja«, antwortete er, »nun wird es ernst. Mir ist übrigens noch etwas eingefallen. Wir fahren nachher zwar Kolonne, könnten aber durch irgendeinen Umstand auseinandergerissen werden. Ich müßte eigentlich für alle Fälle die Kölner Adresse haben.«
»Wir fahren«, erwiderte Nadine, »nicht direkt nach Köln, sondern versammeln uns erstmal woanders, damit die Granate möglichst schnell von der Straße verschwindet. Wir haben zwischen Wiesbaden und Frankfurt einen Bauern …«
»Sie kriegen die Adresse nachher«, fuhr Robert dazwischen. »Vor dem Aufbruch zeig’ ich Ihnen den Weg auf der Karte. Sie haben recht, wir könnten uns verlieren.«
»Haben Sie Joseph gesehen?« fragte Golombek.
»Ich glaube«, antwortete Nadine, »er wollte nochmal zu seiner Laura. Hoffentlich erzählt er ihr nicht doch etwas!«
»Tut er nicht. Wir haben ihr gesagt, daß er in aller Frühe mit mir nach Wien fährt. Machen Sie sich seinetwegen keine Sorgen! Er wird um

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