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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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nicht genügend Leute hat. Und das bedeutet, sie muß die Abstände zwischen den Kontrollstellen vergrößern. Das Netz wird also durchlässiger, weil die Maschen größer geworden sind. Überleg mal: Bei einem Radius von fünfzig Kilometern ist das Fahndungsgebiet rund siebentausendachthundert Quadratkilometer groß. Wenn du den Radius um nur zwanzig Kilometer verlängerst, also um vierzig Prozent, wächst das zu kontrollierende Areal um hundert Prozent. Willst du auch dann noch eine Fahndung von unverändert guter Qualität haben, mußt du deine Leute verdoppeln. So viele hat die Polizei aber nicht, und genau das ist unsere Chance.«
»Mathematik muß man können!« sagte daraufhin Wladimir.
»Nein«, antwortete Robert, »schnell muß man sein!«
Und er drückte noch heftiger aufs Gaspedal, brachte den CITROËN auf eine Geschwindigkeit von fast zweihundert Stundenkilometern.

8.
    Um 3.10 Uhr war für Frank Golombek erneut ein Moment des Aufatmens gekommen. Er hatte die Grenze passiert. Der deutsche Beamte hatte ihn durchgewunken, ohne einen einzigen Blick in seinen Paß geworfen zu haben, und der französische hatte nur kurz hineingesehen und dann eine gute Weiterfahrt gewünscht. Diese Hürde war also genommen! Aber wie würde es weitergehen? In sieben bis acht Stunden, so rechnete er, konnte er die Pyrenäen erreicht haben, doch bis dahin lagen wahrscheinlich bei allen westeuropäischen Grenzposten und ebenso bei den Kontrollorganen der Flughäfen, Schiffahrtsstationen und Bahnhöfe seine Personalien, sein Autokennzeichen und sogar sein Foto vor.
    Gegen vier Uhr erreichte er Nancy. Er stellte das Radio an, bekam, wenn auch nicht störungsfrei, einen deutschen Sender herein. Die Nachrichten enthielten noch keine Meldung über den Anschlag. Er machte das Gerät wieder aus. Wie lange es wohl dauert, überlegte er, bis nach einem solchen Attentat die Fahndung in Gang kommt? Verdammt! Natürlich muß ich Katharina sofort anrufen und nicht erst von Barcelona aus! Ist doch klar, daß man auch sie ins Visier nimmt!
    Bei der nächsten Tankstelle scherte er aus. Er fragte den Wärter, ob er mit Spanien telefonieren könne. Der junge Mann verstand sein holperiges Französisch. Ja, das sei möglich. Die Vorwahlnummern fürs Ausland finde er im Telefonbuch. Ob er mit deutschem Geld bezahlen dürfe, fragte Golombek. Davon war der andere nicht sehr erbaut, aber ein großzügig berechneter Wechselkurs stimmte ihn um. Golombek ließ sich reichlich Münzen geben und ging in den Vorraum, wo die Fernsprecher waren. Er schlug sein Notizbuch auf, das er, zusammen mit Papieren und Bargeld, am Vorabend eingepackt hatte, und wählte.
    Es dauerte lange, bis Katharina sich meldete.
»Hallo!« sagte er. »Ich bin’s schon wieder. Entschuldige, daß ich dich aus dem Schlaf geholt hab’! War inzwischen jemand bei dir? Ich meine, nach Lemmerts Besuch?«
»Nein, Frank. Ist was passiert? Weißt du, daß es vier Uhr nachts ist?«
»Ja, und daran siehst du, daß ich in Schwierigkeiten bin. Hör zu! Ich mache es jetzt kurz, denn zu mehr reicht die Zeit nicht. Ich werde gesucht, hab’ mich mit ein paar Leuten auf ein riskantes Unternehmen eingelassen, ohne zu wissen, daß sie Terroristen sind. Wir sind ins Depot eingedrungen, aber dann hab’ ich festgestellt, daß sie mich umbringen wollten, weil ich für sie ein gefährlicher Zeuge bin. Ich konnte ihnen entwischen, rufe jetzt aus Frankreich an, bin auf der Flucht. Ich werde versuchen, heute nachmittag in Barcelona zu sein. Fahr du bitte auch dahin! Ich brauche dich. Du mußt so bald wie möglich aufbrechen, denn wahrscheinlich wird in Kürze die Polizei bei dir erscheinen. Die rechnet natürlich damit, daß du weißt, wo ich stecke. Aber sag niemandem, wohin du fährst! Oder noch besser: Du behältst das Haus, nimmst nur kleines Gepäck mit und sagst den ROCA-LLISA-Leuten, du machtest eine Reise nach …, nach … Malaga. Mit einem Segler, damit die verrückte Uhrzeit plausibel ist. Wirklich, du mußt das Haus sofort verlassen! Es ist ein Riesenglück, daß sie noch nicht bei dir sind. Bitte, pack schnell ein paar Kleinigkeiten zusammen und mach dich auf den Weg!«
»Aber Frank, es ist vier Uhr!«
»Hast du keinen Wagen?«
»Doch.«
»Dann fahr jetzt los! In der Rezeption erklärst du, daß du um fünf Uhr zu einem vierzehntägigen Segeltörn startest. Du fährst aber zum Flughafen und nimmst die erste Maschine nach Barcelona. Und weil …«
»Frank, ich begreife nicht …«
»Bitte Katharina!

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