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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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erreicht haben, in dem sie ein unterirdisches Versteck für die VX-Geschosse vorbereitet hatten. Die sollten zunächst dort bleiben, einen Meter tief vergraben.
»Was kann Golombek bewogen haben«, fragte Zayma, »uns im letzten Augenblick zu mißtrauen und Igor anzugreifen? Und Helga sogar umzubringen?«
Es dauerte eine Weile, bis Robert antwortete: »Ich nehme an, wir waren nicht vorsichtig genug. Er wird ein Gespräch belauscht haben.«
»Du meinst also, auf dem Weg zum Camp hat er schon alles gewußt?«
»Vermutlich.«
»Ich halte das für ausgeschlossen. Er wäre dann nicht mitgegangen, hätte Angst um sein Leben gehabt und auch um das seiner Leute. Ich glaube viel eher, daß er erst im Unterstand Verdacht geschöpft hat.«
Robert wandte sich nach hinten: »Ist Igor immer noch weggetreten?«
»Ja, nach wie vor ohne Bewußtsein«, antwortete Wladimir.
»Wir werden es erfahren«, sagte Robert, »sobald er zu sich kommt. Ihr wißt, daß wir jetzt eine zusätzliche Aufgabe haben. Wir müssen diesen lächerlichen Abrüstungsfanatiker wieder einfangen.«
»Meint ihr nicht, er ist längst dabei, den Amis und auch den Deutschen alles zu erzählen?« fragte Wladimir.
Zayma zündete sich eine Zigarette an. »Das glaube ich nicht«, sagte sie dann. »Er kann sich doch gar nicht stellen, steckt viel zu tief mit drin. Aber die anderen werden ihn natürlich auch jagen, und ihre Chancen, ihn zu kriegen, sind besser als unsere, denn sie haben dafür Hunderte von Polizisten und dazu die technischen Systeme.«
»Erinnerst du dich«, fragte Robert, »daß er mit uns über den Konvoi sprach und über die gemeinsame Fahrt nach Köln?«
»Ja, und ich weiß auch, was du jetzt sagen willst. Daß ich ihm gegenüber beinahe unseren Bauernhof erwähnt hätte.«
»Woher kam dieser plötzliche Leichtsinn?«
»Aus der Gewißheit, daß er die Nacht nicht überleben würde.«
»Man soll die Nacht nicht vor dem Morgen loben.«
»Okay, das weiß ich jetzt. Aber unsere große Chance ist, daß er sich den Behörden nicht stellen kann.«
»Vielleicht ist er patriotischer, als du denkst. Und vergiß die Gegenseite nicht! Ich bin sicher, schon heute wird man sein Gestüt auseinandernehmen. Und selbst wenn man den Tunnel nicht gleich entdeckt, wird man Golombek auf jeden Fall mit dem Anschlag in Verbindung bringen. Aus drei Gründen: Er gilt als erbitterter Gegner des Depots. Er hat das Schwimmbad gebaut. Und er ist mitsamt seinen Leuten verschwunden. Besonders der Bau des Schwimmbads wird bei den Amis wie bei den Deutschen die Denkmühlen in Gang setzen, und dann ist es wahrscheinlich nur eine Frage von Minuten, bis sie die logische Kette am Wickel haben: Die Ramme machte den Krach und sorgte dafür, daß die Sensoren verrückt spielten. Ein Flußbett oder eine Moorlinse gibt es nicht, und folglich hatte der Krach eine ganz spezielle Aufgabe. Von dieser Erkenntnis aus ist es dann nur noch ein winziger Schritt bis hin zu dem Schluß, daß ganz in der Nähe eine zweite Baustelle existiert haben muß. Aber die Kette geht noch weiter! Da niemand über den Zaun kam und niemand durch die Luft, kann das Eindringen ins Camp nur unterirdisch erfolgt sein. Kurzum, sobald sie das Schwimmbad mit dem Anschlag in Verbindung bringen, ist die Aufdeckung des Tunnels unvermeidlich. Die Frage ist nur: Wann geht ihnen dieser Zusammenhang auf?« Robert sah aufs Armaturenbrett.
»Gleich ist es zehn Minuten vor drei, und wir haben zwanzig Kilometer geschafft.«
»Wie weit ziehen die eigentlich den Ring bei so einer Fahndung?« fragte Wladimir.
»Das ist«, antwortete Robert, »meistens eine einfache Rechenaufgabe. Welche Strecke kann maximal zwischen der letzten vermuteten Anwesenheit am Tatort und dem Beginn der Fahndung von den Tätern zurückgelegt worden sein? Mit der Antwort auf diese Frage hat man den Radius. Da unsere Fahnder aber nicht wissen, wann wir den Tatort verlassen haben, können sie nur rekonstruieren: Letzter Kontrollanruf um zwei, Überfall also frühestens kurz nach zwei. Und dann müssen sie schätzen, wieviel Zeit wir für die Attacke auf die Wachstation und fürs Rausholen der Granaten benötigt haben. Ich nehme an, sie werden einen Radius von etwa fünfzig Kilometern ansetzen.«
»Oder von hundert«, sagte Wladimir. »Es spielt für die doch gar keine Rolle, den Ring von vornherein ganz weit zu ziehen.«
»Da irrst du dich. Je größer der Ring, desto schwieriger die Fahndung, denn irgendwann ergibt sich auch für die Polizei das Problem, daß sie

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