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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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wenig anhaben können, aber zumindest die Fahrzeugketten zerreißen. Die Explosionen müßten, so nahmen sie an, dazu führen, daß die ersten Reaktionen der Amerikaner sich auf das Innere des Camps beschränkten. Vor allem eine Sorge würde die Männer umtreiben: Was fliegt sonst noch in die Luft und wann? Eine fieberhafte Suche würde einsetzen, und sie könnte den Flüchtenden einen Vorsprung sichern.
    Sie hatten die Luftschleuse erreicht. Hilario löste Wladimir ab, und weiter ging es durch den finsteren Tunnel, dem Licht entgegen, das am Ende der Röhre schon zu sehen war.
    Einmal, sie hatten etwa drei Viertel der Strecke hinter sich, stöhnte der Verletzte auf. Hilario leuchtete ihm mit der Taschenlampe ins Gesicht. »Bleib ruhig!« sagte er.
    »Wir haben es gleich geschafft.« Doch dann merkte er, daß Igor noch gar nicht erwacht war. Er hatte aus seiner Ohnmacht heraus aufgestöhnt. Hilario steckte die Lampe wieder ein, schob weiter.
    Die Matratze erwies sich, wie schon beim Transport der Steinbrocken und der überschüssigen Erde, als ein brauchbares Beförderungsmittel. Wie ein Schlitten auf der Eisbahn glitt sie über den glatten Röhrenboden, wurde durch das Stromkabel nur geringfügig behindert.
    Sie erreichten den Schacht, und sofort setzte eine fieberhafte Tätigkeit ein. Während die anderen sich um den Weitertransport des Verletzten und der Granaten kümmerten, untersuchte Robert seine Freundin. Er beugte sich über sie, prüfte den Puls, tastete auch den Hals ab, der blaurote Würgemale aufwies. »Dieses Schwein!«
    »Nehmen wir sie mit?« fragte Zayma.
    »Nein! Verletzten muß man eine Chance geben; Tote haben keine mehr.«
Als die Granaten verstaut waren, versammelten sich alle Mitglieder der Gruppe in der Halle, um die Spuren zu beseitigen. Sie schleiften Laura, Joseph, Hübner und Rademacher an den Schacht, kippten sie über den Rand. Als letzte folgte Helga Jonas. Bei ihr verfuhren sie weniger rüde, trugen sie über die Leiter hinunter und legten sie neben die anderen Toten.
»Den Stallmeister und die Frau«, sagte Pierre, »wird keiner vermissen, nehme ich an, aber wie steht es mit den beiden anderen? In einer Stunde ist sowieso alles egal, aber was, wenn grad jetzt oder in fünf Minuten ein Familienmitglied auftaucht?«
»Da kommt keiner«, antwortete Robert. »Ich habe die beiden angerufen und ihnen mitgeteilt, ihr Chef brauche sie dringend, weil er sonst den Termin für die Schwimmbadeinweihung und das Turnier nicht einhalten könne. Also, keine Sorge! Niemand wird kommen!« Dann wandte er sich an Sieglinde: »Ist Sophie bereit für den Auftrag APOTHEKE WASLOH?«
»Ja«, antwortete sie.
Der Deckel wurde geschlossen. Mit einer Harke verteilte Wladimir das Sand-Torf-Gemisch darüber und sagte dann zu Hilario: »Pack mal mit an!«
Zu zweit schoben sie den Bahnrichterturm ein Stück weiter, bis er genau über dem Schacht stand. »Vielleicht«, meinte Wladimir, »hält das Ding sogar den Geruch noch ein bißchen zurück.«
Schon vier Minuten nach Eintreffen der Granaten war alles Notwendige getan. Sie zogen sich um, verstauten die Overalls, die Gürtel, die Taschen und das Periskop in ihren Autos, stiegen ein, starteten.
Sie hatten sich auf zwei Wagen verteilt. Hilario, Pierre und Sieglinde führten die beiden Granaten mit sich: Ihr RENAULT war dafür präpariert worden, und nun hing die brisante Fracht unter der Bodenwanne. Das bedeutete, daß sie langsamer fahren mußten als die anderen.
Nach Erreichen der Landstraße trennten sich die beiden Wagen. Der Granatentransporter bog nach rechts ab, der andere, in dem Robert, Zayma, Wladimir und Igor fuhren, nach links.
Die beiden Russen saßen im Fond. Wladimir, der seinem Landsmann den Overall abgestreift und ihm eine Jacke angezogen hatte, behandelte jetzt die Wunde.
»Wie sieht’s aus?« fragte Robert.
»Schlecht«, antwortete Wladimir. »Ich glaub’, da ist ein Riß in der Schädeldecke.«
»Sobald er wach wird, muß er uns erklären, wie das passieren konnte.«
»Und was machen wir mit ihm, wenn wir in eine Kontrolle geraten?«
»Dann hat man ihm in der Kneipe einen Bierkrug über den Schädel gehauen, und wir fahren ihn gerade in eine Klinik.«
Als sie die Autobahn erreicht hatten, brachte Robert den CITROËN auf hundertachtzig. Sie mußten um jeden Preis der Ringfahndung entgehen. Für den RENAULT hatten sie sich eine andere Fluchtmöglichkeit ausgedacht. Er brauchte vorerst nur acht Kilometer zu schaffen. Dann würde er ein Gehölz

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