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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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transportabel. Ihr habt Glück gehabt, denn sonst wärt ihr nicht hier. Trotzdem bleibt die Geschichte ziemlich heikel, und ich …«
    »Moment«, unterbrach Zayma ihn, »was heißt ›nicht transportabel‹? Wir haben doch die Paletten gesehen! Die Granaten sind in einem fabelhaften Zustand; unsere beiden Exemplare werden es dir beweisen.«
    »In diesem Punkt sollte man sich nicht auf die Augen verlassen. Ich habe vor wenigen Tagen im Fernsehen den Kommentar eines bekannten deutschen Chemikers gehört. Der Mann steht auf dem Standpunkt, daß die jahrzehntelange Lagerung die Bestände anfällig gemacht hat. Er sagt, selbst wenn man sich bei den neuen Abrüstungsverhandlungen auf eine Beseitigung der C-Waffen verständigt, wird es problematisch, weil niemand dafür garantieren kann, daß beim Bewegen der Geschosse kein Gas austritt. Möglicherweise müssen sie an Ort und Stelle vernichtet werden.«
    »Aber wir haben doch zwei rausgeholt«, sagte Robert, »und zwar heil!«
»Trotzdem! Korrosion ist ein schwer einzuschätzender Zerfallsprozeß. Wir wissen zum Beispiel nicht, wie weit der Metallmantel von innen her angegriffen ist. Auch bei euren Geschossen kann es passieren, daß die nächsten Erschütterungen das Gas freisetzen. Der Transport bleibt also ein Wagnis.«
»Willst du jetzt etwa kneifen?« Zaymas Frage klang herausfordernd, doch Henderson ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Nein«, antwortete er. »Ich möchte nur, daß ihr den ersten Teil der Aktion, den Transport nach Köln, selbst übernehmt. Wenn ich eure Beute erstmal in meinem Labor habe, weiß ich mich zu schützen, aber ich kann nicht gut in meinem Polyvinylchlorid-Anzug durch euren Wald laufen, und in meinem Tagesdress …«, er fuhr mit beiden Händen, an den Revers beginnend, über sein dunkelblaues Jackett, »will ich das nicht.«
»Und wenn wir noch was drauflegen?« fragte Robert.
»Einen Gefahrenzuschlag?«
»Nichts zu machen«, lautete die Antwort, und sie klang definitiv. »Der Umbau der Granaten ist ohnehin ein höchst kompliziertes Geschäft. Ich verstehe natürlich, daß ihr was Kleines, Schnuckeliges für die Handtasche braucht, aber das herzustellen, wird nicht leicht sein.« Henderson zog ein Stück Papier und einen Kugelschreiber aus der Tasche, legte beides vor sich auf den Tisch. »Für das Öffnen solcher Granaten«, fuhr er fort, »gibt es natürlich keine Anleitung. Ich könnte mir vorstellen, daß der Geschoßmantel aus Tombak besteht, also aus einer Kupferlegierung. Die ist zwar zäh, läßt sich aber mit einem Stahlbohrer bearbeiten. Und dann kommt es darauf an, ob der Inhalt der Granate nur aus VX besteht oder aus zwei Ausgangskomponenten.
Angeblich sind die Wasloher Bestände nicht binär, aber wer weiß das schon mit Sicherheit! Angenommen also, wir haben es mit zwei Stoffen zu tun, so müssen sie getrennt herausgeholt werden. Das heißt, eigentlich wird nur die organische Komponente gebraucht, und die ist, nehme ich an, in Benzol löslich. In diesem Fall würde ich die Granate im vorderen Drittel aufbohren und das Zeug mit Hilfe von Benzol herauslösen, das ich anschließend durch Destillation wieder abtrennen kann. Und ich muß im Innern der Mine für Druck sorgen, damit das Zeug bei geöffnetem Ventil herausschießt. Aber was da chemisch abläuft, interessiert euch wahrscheinlich nur am Rande. Da könnt ihr mir auch keine Vorschläge machen. Doch nun zu eurer Minibombe! Ihr wollt sie also magnetisch, ferner mit Zeitzünder, aber nicht so, daß sie krepiert, sondern daß sich bei der Zündung nur ein Ventil öffnet, damit das VX ausströmen kann.«
»Genauso«, sagte Robert. »Wir dachten an einen Gegenstand, der etwa wie eine Tellermine geformt ist und einen so starken Magneten hat, daß er auch bei holperigen Geländefahrten haftenbleibt.«
»Aha. Und wie schwer darf das Ganze sein?«
»Ein bis zwei Kilo.«
»Das läßt sich machen.«
»Wieviel VX kann man darin unterbringen?« fragte Zayma.
»Genug jedenfalls, um ein Chaos anzurichten. Es wird mit Sicherheit der folgenschwerste Anschlag in der Geschichte des Terrorismus.«
»Je spektakulärer die Sache ist«, antwortete Robert, »desto nachhaltiger fällt die Wirkung aus, und wir brauchen eine möglichst nachhaltige Wirkung.«
»Unter was für Fahrzeuge wollt ihr die Dinger eigentlich klemmen?«
»Unter zwei MTWs«, antwortete Robert, »MannschaftsTransportwagen.«
»Das geht nicht.«
»Wieso nicht?«
»Die sind aus Aluminium, und daran haftet nun mal kein

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