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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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von da an beträgt der Abstand zwischen den Fenstern wieder einen Meter.«
»Ja und?«
»Die vier fensterlosen Meter machen mich stutzig. Vorhin hatte ich den Eindruck von einer baulichen Mißgeburt, aber jetzt frag’ ich mich, ob das nicht ganz was anderes sein könnte.«
»Sie meinen, die Hauswand ist vielleicht gar nicht da, wo sie zu sein scheint?«
»Ich halte es für möglich.«
Sie gingen wieder über die Straße, betrachteten die Naht der Wand an Wand errichteten Häuser.
»Schade«, sagte Beckmann, »ich hatte gehofft, die Grenze wäre nur durch die unterschiedlichen Farben markiert, aber es ist auch ein anderer Stein.« Er fuhr mit dem Zeigefinger die Rille entlang. »Trotzdem sollten wir uns auch das andere Haus von innen ansehen.«
Doch zunächst kehrten sie in die Schmiede zurück. Beckmann fragte den Hausmeister nach dem Eigentümer des Nachbarhauses. Als er dann erfuhr, daß es dem Chef der AURORA gehörte, bat er die beiden Inspektoren zu sich.
Nach einer kurzen Besprechung wurden auch die anderen Kollegen herbeigerufen, und Beckmann erklärte:
»Zwischen diesem Gebäude und dem nächsten gibt es einen fensterlosen Bereich; den müssen wir uns genauer ansehen.«
Er schickte zwei Männer hinaus, die die Rückfronten der Häuser in Augenschein nehmen sollten. Zwei andere sollten versuchen, wenigstens bis ins Treppenhaus zu gelangen, um herauszufinden, wie das Gebäude von innen beschaffen war und wo auf den einzelnen Etagen die Wohnungstüren saßen.
Er selbst wollte sich gerade mit dem Rest der Männer daranmachen, in der Wand der Schmiede nach einem verborgenen Durchschlupf zu suchen, da sah er, daß der Hausmeister sich entfernte. Er beorderte ihn zurück. »Sie bleiben in meiner Nähe!«
Der Mann setzte zu einer Entgegnung an, aber in diesem Augenblick ertönte der Ruf: »Hier!«
Beckmann sah, daß zwei Kollegen an einem großen, bis an die Decke reichenden und mit Dekorationsstücken gefüllten Regal zogen. Es ließ sich wie eine Tür öffnen. Er war dann der erste, der die entstandene Öffnung durchschritt. Er tastete nach dem Lichtschalter, fand ihn, machte das Licht an, ging weiter. Die anderen folgten ihm.
Der Raum war nur dreieinhalb Meter breit, aber da er das ganze Haus von der Vorder- bis zur Rückfront durchmaß, hatte er eine Länge von fast zehn Metern. Am Ende des schlauchförmigen Verstecks befand sich eine Treppe. Vier der Männer begaben sich sofort nach oben.
Die unten Verbliebenen entdeckten ein ganzes Arsenal an Waffen: Gewehre, Pistolen, Handgranaten, Tellerminen, dazu mehrere Funkgeräte und eine große Anzahl von Gasmasken. Es gab auch einen Werktisch. Auf ihm lagen neben einer Fräse und einem Schweißgerät drei halbfertige Gehäuse von Haftminen des Typs, der auf der ALBATROS verwendet worden war. Beckmann öffnete einen Schrank, entdeckte darin eine aufrecht stehende Granate, die im oberen Drittel aufgebohrt und dann wieder verschlossen worden war. Er winkte Nausch zu sich heran, und gemeinsam studierten sie noch einmal das offizielle Informationspapier. Schließlich sagte Beckmann: »Für mich steht fest, daß es eins der gestohlenen VX-Geschosse ist! Jetzt müssen die Experten her, damit das Ding ins Labor kommt. Bis dahin stellen Sie sich vor den Schrank und passen auf, daß nichts angerührt wird. Ich werde erstmal telefonieren.« Er wollte gerade gehen, da stapfte einer der Beamten die hölzerne Treppe hinunter und meldete:
»Oben sind noch drei Etagen, aber nirgendwo eine Tür, nur die Treppenaufgänge. Waffen, Waffen, Waffen!«
»Das guck’ ich mir später an«, sagte Beckmann und ging in den Laden zurück. Er telefonierte, und dann nahm er den Hausmeister fest.

13.
    Das Ergebnis der Laboruntersuchung lag nach wenigen Stunden vor: Die sichergestellte Granate enthielt VX, wenn auch nicht mehr in einer Menge, wie die in Wasloh gelagerten Geschosse gleichen Typs sie aufzuweisen hatten. Man konnte also davon ausgehen, daß der entnommene Teil zur Herstellung der Haftminen verwendet worden war.
    Die Freude über den Erfolg blieb jedoch gedämpft, denn neben dem Triumph, die geheime Waffenwerkstatt ausgehoben zu haben, gab es auch einen Wermutstropfen. Trotz emsigen Weiterforschens konnte die andere Wasloher Granate nicht gefunden werden!
    Ein zweiter Dämpfer kam hinzu. Natürlich war es leicht gewesen, die notwendigen Angaben zum Betreiber der Werkstatt zu erhalten, doch der Mann selbst, der AngloLibanese Patrick Henderson, blieb unauffindbar. Er mußte rechtzeitig

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