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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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gewarnt worden sein.
    Um die Mittagszeit hatten die Fahnder schon Hunderte von bäuerlichen Betrieben inspiziert, darunter zahlreiche kleine Landstellen und Gärtnereien. Auch für diese Überprüfung galt, was Lemmert seinem Schützling im Flugzeug klargemacht hatte: Die Unverletzlichkeit der Wohnung war dem Bürger durchs Grundgesetz garantiert. Jedes auch nur andeutungsweise gewaltsame Eindringen wäre illegal gewesen. Doch lief die Aktion weitgehend ohne Komplikationen ab, denn die Angst vor dem angedrohten Terroranschlag stellte zwischen den Bewohnern der Häuser und den Polizisten auf Anhieb Solidarität her.
    Frank Golombek saß in Lemmerts Wagen. Philipp Ahrens war auch da. Sie wollten gerade ihren Proviant auspacken, da meldete sich ein Kollege über das Autotelefon. Lemmert sprach mit ihm. Golombek und Ahrens konnten mithören. 
    »Na, Herbert, seid ihr fündig geworden?«
    »Das hoffe ich, denn wenn nicht, hab’ ich Mist gebaut und krieg’ womöglich ein Verfahren an den Hals.«
    »Dann schieß mal los!«
    »Es ist ein kleines, altes Bauernhaus, und die Leute da betreiben den Anbau von Bio-Gemüse. Wir trafen auf eine junge Frau, die uns sagte, sie sei allein und hüte das Haus während der Abwesenheit der Eigentümer; darum könne sie einer Überprüfung nicht zustimmen. Auf meine Frage, wann die Leute zurückkämen, sagte sie: in vier Tagen. Als ich ihr dann erklärte, daß die Eigentümer wegen der allgemeinen Lage mit Sicherheit einverstanden wären, antwortete sie, das könne durchaus möglich sein, sei aber im Moment leider nicht festzustellen, und darum müsse sie bei ihrer Weigerung bleiben. Ich hatte längst gesehen, daß sie ziemlich nervös war, und dann … na ja, Cornelius, du kennst das ja auch: Hast nichts Konkretes, nicht den kleinsten Hinweis, nur die Weigerung, die in diesem Fall sogar plausibel ist, und dann die Nervosität, die aber ja, wie wir wissen, viele Unschuldige haben, sobald sie’s mit uns zu tun kriegen, du hast also nichts und dürftest demnach auch nichts und tust doch plötzlich alles.«
»Mach es ein bißchen kürzer! Was ist ›alles‹?«
»Ich bin durchs Haus getigert.«
»Mensch, Herbert! Hast du denn wenigstens was gefunden?«
»Ja, einen Mann. Er lag im Bett, und da liegt er noch. Hat eine Kopfverletzung.«
»Junge, das könnte der Russe sein, dem unser Zeuge eins über den Schädel gezogen hat! Was sagte die Frau denn, als ihr ihn gefunden hattet?«
»Der Arzt hätte ihr geraten, jeden Besuch von ihm fernzuhalten.«
»Und habt ihr sie gefragt, woher die Verletzung stammt?«
»Klar. Ein gerissener Flaschenzug. Der Schäkel ist dem Mann auf die Birne geknallt. Sagt sie.«
»Gibt es Kinder auf dem Hof?«
»Nein.«
»Tiere?«
»Auch nicht.«
»Wir kommen sofort. Haltet die beiden unter Kontrolle! Sie dürfen auf keinen Fall telefonieren! Ich rufe noch ein paar von unseren Leuten zusammen. Wo ist der Hof?«
Der Mann nannte den Ort, beschrieb den Weg, und die Fahrt ging los. Ahrens saß am Steuer. Es waren nur elf Kilometer zurückzulegen. Lemmert gab an einige Kollegen die Order durch, sich schnellstens vor Ort zu begeben, aber auf jeden Fall dafür zu sorgen, daß die Wagen versteckt wurden und alle Männer sich im Innern des Hauses aufhielten, damit eventuell zurückkehrende Mitbewohner nichts Auffälliges bemerkten.
Als sie ankamen, waren zwei der avisierten Mannschaften bereits eingetroffen.
Golombeks Anwesenheit, auf der Lemmert von Anfang an bestanden hatte, erwies sich als äußerst nützlich, denn kaum hatte man ihn in den Raum geführt, in dem ein Polizist den Mann und die Frau bewachte, war es mit deren Ausflüchten vorbei.
Einen Gruß ersparte er sich. Er wäre auch wohl kaum erwidert worden. Igor starrte ihn mit haßerfüllten Augen an, und Sieglinde war kreidebleich geworden.
»Ja«, sagte Golombek zu Lemmert, »die beiden sind von der VITANOVA. Sie nennt sich Sieglinde, und er heißt angeblich Igor. Ich hatte schon mit der Möglichkeit gerechnet, ihn erschlagen zu haben.«
»Verdient hätte er’s!« antwortete Lemmert. »Aber so ist es natürlich besser.« Er wandte sich an den Verletzten, machte keine Umschweife, fragte: »Wo habt ihr die zweite Granate?«
Igor schwieg. Lemmert sah Sieglinde an. Sie wich seinem Blick aus, schwieg ebenfalls.
»Okay. Bis jetzt hatten Sie es ja noch ganz gut bei meinen Kollegen. Sie …«, er sah wieder auf Igor, »durften im Bett liegen, und Sie …«, er nickte kurz in Richtung auf Sieglinde, »konnten ihn pflegen. Das

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