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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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fort: »So ähnlich sieht doch das Ding aus, das auf unseren Info-Blättern abgebildet ist. Ich meine den Minentyp, von dem man zwei Exemplare auf der ALBATROS gefunden hat.«
    Nausch zog das hektographierte Informationsblatt aus seiner Jackentasche. Darauf waren, mit genauen Maßangaben versehen, sowohl eine der gestohlenen VXGranaten als auch eine der in der Ostsee verwendeten Minen abgebildet. Er verglich.
    »Das Blatt lag lose drin«, sagte Nevermann, »zwischen alten Rechnungen.«
Auch der Hausmeister sah es sich an. »Das ist das Modell einer Küchenuhr«, erklärte er. Da die Abbildung auf dem von Nevermann gefundenen Papier nur einen Umriß wiedergab und nicht einmal mit dem Zirkel, sondern aus der freien Hand gezogen war, auch keine Größenangaben enthielt, meinte Nausch: »Küchenuhr wäre schon möglich.«
»Aber ich habe«, erwiderte Nevermann, »in diesem Laden keine einzige Uhr gesehen!«
»Früher wurden hier welche hergestellt«, sagte der Hausmeister.
Nevermann ließ sich nicht beirren. Er tippte auf die Skizze und sagte zu seinem Vorgesetzten: »Sogar der Streifen, der auf dem Info als Magnetring bezeichnet wird, ist vorhanden. Hier! Sehen Sie!«
Nausch verglich noch einmal die beiden Zeichnungen, und dann trat er an die Ladentheke, griff zum Telefon.
Schon eine Viertelstunde später kamen ein Kommissar namens Beckmann und zwei Inspektoren des BKA, die sich abrufbereit in der Kölner Polizeizentrale aufgehalten hatten. Der Kommissar prüfte die Zeichnung und sagte: »Ich würde auch eher auf eine Mine als auf eine Küchenuhr tippen. Also den ganzen Betrieb noch einmal auseinandernehmen!«
»Darf ich meinen Chef anrufen?« fragte der Hausmeister.
»Sonst krieg’ ich was aufs Dach, weil ich diesen Zirkus zugelassen hab’.«
»Darum werde ich mich kümmern«, sagte Beckmann.
»Geben Sie mir den Namen, die Adresse und die Telefonnummer!«
Aber er rief dann nicht den Firmenchef, sondern die Zentrale an und riet, den Besitzer der Kunstschmiede unter Kontrolle zu nehmen.
Es dauerte gar nicht lange, da meldete die Zentrale, der Eigentümer sei offensichtlich in großer Eile am frühen Morgen abgereist. Daraufhin gab Beckmann die Anweisung: »Leute, macht es gründlich! Jedes Schrankfach, jeden Werkzeugkasten, jeden Ordner und in jedem Ordner jeden verdammten Fetzen Papier! Und guckt euch auch die Fußböden genau an!« Dann fragte er den Hausmeister: »Was ist über dem Laden?«
»Meine Wohnung.«
»Die möchte ich gern mal sehen.«
»Haben Sie dafür ein Papierchen?«
»Nein, und darum bitte ich Sie sehr höflich um Erlaubnis.«
»Wenn’s denn sein muß.«
Der Mann schlurfte in seinen Pantoffeln voraus. Nach zehn Minuten kamen die beiden zurück.
»Nichts da oben«, sagte Beckmann zu Nausch, und als der Hausmeister außer Hörweite war, fuhr er fort: »Immerhin haben wir drei Indizien. Jedes für sich ist zwar reichlich schwach auf der Brust, aber zusammen geben sie was her.«
»Drei?« fragte Nausch.
»Ja. Die Zeichnung von der Mine, den eiligen Aufbruch des Chefs und die Nervosität des Hausmeisters.«
Nausch bemerkte, daß Beckmann plötzlich einen ganz leeren Blick hatte, und so fuchtelte er ihm, etwas respektlos, mit der Rechten vor dem Gesicht herum und fragte:
»Haben Sie einen Blackout?«
»Im Gegenteil, ’ne Erleuchtung.«
»Nämlich?«
»Kennen Sie das? Man sieht etwas, ist irritiert und weiß nicht, woher die Irritation kommt. So erging es mir, als wir vor diesem Haus ausgestiegen sind. Ich hatte den Eindruck von …, na, von einem entstellten Gesicht. Kommen Sie mal mit!«
Da Laden und Werkstatt im Erdgeschoß lagen, standen die beiden Männer nach wenigen Sekunden auf der Straße. Sie gingen zur anderen Seite hinüber, stellten sich dort auf den Bürgersteig und sahen auf die fünf Fenster der Kunstschmiede.
»Gucken Sie sich das mal an!« sagte Beckmann. »Etwa einen Meter links vom letzten Fenster befindet sich die Hauswand; Sie sehen es an den verschiedenen Farben. Die Schmiede hat eine gelbliche Fassade, und das Nachbarhaus ist hellblau gestrichen.«
»Und was soll es damit auf sich haben?«
»Ich bin noch nicht fertig. Die Fenster der AURORA haben normale Abstände von ungefähr einem Meter; das große Schaufenster rechts zählen wir mal nicht mit. Also nur die kleinen! Und wie schon gesagt, die Hauswand ist auch etwa einen Meter vom letzten Fenster entfernt. Bis dahin stimmt die Geometrie. Aber die Fensterreihe des Nachbarhauses fängt dann erst nach ungefähr vier Metern an, und

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