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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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wird jetzt anders. Vermutlich bauen Sie darauf, daß wir ein zivilisiertes Volk sind und daß unsere Polizei sich bei Befragungen an die Vorschriften hält. So ist es auch, jedenfalls in der Regel. Wenn es aber um das Wohl der Allgemeinheit geht, kann es passieren, daß unsere Regeln außer Kraft gesetzt werden. Zum Schutz der Bevölkerung. So ein Fall liegt jetzt vor, und dafür haben wir ein paar …, na ja, ein paar exotische Methoden in petto.«
»Was heißt das?« fragte Sieglinde.
»Das heißt«, antwortete Lemmert, »daß wir, um die Wahrheit aus Ihnen herauszubekommen, nichts unversucht lassen werden. Und konkret heißt es: Wenn wir durch Ihrer beider Leiden das Leiden unserer Landsleute abwenden können, dann tun wir das!«.
Sieglinde starrte Lemmert an. »Sie wollen … doch nicht etwa sagen, daß Sie …, daß Sie uns …«
Lemmert fuhr dazwischen: »Doch! Und da sind Maßnahmen wie Einzelhaft und Nahrungsentzug und Dunkelzelle und Postsperre natürlich zu zeitraubend, als daß wir sie auch nur in Erwägung ziehen dürften. Wir haben es nämlich, wie Sie sich denken können, eilig, verdammt eilig sogar.« Er wandte sich an die Bewacher: »Sie bleiben noch hier und behalten die beiden im Auge! Aber sicherheitshalber werden wir sie festmachen.« Er zog seine Handschellen aus der Tasche, und auch Ahrens steuerte sein Paar bei. Wenig später war Igor ans Bett gekettet, und Sieglindes Arm saß an einem der Heizungsrohre fest. »In Kürze«, sagte Lemmert dann noch, und dabei redete er niemanden im besonderen an, »nehmen wir uns den Russen vor.«
Er ging mit Golombek und Ahrens in das angrenzende Zimmer. Sie setzten sich an den Tisch, sprachen nun im Flüsterton.
»Wollen Sie«, fragte Golombek, »die beiden tatsächlich foltern?«
Lemmerts Erwiderung kam in Form einer Gegenfrage:
»Was würden denn Sie machen, wenn Sie die Wahl hätten zwischen Tausenden von Toten, unschuldigen Leuten übrigens, und einer Pflichtverletzung im Amt, bei der nur einer zu leiden hat, und zwar ein Ganove übelster Sorte?«
Golombek nickte, schwieg aber. Darauf sagte Ahrens zu ihm: »Seien Sie unbesorgt! Lemmert und ich haben eine Methode entwickelt, bei der wir uns nur die Seele, nicht aber die Hände schmutzig machen.«
»Wie ist denn das zu verstehen?« fragte Golombek.
»Das erklären wir Ihnen später«, sagte Ahrens. »Setzen Sie sich bitte ins Auto, denn bei der Geschichte dürfen wir keine Zuschauer haben.« Und dann ergänzte er: »Das hört sich übrigens ganz gut an, das mit den Zuschauern; also werde ich drinnen meine Aufforderung an Sie wiederholen. Fangen wir an!«
Den letzten Satz hatte er laut gesprochen. Sie gingen wieder ins Krankenzimmer, und dort sagte Ahrens dann zum zweiten Mal zu Golombek: »Setzen Sie sich bitte ins Auto, denn bei dem, was jetzt folgt, dürfen wir keine Zuschauer haben!«
Golombek ging.
Lemmert löste Sieglindes Handschellen von der Heizung.
»Auch für Sie ist das nichts«, sagte er. »Ich bringe Sie nach nebenan.«
Zunächst aber ließ er sie noch miterleben, wie Ahrens ihrem Freund eine zerknüllte Mullbinde in den Mund steckte und ein paar Heftpflasterstreifen darüberklebte.
»Warum das?« fragte sie entsetzt.
»Damit es hier nicht so laut wird«, antwortete Ahrens, und zu Igor sagte er: »Sobald Sie bereit sind, über das Versteck der Granate Auskunft zu geben, nicken Sie kräftig!«
Lemmert brachte Sieglinde ins Nebenzimmer, befestigte sie auch hier an der Heizung, schob ihr einen Stuhl hin, setzte sich in zwei Metern Entfernung ihr gegenüber, wartete.
Die Verbindungstür wurde geschlossen.
»Was haben Sie vor?« fragte sie.
Lemmert gab Auskunft, sprach in jovialem Ton, und gerade das machte seine Mitteilung so besonders perfide: »Es baut sich schrittweise auf. Wir fangen mit dem Nagelziehen an, aber das kennen Sie ja von Haggerty. Dann kommt das Feuerzeug. Erstmal nur an den Fußsohlen und später, falls erforderlich, im Gesicht. Wenn auch das nicht zieht, geht’s weiter. Dann kommt sein Schwanz in unsere Spezialsteckdose. Das heißt, Reinstecken bringt natürlich noch nichts. Wir helfen nach, damit es einen richtig schönen Zweihundertzwanzig-Volt-Tanz gibt. Ja, das wär’s. Jedenfalls in der ersten Phase. Phase Zwei ist dann …«
Aus dem Schlafzimmer ertönte der erste Schrei. Er kam gequetscht heraus, hörte sich eher an wie ein lautes Stöhnen.
Sieglinde sprang auf, zerrte an ihrer stählernen Fessel. Bis jetzt mochte sie noch geglaubt haben, alles wäre nur ein

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