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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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brummte der General .
»Wir machen noch etwas«, sagte Schattner. »Wir haben uns vom Bürgermeister sämtliche Zuschriften erbeten, die zum Thema Kampfstoff-Depot eingegangen sind. Das ist ein ganzes Regal voll. Ein paar tausend Briefe. Wobei zu bedenken ist, daß die meisten von Leuten aus der Umgebung kommen, die aufgebracht sind, weil sie meinen, ihr Besitz sei entwertet worden. Natürlich gibt es auch solche, die befürchten, es könnte irgendwann zu einer Panne kommen. Etliche haben mehrmals geschrieben. Den Rekord hält ein Wasloher Hotelbesitzer mit vierunddreißig Beschwerden, gefolgt von einem Kellbacher Lehrer, der sich in Sachen ›Depot‹ achtzehnmal an die Gemeinde gewandt hat. Koordiniert mit der Überprüfung dieser Brief Schreiber läuft eine Aktion des Bundeskriminalamts, in deren Verlauf wir allen Zuschriften zum Thema ›Wasloh‹ nachgehen, die je beim Bundesverteidigungsministerium eingegangen sind.«
»Was ist mit dem Auto der Tennispartnerin?« fragte der General .
»Geklaut«, antwortete Conrady. »Das Fahrzeug wurde schon bald nach dem Anschlag auf Braden im Wasloher Forst gefunden und inzwischen identifiziert als ein in Paris gestohlener Wagen. Während der beiden letzten Wochen hat er mehrmals vor dem Kellbacher Tennisclub gestanden.«
»Fingerabdrücke?«
»Jede Menge. Sie werden noch ausgewertet, genau wie die aus dem Club.«
»Uns allen ist ja wohl klar«, sagte der General , »daß Colonel Braden für die Terroristen nur eine Symbolfigur war. Mit dem Attentat auf ihn wollten sie gegen das Depot demonstrieren. Selbst die todeswütigsten Anarchisten würden ein Lager mit Nervengas nicht in die Luft jagen, aber ich halte es für möglich, daß sie auch in Zukunft versuchen werden, Signale zu setzen, und da sind die oberen Ränge des Personals natürlich gefährdeter als die unteren.« Er wandte sich jetzt an McGilles: »Sind die Sicherheitsmaßnahmen im Camp verstärkt worden?«
»Selbstverständlich«, antwortete der Major . »Die Wachen sind verdoppelt worden. Außerdem haben wir eine Ausgangssperre verhängt.«
Der General stand auf, und so taten es die anderen auch. Er trat auf McGilles zu, legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Mal ganz im Vertrauen, Major , hat Braden Ihnen oder anderen irgend etwas über seine neue Eroberung erzählt? Sie wissen, was ich meine: Vielleicht hat er von einer besonders aparten Blinddarmnarbe gesprochen. Wir brauchen jeden auch noch so kleinen Hinweis für die Fahndung.«
Doch der Major schüttelte den Kopf. »Nichts! Er lebte nach der Devise: Der Kavalier genießt und schweigt.«
»Schade! Was hat sein Fahrer ausgesagt?«
»Er hatte nur die Anweisung, den Colonel in den Club zu bringen und zu einer bestimmten Zeit wieder zur Stelle zu sein. Er hat Braden um 7.20 Uhr hingefahren und ist dann ins Camp zurückgekehrt. Um kurz vor neun war er wieder auf dem Parkplatz des Clubs, und da stürzte sofort jemand auf ihn zu und sagte, man habe seinen Colonel ermordet im Duschraum aufgefunden. Harper, so heißt der Fahrer, ist dann mit ins Haus gegangen. Der Arzt war schon da, aber das war reiner Zufall, denn der wollte um neun mit seiner Frau ein match machen. Er hat den Toten gefunden, und auch das war Zufall. Braden saß nämlich mit seinem Hinterteil auf dem Abfluß, und so drang das Duschwasser, das immer noch lief, bis in die Umkleidekabinen. Auch den toten Spanier hat der Arzt gefunden.«
»Okay.« Der General zog ein Notizbuch aus der Tasche.
»Ich möchte also sprechen mit Golombek, mit Matthews Fahrer, mit dem Arzt, mit dem Pächter des Tennisclubs und auch mit Golombeks Frau.« Er notierte sich die Namen und klappte das Büchlein zu. »Montag wird Braden in seine Heimat überführt«, sagte er dann. »Ich gäb’ was drum, könnte ich der guten Amely statt des Sargs die Schwarzwälder Uhr schicken! Die wünscht sie sich seit Jahren, und jedesmal vergißt dieser verdammte Matthew, sie ihr mitzubringen; jetzt schon wieder.«

9.
    Frank Golombek hatte sich für den Rückflug von Madrid nach Frankfurt einen Platz in der Ersten Klasse besorgt. Es gab nur zwei weitere Passagiere in seiner Kabine, Männer mittleren Alters, die spanisch miteinander sprachen und auf der anderen Seite des Ganges saßen.
    Er sah aus dem Fenster, sah in die Wolken und dachte: Wieso kehre ich in wenigen Stunden auf die Erde zurück, die sie, für die ich gelebt habe, nun verlassen hat?
    Die beiden Männer auf der anderen Seite waren in ihr Gespräch vertieft, und so schämte er

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