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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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sich auf, blähte die Nüstern, machte kehrt und galoppierte davon.
Was war passiert?
Aus einer Schneise war – wie ein Drachen, der im Hinterhalt gelauert hatte – ein amerikanischer Panzer in den Weg gerollt. Cara kannte viele Fahrzeuge, aber Panzer kannte sie nicht, und auch das Gerassel der Ketten hatte sie noch nie gehört. Sie galoppierte zurück, und Marianne, der es bei klarem Verstand vielleicht gelungen wäre, das Tier zu beruhigen, wirbelte herum wie ein Korken in wildem Wasser. Trotz ihrer Benommenheit machte sie ein paar instinktive Bewegungen, die richtig waren, legte sich nach vorn, straffte die Zügel nicht ruckartig, sondern langsam, und ihre Hände hielten sich fest an dem Leder, so gut es ging. Doch das Tier war immer noch in Rage und daher unberechenbar. Plötzlich, es hatte eine kleine kahlgeschlagene Fläche entdeckt, scherte es nach links aus und stürmte mit unverminderter Geschwindigkeit weiter, preschte unter einem etwa zwei Meter hohen, quer verlaufenden Ast hindurch. Die unvermutet in den Weg ragende armdicke Barriere traf Mariannes Hals. Es gab einen furchtbaren Laut, und wenn Menschen in der Nähe gewesen wären, hätten sie sicher nicht zu sagen vermocht, was da krachte, Holz oder Knochen oder beides.
Sie fiel zu Boden, blieb liegen. Das Pferd kam nicht weiter, als der Kahlschlag reichte; an den dichtstehenden
Bäumen machte es kehrt, und dann fand es seine Reiterin. Der lange Hals beugte sich hinab, die Nüstern strichen über die Jeans, über die Bluse, verharrten am Kopf. In dem dunklen Mädchenhaar entstand Bewegung, aber das kam von dem Schnauben des Tieres.

8.
    In der Kommandozentrale des Wasloher Depots saßen fünf Männer in einem kleinen Raum hinter verschlossener Tür, drei Amerikaner und zwei Deutsche. Ein GI hatte ihnen Kaffee gebracht.
    Die Amerikaner waren: der stellvertretende Depot-Chef Major McGilles, General Hopkins von der US-MilitaryBase in Karlsruhe und der in Zivil erschienene Captain Maldonado vom NATO-Hauptquartier in Brüssel, ein gebürtiger Puertoricaner, der aber schon als Kind mit seinen Eltern von Arecibo nach Jacksonville in Florida gezogen war. Die beiden Deutschen trugen ebenfalls Zivil. Der eine, Kriminaldirektor Schattner, gehörte zum Bundeskriminalamt, der andere war Oberst Conrady vom Militärischen Abschirmdienst.
    Die Männer sprachen englisch miteinander. Es ging um den Mord an Colonel Braden. Sowohl die Deutschen als auch die Amerikaner waren betroffen; die einen, weil die Tat in ihrem Land verübt worden war, die anderen, weil sie einen Kollegen verloren hatten.
    Der General , ein bulliger Typ mit rotem Gesicht und grauen Stoppelhaaren, zeigte auf die vor ihm liegenden Papiere, die die bisherigen Ermittlungsergebnisse sowie zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung enthielten, und sagte: »Das alles riecht nicht nach RAF. Ich hab’ das Gefühl, die VITANOVA ist eine eigenständige Organisation. Wenn aber doch eine Verbindung besteht, dann höchstens so, daß ehemalige Mitglieder, vielleicht auch nur Sympathisanten der RAF, irgendwann zu dieser Gruppe gestoßen sind.«
    »Und aus welchem Grund nehmen Sie an, die RAF sei diesmal nicht beteiligt?« fragte Schattner.
»Weil die ganz plötzlich, wie aus dem Nichts, auftaucht, ihre Anschläge ausführt und wieder verschwindet. Hier aber ist eine junge Frau zwei Wochen mit Braden zusammen gewesen. Die beiden haben Tennis gespielt, im Club ihre Drinks genommen und mit Sicherheit auch noch ganz was anderes miteinander gemacht. Ja, und dann hat die Dame ihn umgebracht, so wie das Spinnenweib den Spinnenmann nach erfolgter Begattung umbringt. Glauben Sie mir, das ist nicht die Handschrift der RAF!«
»Vielleicht«, meinte Schattner, »hat die Reiterin, die heute mittag hier in der Nähe tödlich verunglückt ist, etwas mit der Sache zu tun.«
McGilles schüttelte den Kopf. »Denken Sie etwa, daß sie es war, die mit Colonel Braden Tennis gespielt hat?«
»Natürlich nicht! Sie ist ein Torso, das wissen wir alle. Vielmehr war sie einer. Aber immerhin konnte sie reiten, und sie hat sich oft in der Umgebung des Depots aufgehalten.«
»Soviel ich gehört habe«, warf Oberst Conrady ein, »hat ihr Vater ein Gestüt. Das erklärt schon mal das Reiten. Außerdem liegen die Ländereien dieser Leute hier in der Gegend, und damit wäre auch das Lokale klar.«
»Trotzdem!« beharrte Schattner. »Sehen Sie sich doch die siebenundzwanzig Hinweise an, die da auf dem Tisch liegen! Nicht weniger als elf

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