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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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beziehen sich auf die Reiterin oder auf ihren Vater, also auf Marianne oder auf Frank Golombek. Beide sind immer wieder in der Nähe des Depots gesehen worden. Okay, es sind ihre Felder, aber nicht selten wurden sie nachts dort angetroffen oder ganz früh am Morgen. Außerdem wissen wir, daß Frank Golombek dem Wasloher Gemeinderat angehört, und wie mir der Bürgermeister sagte, halten die meisten Golombeks Mitarbeit für ein sehr einseitiges Engagement. Er mischt da nur mit, um möglichst effektiv Front machen zu können gegen das Depot.«
»Wo ist dieser Mann denn jetzt?« fragte Maldonado.
»Er sitzt im Flugzeug«, antwortete McGilles, »irgendwo zwischen Madrid und Frankfurt. Ich habe der Frau die Nachricht vom Tode ihrer Tochter überbracht, und da hat sie in meinem Beisein mit dem Flughafen Madrid telefoniert, hat ihren Mann dort ausrufen lassen. Er wollte gerade nach Chile abfliegen.«
»Nach Chile?« wunderte sich Maldonado.
»Ja.« McGilles nickte. »Irgendwas Privates, sagt seine Frau.«
»Jedenfalls …«, der General schlug so heftig mit der Hand auf den Tisch, daß die Tassen schepperten, »will ich diesen Mann sprechen!« Er zündete sich ein Zigarillo an.
»Herrgott, ich hab’ es Matthew wohl hundertmal gesagt, hab’ ihn angefleht: ›Erledige deine Weibergeschichten drüben, wo kein Mensch ahnt, was du in Europa machst!‹ Aber nein! Wissen Sie, was er mir beim letzten Mal geantwortet hat? Erzählt er mir doch glatt einen Witz! Den von den russischen Matrosen, die mit ihrem Schiff in Neapel liegen. Sagt der Kapitän zu ihnen, bevor sie an Land gehen: ›Jungs, bleibt sauber! Die Neapolitanerinnen haben auch nichts anderes als eure Ninas und Nataschas zu Haus!‹ Da antwortet ihm einer der Matrosen: ›Das ist schon richtig, Väterchen Kapitän, aber die Neapolitanerinnen haben es hier!‹ Ja, so kam mir der gute Matthew, und was soll man darauf antworten? Vor allem: Was soll ich jetzt seiner Frau erzählen und seinen Kindern? Na ja, wird mir schon was einfallen.«
Wieder brachte er die Tassen zum Scheppern, und dann fragte er McGilles: »Wie ist es eigentlich zu dem Reitunfall gekommen?«
Der Major setzte seinen General ins Bild, und dann erklärte er mit Nachdruck: »Aber unsere Männer haben keine Schuld! Fast alle unsere Fahrzeuge sind seit gestern, also seit dem Anschlag, unterwegs, und Sergeant Stone war grad dabei, mit seinem Panzer in diesen Waldweg einzubiegen, da kam das Mädchen angeritten. Sie war übrigens betrunken, sagen die Ärzte. Na, und in dem Zustand hat sie ihr Pferd, das scheu wurde und kehrtmachte, wahrscheinlich nicht halten können. Und dann war da dieser Ast. Wirklich, unsere Männer trifft keine Schuld.«
»Also«, Maldonado klopfte mit den Fingerspitzen seiner rechten Hand auf die Papiere, »was ist zu tun?«
Oberst Conrady antwortete: »Natürlich muß man mit diesem Golombek sprechen. Immerhin ist er nur einen Tag nach dem Anschlag auf Braden abgeflogen. Er könnte die Tat vorbereitet und sich nach erfolgter Durchführung abgesetzt haben. Und was seine Tochter betrifft: Okay, Bradens Tennispartnerin kann sie nicht gewesen sein, aber das ist noch lange kein Beweis dafür, daß sie nicht in die Sache verstrickt war, zusammen mit ihrem Vater.«
»Was haben wir sonst noch?« fragte Maldonado.
»Vier Hinweise beziehen sich auf angeblich konspirative Wohnungen«, antwortete Conrady. »Wir sind dabei, diese Angaben zu überprüfen, aber von zwei Wohnungen wissen wir schon, daß sie entfallen. Bei der einen hat nichts weiter als nachbarlicher Streit zu der Anzeige geführt; da wurde unsere Bitte um Mithilfe eindeutig für eine Privatfehde mißbraucht. Die andere Wohnung wurde zeitweilig von einem unserer V-Männer benutzt. Es kam zur Meldung, da V-Leute und Terroristen in ihrer Lebensführung ähnliche Merkmale aufweisen. Bleiben zwei übrig. Ich schätze, in einer Stunde wissen wir über die auch Bescheid. Übrigens«, er wandte sich an General Hopkins, »bin ich der Meinung, daß die RAF durchaus in Frage kommt. Die klassischen RAF-Praktiken wie zum Beispiel die Benutzung teurer Autos und abgelegener Häuser und die isolierte Lebensführung sind ja mittlerweile von diesen Leuten aufgegeben worden. Jetzt fahren sie Mittelklassewagen, wohnen in Mietblocks und pflegen …, ja, wie soll man es sagen, eine Art Bürgernähe. Ihre neue Tarnung ist das Mittelmaß, und dazu paßt auch, daß eine RAFAngehörige sich in einen kleinstädtischen Tennisclub einschleust.«
»Mag sein«,

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