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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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da.«
»Wo ankommen?«
»Bei uns zu Haus.«
»Wo ist das?«
»Kein Kommentar.«

5.
    Frank Golombek war nach Frankfurt gefahren, um ein paar Bankgeschäfte zu erledigen und einen befreundeten Makler aufzusuchen, den er kurz vor Mariannes Tod mit dem Verkauf einiger nicht genutzter Wiesen- und Waldgrundstücke beauftragt hatte. Dabei war es ihm weniger um den Handel selbst als vielmehr um eine fachkundige Stellungnahme zum Wert der in der Gemarkung Wasloh liegenden Ländereien gegangen.
    Das Ergebnis war deprimierend. In dem Gespräch, das gleich am ersten Tag im Büro des Freundes stattfand, hatte er erfahren, daß die Preise für die als landwirtschaftliches Nutzland ausgewiesenen Flächen in den letzten Jahren um dreißig bis vierzig Prozent zurückgegangen waren und daß er für sein Gestüt, dessen Verkauf er allerdings noch nie in Erwägung gezogen hatte, höchstens 1,8 Millionen Mark erzielen würde. In fast jeder anderen Gegend Deutschlands, so hatte der Freund gesagt, brächte ein Besitz wie der seine das Doppelte. Mit diesen Informationen kehrte er am späten Nachmittag ins Hotel zurück. Was ebenfalls für diesen ersten Tag auf seinem Programm stand, war etwas ganz anderes, und vielleicht war es sogar geeignet, ihn aus der Lethargie der vergangenen Wochen herauszureißen. Ein Mann mit Namen Thomas Scherer hatte ihn am Vortage angerufen, sich als Vertreter einer kleinen, international operierenden Unweltschutz-Organisation vorgestellt und dann gesagt, seine, Golombeks, Einstellung zum Sondermunitions-Depot GY350 sei ihm durch Zeitungsberichte bekannt, und daher würde ein Mitglied der Gruppe sich gern einmal mit ihm unterhalten. Es gehe um die Frage, wie man die Öffentlichkeit aufrütteln könne. Darauf hatte er spontan erwidert, er fahre am nächsten Morgen nach Frankfurt und schlage ein dortiges Treffen vor. Der Anrufer hatte sich einverstanden erklärt, und unter gegenseitiger Zusicherung absoluter Diskretion hatten sie dann eine Zusammenkunft in seinem Hotel vereinbart. Eine junge dunkelhaarige Frau werde kommen, hatte der andere noch gesagt, eine Französin mit Namen Nadine Berguerer; sie werde ab achtzehn Uhr in der Hotelbar auf ihn warten, werde im Haar eine silberne Spange tragen und den FIGARO lesen.
    Als er die Halle betrat, sah er auf die Uhr. Es war kurz nach fünf. Er hatte also noch Zeit, ging in sein Zimmer, duschte, legte sich im Bademantel aufs Bett. Er überlegte, wie die Organisation beschaffen sein könnte. Acht Mitglieder, hatte der Mann am Telefon gesagt. Ein großes Aufgebot ist das nicht gerade, dachte er. Fragt sich, was sie planen. Versammlungen? Sitzblockaden vor dem Schlagbaum? Spruchbänder und Flugblätter? Hoffentlich ein bißchen mehr, denn das alles haben wir ja schon gehabt!
    Um kurz vor sechs bestieg er den Lift, und während die Kabine abwärts glitt, dachte er noch einmal: Wenn auch nur die geringste Aussicht auf Erfolg bestehen soll, muß es was ganz Neues sein!
    Als er die Bar betreten hatte, entdeckte er das junge Mädchen mit dem FIGARO sofort, und er sah auch die silberne Spange. Donnerwetter, dachte er, da haben die mir aber was Hübsches geschickt! Zu den grünen Strickmädchen gehört sie also schon mal nicht.
    Er trat an ihren Tisch, nickte kurz und sagte: »Mein Name ist Golombek. Ich glaube, wir beide sind hier verabredet.«
    Sie gab ihm die Hand. Er ergriff sie, dachte: Wie klein! Wie eine Kinderhand! Und dachte auch: Was können solche Hände schon bewegen? Aber dann fielen ihm Mariannes Hände ein, die nicht mal die eines Kindes gewesen waren und doch so viel gekonnt hatten.
    »Ich heiße Nadine.«
Er setzte sich ihr gegenüber auf einen der lederbezogenen Stühle, die sehr steile Lehnen hatten und ein bißchen unbequem waren. »Ich habe«, sagte sie »absichtlich keinen Tisch mit tiefen Sesseln genommen. Da ist man so weit auseinander und muß so laut sprechen.«
    Er sah sich um. Außer ihnen befanden sich etwa zwölf Personen in dem Raum. Die beiden Nächstsitzenden, zwei ältere Männer, waren vier bis fünf Meter von ihnen entfernt.
»Sehr richtig«, antwortete er. Er sah auf ihre Tasse. »Möchten Sie zu Ihrem Kaffee einen Kognak oder irgend etwas anderes? Vielleicht gibt es hier auch was zu essen. Haben Sie Hunger?«
»Nein danke, ich möchte nichts.«
Er rief den Kellner heran und bestellte sich einen Polignac, der gleich darauf gebracht wurde. Als sie wieder allein waren, fragte er: »Sie sind also Französin?« »Ja, aber ich lebe schon lange

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