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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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doch mal ein paar Tage Urlaub zu erbitten, damit sie gemeinsam etwas unternehmen könnten, zum Beispiel eine Autofahrt ins belgische Ostende, wo ihre Eltern ein Sommerhaus hatten. Sie könnten sich ein Boot mieten und einen kleinen Segeltörn entlang der flandrischen Küste machen, irgendwo ankern und dann in der kleinen, gemütlichen Kabine übernachten. Diese Aussicht hatte er verlockend gefunden, und da die nach Bradens Tod verhängte Ausgangssperre inzwischen aufgehoben worden war und er seit langem keinen Urlaub mehr gehabt hatte, war er mit dem Antrag auf das Wohlwollen seines Vorgesetzten gestoßen. Drei Tage waren ihm bewilligt worden. Er hatte nur, wie üblich, erklären müssen, wo er sich aufhalten werde, hatte das Seebad Ostende angegeben und auch erwähnt, daß er von dort aus eine etwa vierundzwanzigstündige Segelpartie unternehmen würde.
    Nun saß er – es war halb acht Uhr morgens – startbereit in der Unterkunft, wartete nur noch auf Bob Towler, seinen Kollegen, um mit ihm den Dienstplan der nächsten Tage zu besprechen.
    Er sah auf den Kalender an der Wand, dachte: Vierter Juli, das ist für mein Land ein wichtiges Datum, und heute abend wird im Casino natürlich kräftig gefeiert. Aber ich hab’s mit Sicherheit noch besser! Als wollte der Kalender seine, Jeff Haggertys, private Nutzung des diesjährigen vierten Juli dokumentieren, wartete er für diesen Tag mit einer der berühmten Zeichnungen von Alberto Vargas auf, über dessen langbeinige Schönheiten Hugh Hefner einmal geschrieben hatte, sie räkelten sich in verführerischer Unschuld von Monat zu Monat und erinnerten die GIs daran, daß sie zu Hause noch mehr erwartete als Mamas Apfelkuchen.
    Über der großen roten Vier prangte das ESQUIREFaltbild »Warnsignal«. Das leichtbekleidete rotblonde Vargas-Girl saß auf einem grünen Rund, das an das großflächige Schwimmblatt einer Seerose erinnerte. Eines der langen nackten Beine hing von der Kante herunter, das andere war angewinkelt. Daß dieses Bild »Warnsignal« hieß, entlockte dem vierzigjährigen Haggerty ein Schmunzeln.
    Bob Towler kam um zehn Minuten vor acht. Doch bevor es an den Dienstplan ging, sprachen sie erstmal über die andere Männersache.
    »Sag mal«, meinte der etwas jüngere Towler, »drei ganze Tage und Nächte, das ist ja ’ne scharfe Sache.«
»Ja, fast wie ’ne Hochzeitsreise. Du, die hat eine Leidenschaft im Bauch, da wirst du glatt zum Tier.«
»Denkst du bei so was auch manchmal an Aids?«
»Bestimmt nicht. Erstens ist die Puppe topclass und bei allem Hang zu ausgesuchten Schweinereien ein HygieneFreak. Und zweitens: Mal dir bitte aus, ich stelle jetzt das Bumsen ein und sterbe in zwei Jahren an Lungenkrebs! Da würde ich mich ja grün und blau ärgern. Oder umgekehrt: Ich hör’ auf zu rauchen, schmachte mich mühsam durchs erste Jahr und krepiere dann an Aids. Das wär’ fast genauso ärgerlich. Also mach’ ich lieber mit beidem weiter und sterbe mit achtzig an Mumps. Wenn ich mit irgendwas von dem, was mir wirklich Spaß bringt, aufhöre, ist das Risiko zu groß, daß es das Falsche sein könnte.«
»Wie sieht sie aus?«
Der etwa einssechsundsiebzig große, etwas korpulente Jeff Haggerty stand sogar auf, um dem Kollegen zu demonstrieren, wie schön Sophie sei. Er faßte sich an die Brusttaschen seines Freizeithemdes, knautschte den knallroten Stoff zusammen und sagte: »Also hier, würde ich schätzen, sechshundert Gramm. Pro Seite natürlich und schön stramm. Und hier …«, er griff hinter sich und klopfte auf die Gesäßfläche seiner weißen Leinenhose, »sitzen auch ein paar knackige Pfunde, ganz hell, wie ich’s mag, weil ich selbst ja ein bißchen dunkel bin. Du weißt, mein Urahn Timothy Haggerty war ein Südstaatensklave. Und komisch, mein Vater ist heller als ich! Na ja, manchmal überspringt das wohl eine Generation. Und groß ist sie, ungefähr so wie ich, dabei schlank, oder sagen wir: mittelschlank. Und dann die grünen Augen! Die waren es eigentlich, die mich verrückt gemacht haben.«
»Wann und wie hast du sie kennengelernt?«
»Vor ein paar Wochen. In ’ner Kneipe. Ich hatte mich da schon eine geschlagene Stunde gelangweilt, und plötzlich kommt sie rein. Mit einem Mann. Die beiden setzen sich und bestellen was. Und dann fängt zwischen uns beiden das Blickgefecht an. Kennst du das: Da sitzt eine, und sie hat ihren Geier dabei, und trotzdem gehen ihre Augen auf Jagd? So was baut mich immer unheimlich auf. Und als der Kerl

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